Von Mexiko nach Dresden
Die drei erhaltenen Maya-Codices stammen vermutlich aus dem Nordteil der Halbinsel Yukatan, wofür die vorherrschende yukatekische Maya-Sprache, die Form der Hieroglyphen und die in den Manuskripten erwähnten Götter sprechen.
Der weitere Weg der Dresdner Handschrift liegt größtenteils im Dunkeln. Höchstwahrscheinlich gelangte sie im 16. Jahrhundert im Zuge der spanischen Eroberung Südamerikas an den Madrider Königshof, der zu dieser Zeit zur Habsburger Dynastie gehörte. Über die dynastische Verbindung der Habsburger mit ihrem Stammland Österreich kam die Handschrift anschließend wahrscheinlich nach Wien.
Die erste belegbare Nachricht über die Handschrift gibt dann der sächsische Hofkaplan und Oberbibliothekar Johann Christian Götze (1692–1749), der den Codex 1739 in Wien ausfindig machte und nach Dresden mitbrachte. In einer 300 Nummern umfassenden Liste von Büchern, die Götze der Kurfürstlichen Bibliothek übergab, ist als letzte Nummer „Ein unschätzbares mexicanisches Buch mit Hieroglyphischen Figuren“ aufgeführt. Zu Beginn des ersten Bandes seiner „Merckwürdigkeiten der Königlichen Bibliotheck zu Dreßden“ von 1743 bezeichnet Götze den Codex als „Ein Mexikanisches Buch mit unbekannten Charactern und Hieroglyphischen Figuren auf beyden Seiten beschrieben, und mit allerhand Farben bemahlet, …“. Zum Vorbesitzer des Codex notiert er recht unpräzise: „Man hat ihn vor wenig Jahren bey einer Privat-Person in Wien gefunden, und als eine unbekannte Sache gar leicht umsonst erhalten“.