Website-Kopfzeile

Arbeiten in der Papiermühle

Das von den Lumpensammlern zur Papiermühle gebrachte Material (die Hadern) wird nach Faserart, Färbung und Qualität sortiert und in kleine Fetzen zerteilt.

Die Lumpen werden unter Wasserzusatz zum Faulen gebracht. Dieser sogenannte Mazerierungsprozess zieht sich über mehrere Wochen hin. Dann werden die so behandelten Lumpen an einem senkrecht montierten Sensenblatt in kleine Stücke geschnitten.

Die Welle des Wasserrads besteht aus einem Baumstamm. In diesen Wellbaum sind Nocken eingelassen, die in zeitlich genau aufeinander abgestimmten Abständen die hölzernen Hämmer des Lumpenstampfwerks anheben. Wenn die Hammerköpfe in den mit Wasser und Lumpenfetzen gefüllten Stampftrog zurückfallen, zerfasern die in die Hammerbahn eingelassenen Eisennägel die Lumpen. Durch den Rhythmus der sich hebenden und senkenden Stampfwerkhämmer wird der Troginhalt dabei in eine kreisende Bewegung versetzt.

Das im Lumpenstampfwerk aufbereitete Fasermaterial wird anschließend in der Schöpfbütte mit viel Wasser aufgeschwemmt. Drei Papiermacher fertigen nun mit zwei Schöpfformen und einem dazu gehörigen Rahmen im Wechseltakt innerhalb eines Arbeitstages etwa 3500 Bogen Papier. Der Schöpfer ist der erste der Papiermacher; er entnimmt mit der Schöpfform eine Portion Fasermaterial, das auf dem Drahtsieb der Schöpfform ausgebreitet innerhalb weniger Sekunden ein Papierblatt bildet. Die Schöpfform wird vom Gautscher übernommen und die Oberseite nach unten gedreht. Der noch feuchte Papierbogen wird nun auf einen Wollfilz abgedrückt („abgegautscht“) und mit einem weiteren Filz abgedeckt. In der Zwischenzeit bildet der Schöpfer mit einer zweiten Schöpfform den nächsten Bogen. Der Reihe nach entsteht ein Stapel von 181 Bogen Papier zwischen 182 Filzen, der sogenannte Pauscht. Dieser wird unter der hölzernen Nasspresse entwässert. Der dritte Papiermacher, der Leger, muss nun die Papierbogen und die Filze voneinander trennen. Die Filze werden für den nächsten Pauscht aufeinander gestapelt, das Papier noch einmal im „weißen Pauscht“ gepresst und dann zum Trocknen gebracht.

Auf dem Trockenboden der Papiermühle werden die geschöpften und gepressten Papierbogen über Stricke – oft aus Rosshaar gefertigt – zum Trocknen aufgehängt.

Das geschöpfte und getrocknete Papier verhält sich aber, wenn man es mit wässriger Tinte beschriftet, wie Löschpapier – die Tinte fließt aus, das Geschriebene ist nicht mehr zu entziffern. Um dies zu vermeiden, müssen die Papiermacher aus tierischen Abfällen wie Lederresten oder aus den Füßen geschlachteter Schafe einen Leim kochen. In diesen aus Proteinen bestehenden Leim wird das Papier eingetaucht und unter der Leimpresse von überschüssiger Leimflüssigkeit befreit. Unmittelbar danach  müssen die einzelnen Papierbogen wieder voneinander getrennt werden.

In einem zweiten Teil des Trockenbodens werden anschließend diese mit „tierischer Leimung“ behandelten Bogen zum Trocknen aufgehängt.

Wenn das geleimte Papier getrocknet ist, werden die Bogen einzeln genau kontrolliert. Mit einem kleinen Messer können Unebenheiten oder Verunreinigungen beseitigt werden. Anschließend werden die einzelnen Bogen geglättet und je nach Qualität (Erste Wahl oder Ausschuss) abgezählt und abgepackt. 25 Bogen Druckpapier bzw. 24 Bogen Schreibpapier bilden ein Buch, 20 Buch ein Ries. Zuoberst wird das Ries mit einem Aufdruck bezüglich Qualität und Herkunft gekennzeichnet.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom

Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek

exihibition banner
Arbeiten in der Papiermühle