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Verborgene Schätze des Marburger Geschichtsvereins

im Landgrafenschloss

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)


Blick in die Sammlung des Geschichtsvereins

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, 1880, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg
Eigentümer: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Blick in die Sammlung des Geschichtsvereins. Fotografie Ludwig Bickells, Glasplattennegativ 1880

Einleitung

Der Marburger Geschichtsverein besitzt eine rund 150 Jahre alte kulturhistorische Sammlung, die seit knapp 100 Jahren als Dauerleihgabe im Universitätsmuseum, zunächst im Jubiläumsbau, heute Kunstgebäude, seit 1981 im Landgrafenschloss, untergebracht ist. Seit der Schließung des Wilhelmsbaus im Dezember 2021 aus Gründen des Brandschutzes ist sie nicht mehr öffentlich zugänglich. Mit dieser Online-Ausstellung werden ausgewählte Objekte vorgestellt und die Sammlung so wieder sichtbarer gemacht.



Ludwig Bickell

Fotografie, 1873, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg

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©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Porträtfotografie Ludwig Bickells auf einem Glasplattennegativ aus dem Jahr 1873
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Ludwig Bickell, Fotografie aus dem Jahr 1873, Bildarchiv Foto Marburg fm1521058

Der Beginn der Marburger Altertümer-Sammlung

Ludwig Bickell (1838-1901) begründete um 1875 die Altertümer-Sammlung des Marburger Geschichtsvereins. Seit 1866 hatte er zunächst für sich, wenn auch wohl schon bald in Abstimmung mit dem Geschichtsverein, Zeugnisse des alltäglichen Lebens im gerade untergegangenen Kurfürstentum Hessen gesammelt, „ohne Rücksicht auf praktische Zwecke und sogen. Kunstwerth“ zu nehmen. Bickell brachte zunächst die immer zahlreicheren Objekte in einem Zimmer seiner Wohnung in der Kugelgasse, später dann auch im Keller und im unteren Geschoss des Hauses unter. Für die am 21. Juli 1875 in Marburg stattfindende alljährliche Generalversammlung des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, zu dem der Marburger Verein gehörte, wurde eine Ausstellung vorbereitet. Man wollte das vor dem Untergang bewahren, „was an Werken der heimischen Kleinkunst, Kunstindustrie, sowie an Antiquitäten (im guten Sinne) u.s.w.“ noch vorhanden war, um zu demonstrieren, dass eine gezielte Sammlungstätigkeit „wirklich der Mühe lohnt und es unsere ernste Pflicht ist, nach dieser Richtung thätig zu sein“, wie der Verein im Vorfeld verlauten ließ. Die Ausstellung war offenbar ein Erfolg, beriet man doch bereits am 5. August auf einer Zusammenkunft des Marburger Vereins über die Sammlung und wählte Bickell zu deren Konservator. Das war der Startschuss für die Altertümer-Sammlung des Marburger Geschichtsvereins. Im Zusammenhang mit der erwähnten Ausstellung entwarf Bickell auch Pläne für ein hessisches Landesmuseum in Marburg, das seit 1868 im Gespräch war, aber nie verwirklicht wurde.



Auch anderswo wurde gesammelt

Sammlungen verschiedener Objekte trugen viele Geschichtsvereine zusammen und taten dies auch schon vor Ludwig Bickell. Neben den schriftlichen Quellen, hier vor allem Urkunden, die gesammelt und publiziert wurden, betätigten sich die historischen Vereine als Pioniere der Denkmalpflege und schufen erste Sammlungen, die alsbald in historischen Museen untergebracht wurden. So „wirkten die Vereine für Bürger, Gemeinden und Staaten als Erzieher“, wie der Historiker Hermann Heimpel formulierte. „Aber als gute Erzieher machten sie sich auch wieder überflüssig. Es ist ein immer wieder zu belegender Vorgang, daß Vereinszwecke schließlich von der öffentlichen Hand aufgenommen und so weit aufgehoben wurden: vereinseigene Urkunden gelangten in die öffentlichen Archive, Vereinsbibliotheken in städtische Büchereien, die Denkmalpflege verstaatlicht sich, das Vereinsmuseum wird zum Stadt-Museum.“

Die angedeuteten Entwicklungslinien lassen sich auch beim 1834 in Kassel gegründeten Verein für hessische Geschichte und Landeskunde und seinen im Laufe der Jahre entstehenden Zweigvereinen auf dem Territorium von Kurhessen beobachten: Von Anfang an wurde in Kassel und Hanau gesammelt. In den Mitteilungen an die Mitglieder sind die Neuerwerbungen benannt: häufig handelte es sich um Geschenke von Privatleuten, Stücke, die irgendwo aufgetaucht oder ausgegraben worden waren. Darunter sind neben archäologischen Funden zahlreiche Münzen. Gegenstände aus der näheren Umgebung Marburgs gingen bis 1875 nach Kassel. In den neuen Statuten von 1875 war vorgesehen, dass in Kassel die Objekte der Vor- und Frühgeschichte beheimatet sein sollten, in Marburg „für die hessische Geschichte bedeutsame Gegenstände sowie Kunst- und Gewerbe-Erzeugnisse historischer Zeit“ zu vereinen seien. Für Hanau wurden römische und germanische Altertümer aus dem Maingebiet als Sammlungsgebiet festgeschrieben.

Der Hanauer Geschichtsverein, der seit Jahrzehnten nicht mehr zum Verein für hessische Geschichte und Landeskunde gehört, betreibt heute zusammen mit der Stadt Hanau ein Museum. Auch der Hessische Geschichtsverein mit seiner Sammlung in Kassel und der hier interessierende Marburger Verein sind noch immer Eigentümer der von ihnen zusammengetragenen Objekte, wobei diese seit rund 100 Jahren als Dauerleihgaben in Museen vor Ort untergebracht sind.





Marburger Schloss-Orgel / Sogenanntes Althefer-Positiv

Georg Wagner, (ungesichert & zugeschrieben), Orgelbauer oder
Wagner, Georg (1569), (ungesichert & Werkstatt), Orgelbauer
Ergänzung & Umgestaltung: Althefer, Wigant, (Werkstatt), Orgelbauer
Ergänzung & Umgestaltung: Althefer, Ludwig, Orgelbauer
Umbau & Umgestaltung: Johann Schlottmann, (ungesichert), Orgelbauer, Orgelpositiv, um 1606/1610
Ergänzung: um 1617/1620
Ergänzung & Umbau: 1779, Wetter

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Land Hessen

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Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Orgelpositiv des 17. Jahrhunderts aus der Stiftskirche Sankt Maria in Wetter.
Mit sechs Registern ausgestattete einmanualige Orgel mit kurzer Oktave, Wellenbrettmechanik und zwei Bälgen im Orgel-Fuß. Originale Windlade und 40 Prozent der Metallpfeifen erhalten. Ursprüngliche Zimmerorgel, die später zu einer Kirchenorgel umgebaut wurde.
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Marburger Schloss-Orgel / sogenanntes Althefer-Positiv, 17. Jahrhundert. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2929


Die Sammlung unter dem Konservator Ludwig Bickell (1875-1901)

Bickells Sammlung wuchs in den Jahren nach 1875 stürmisch. Nach der ersten Aufstellung 1876 umfasste sie 130 Nummern, eine Zählung vom Januar 1882 ergab einen Bestand von 1368 Stücken, 1889 waren es bereits rund 2300 Objekte. Mit Bickells Bestellung zum Konservator der Denkmäler im Regierungsbezirk Kassel im Jahr 1892 verlangsamte sich der Zuwachs etwas. In Übersichten stellte Bickell zunächst zahlreiche Objekte zusammen, die er erwerben wollte. Schwerpunkte waren für ihn u. a. Möbel, kirchliche Ausstattungsstücke und Baufragmente, wie er in einem Promemoria im Jahr 1879 festhielt. 1891 stellten er und der damalige Vorsitzende des Geschichtsvereins, der Direktor des Staatsarchivs Gustav Könnecke (1845-1920), die Grundzüge der Sammlungstätigkeit wie folgt dar: „Was die Sammlung im allgemeinen anbelangt, so hat deren Anlage weniger den Zweck im Auge gehabt, die Reihe Sehenswürdigkeiten hiesiger Stadt um eine, wenn auch sehr wertvolle Nummer zu vergrößern, sondern sie soll in erster Linie eine nach streng historischen Gesichtspunkten geordnete und fortgeführte Sammlung aller mit dem Untergange bedrohten charakteristischen Baureste und kunstgewerblichen Gegenstände des Hessenlandes darstellen, geeignet, als monumentale Urkunde die Grundlage für eine demnächstige Geschichte der Künste und Gewerbe Hessens in früheren Zeiten zu werden. In Rücksicht hierauf ist denn auch der weitaus größte Teil der Sammlungs-Räume den Bau-Fragmenten zugeteilt worden, weil gerade diese ihres Umfanges wegen in Privatsammlungen weit weniger eine Zufluchtsstätte finden können, als kleinere kunstgewerbliche Erzeugnisse.“

In die Vereinssammlung gelangten auch Dauerleihgaben, da sie offenbar den am besten geeigneten Ort für museale Objekte in Marburg und der weiteren Umgebung darstellte. Die bekannteste von ihnen ist die sog. Schlossorgel oder das Althefer-Positiv. Bis 1779 hatte sie in der Stiftskirche in Wetter gestanden und war dann nach Friedlos bei Hersfeld verkauft worden. Nach ihrem Ankauf durch den preußischen Staat im Jahr zuvor brachte man sie 1883 von dort nach Marburg. Inzwischen gehört sie dem Rechtsnachfolger Preußens, dem Land Hessen.



Doppelseite aus dem Sammlungsinventar von Ludwig Bickell

Ludwig Bickell, Inventar, um 1880, Marburg

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesarchiv, Staatsarchiv Marburg

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Kurzbeschreibung
Zeichnungen und Notizen auf Papier
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Doppelseite aus dem Sammlungsinventar Ludwig Bickells, um 1880. HStAM 325.16/1 Nr. 132 (Archiv des Marburger Geschichtsvereins)


Unterbringung und Erschließung der Altertümer-Sammlung

Ludwig Bickell war zwar ein kenntnisreicher und geradezu besessener Sammler, fand aber nicht die Zeit und Ruhe, die erworbenen Stücke zu inventarisieren und zu beschreiben. Auch grundsätzliche Texte über den Aufbau der Sammlung verfasste er nicht, die zitierten Passagen stammen aus Zeitungsberichten über die Sammlungstätigkeit. Dazu kam, dass er die finanzielle Seite seiner Aktivitäten nicht bewältigte. Hier unterstützte ihn der langjährige Vereinsvorsitzende Gustav Könnecke. Auch für die Ordnung und Inventarisierung der Sammlung erhielt er in seinen letzten Lebensjahren Hilfe.

Die Raumfrage beschäftigte den Marburger Geschichtsverein über mehrere Jahrzehnte immer wieder. Bereits seit 1871 stand Bickell im Schloss ein Raum für seine „vaterländischen Alterthümer“ zur Verfügung. 1876 wurden dem Verein drei Räume im Südflügel zugewiesen (heute befindet sich hier die Restaurierungswerkstatt des Museums). Später kamen der Kleine Rittersaal und der Waldecker Saal und zuletzt auch Kellergewölbe dazu. Auch im Rittersaal, heute Fürstensaal genannt, und in der Kapelle konnten Objekte aufgestellt werden. Nach Bickells plötzlichem Tod am 20. Oktober 1901 gingen die Bemühungen um eine geordnete Aufstellung und Inventarisierung der Sammlung sowie die Suche nach geeigneteren Räumlichkeiten weiter. Erst unter Bickells übernächstem Nachfolger, dem Maler und späteren Universitäts-Zeichenlehrer Heinrich Giebel (1865-1951), der seit 1906 Konservator der Sammlung war, wurden Ordnung und Übersichtlichkeit hergestellt und auch konservatorische Maßnahmen durchgeführt. Die Bemühungen um ein neues Ausstellungslokal – der Kilian und das Kugelhaus waren im Gespräch – und auch um städtische Unterstützung bei diesem Vorhaben waren jedoch nicht erfolgreich.



Einträge aus dem Sammlungsinventar von Ludwig Bickell

Ludwig Bickell, Inventar, um 1880, Marburg

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesarchiv, Staatsarchiv Marburg

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Kurzbeschreibung
Notizen auf Papier
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Eintrag zur Frankenberger Ratsherrenbank im Sammlungsinventar Ludwig Bickells. HStAM 325.16/1 Nr. 132 (Archiv des Marburger Geschichtsvereins)


Die Sammlung 1901-1927 – Der Konflikt um die Gründung des Landesmuseums in Kassel 1913

Der Verein sammelte auch in den Jahren nach Bickells Tod weiter. Der Schwerpunkt verschob sich allerdings, Töpferarbeiten, Irdenware und Porzellan sowie Trachten und Trachtenteile wurden vermehrt erworben.

Seit 1905 zeichnete sich allerdings ab, dass anlässlich der 1000-Jahrfeier der Stadt Kassel im Jahr 1913 ein Landesmuseum gegründet werden sollte, in das der Gesamtverein, der den Marburger Verein über viele Jahre finanziell beim Aufbau der Sammlung unterstützt hatte, wenn nicht die gesamte Sammlung, so doch zumindest einige wertvolle und wichtige Marburger Objekte geben wollte. Im Geschäftsjahr 1909/10 einigte man sich schließlich innerhalb des Vereins über die Stücke, die aus Marburg nach Kassel überführt werden sollten. Die Abgabe der Marburger Objekte in das neu erbaute Landesmuseum erfolgte im April 1913. Die ersten Kasseler ‚Gegengaben‘ kamen nach der Eröffnung des Museums im August nach Marburg, der Austausch zog sich dann allerdings bis 1916/17 hin. Das bekannteste Marburger Objekt, das heute in Kassel steht, ist sicherlich die Frankenberger Ratsherrenbank. Unter den aus Kassel in Marburg eintreffenden Objekten waren zahlreiche Stücke aus Keramik und Porzellan.

Dieser tiefe Einschnitt für die Marburger Sammlung hatte im Vorfeld innerhalb des Gesamtvereins zu heftigen Auseinandersetzungen und zur Gründung eines nur auf Marburg bezogenen zweiten kulturhistorischen Vereins geführt, des Altertums- und Kunstvereins, obwohl im Vorfeld der Kreis Marburg aus der Präsentation des Kasseler Landesmuseums ausgenommen worden war und die Objekte, die aus dem Kreis stammten, in Marburg bleiben sollten. Der Altertums- und Kunstverein konnte nach dem Ersten Weltkrieg das Bücking´sche Haus am Markt kaufen, in dem ab 1921 eine gemeinsame Ausstellung der beiden Vereine mit Töpferwaren gezeigt wurde.

Die Altertümer-Sammlung im Marburg Universitätsmuseum seit 1927

Die von Ludwig Bickell begründete Sammlung des Marburger Geschichtsvereins fand schließlich in dem 1927 gegründeten Museum der Universität, das im sog. Jubiläumsbau, heute Kunstgebäude, eingerichtet wurde, ihren Platz. Dem Geschichtsverein wurden zusammen mit dem Altertums- und Kunstverein von dem ersten Direktor Dr. Albrecht Kippenberger im Januar 1926 über 1000 qm Ausstellungsfläche zugesagt, auf denen ihre Objekte ab 1927 gezeigt wurden. Zusammen mit Leihgaben aus der Elisabethkirche bildeten sie den Grundbestand der kulturhistorischen Präsentation. Mit dem Einzug in das Universitätsmuseum fand die Sammlung des Marburger Geschichtsvereins angemessene Ausstellungsräume und eine fachgerechte Betreuung. Einige Erwerbungen tätigte der Verein auch nach 1927 noch, aber in einem wesentlich geringeren Umfang als vorher.

Die Übergabe der Sammlung an das Museum als Dauerleihgabe war in einem gemeinsam mit dem Altertums- und Kunstverein auf der einen Seite und der Universität auf der anderen Seite abgeschlossenen Vertrag abgesichert worden. Darin wurde den beiden Vereinen zugesichert, dass sie ihre Sammlungen noch vermehren, aber auch ihre Objekte vertauschen oder verkaufen könnten, soweit „dadurch der Gesamtbestand ihrer Sammlungen nicht wesentlich beeinträchtigt wird, doch ist in allen diesen Fällen der Leiter des Universitätsmuseums vorher zu hören“. Diese Bestimmung führte gut zehn Jahre später zu Problemen. Denn vom Ende des Ersten Weltkriegs an geriet der Hauptverein in Kassel in finanzielle Schwierigkeiten, die 1934 in dem Beschluss mündeten, die Schulden durch den Verkauf von Altertümern an diejenigen Institutionen, die sie bereits betreuten, zu mindern. Die Universität Marburg kaufte schließlich für 1000 Mark das vermutlich jüngere der beiden romanischen Kruzifixe aus Exten an der Weser an. In diesem Zusammenhang drängte der Kurator der Universität, den Leihvertrag zu präzisieren: Seit 1937 mussten die Vereine die ausdrückliche Zustimmung des Leiters des Universitätsmuseums einholen, wenn sie Stücke aus ihrer Sammlung vertauschen oder verkaufen wollten. Im Jahr zuvor war innerhalb des hessischen Gesamtvereins festgelegt worden, dass dem Marburger Zweigverein die noch in Marburg befindlichen Objekte seiner Sammlung allein gehören sollten. Den Vertrag 1926 hatte zwar der Marburger Geschichtsverein abgeschlossen, der Gesamtverein auch nicht widersprochen, die unklare Rechtslage führte aber auch im Vorfeld des Kruzifix-Verkaufs wieder zu Streit. Seitdem ist der ‚Verein für hessische Geschichte und Landeskunde – Zweigverein Marburg‘ ein eingetragener Verein unter dem Dach des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde e.V. mit Sitz in Kassel. Seit etlichen Jahren führt er auch offiziell zusätzlich den Namen ‚Marburger Geschichtsverein‘.

1939 kam es zu einem Rücktausch von 1913 nach Kassel abgegebenen Objekten, darunter das zweite romanische Kreuz aus Exten und ein spätmittelalterlicher Schnitzaltar aus Fuhlen, ebenfalls an der Weser gelegen. 1981 zog die Vereinssammlung schließlich mit der Kulturgeschichtlichen Abteilung des Universitätsmuseums in das Landgrafenschloss um, den unter dem Direktor Dr. Carl Graepler eröffneten zweiten Standort des Museums. Sie ist zusammen mit den kulturgeschichtlichen Objekten der Universität selbst, der Elisabethkirche und des Altertums- und Kunstvereins im Wilhelmsbau ausgestellt. In diesen Jahrzehnten, vor allem unter Carl Graepler, wurde auch die Inventarisierung der Museumsbestände vorangetrieben. Seit Dezember 2021 ist der Wilhelmsbau aus Brandschutzgründen nicht mehr zugänglich. Die Präsentation der Keramik im Waldecker Saal wird magaziniert.



Die Vereins-Sammlung heute

Die Altertümer-Sammlung des Marburger Geschichtsvereins umfasst zurzeit etwa 4000 Objekte. Einen Schwerpunkt bilden verschiedenste kirchliche Ausstattungsstücke, die in der Zeit, als Bickell sammelte, häufig als nicht mehr zeitgemäß oder beschädigt verkauft wurden. Die von Bickell immer wieder genannten Baufragmente sind, obwohl er ihnen einen Raum geben wollte, den sie aufgrund ihrer Größe in privaten Sammlungen nicht finden konnten, zahlenmäßig eher überschaubar. Sein besonderes Interesse fanden schmiedeeiserne Objekte wie Wetterfahnen und Schlüssel, vor allem aber die gusseisernen Ofenplatten, von denen viele biblische Motive zeigen. Diesen Bereich baute der erste Direktor des Universitätsmuseums, Albrecht Kippenberger, nach 1927 weiter stark aus. Zahlreiche Töpferwaren gelangten bereits im späten 19. Jahrhundert, aber auch in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg in die Sammlung, darunter auch viele Objekte der Marburger aufgelegten Ware mit ihrem charakteristischen Dekor. Das eher aus dem herrschaftlichen Bereich stammende Porzellan und Fayencen gelangten häufig erst als Tauschobjekte nach der Einrichtung des Landesmuseums in Kassel 1913 in die Marburger Sammlung. Aber auch zahlreiches Mobiliar, Truhen, Brautstühle und verschiedener Hausrat finden sich hier.

Betrachtet man die Objekte des Vereins im Kontext der gesamten musealen Sammlung, die ab 1927 weiter aufgebaut wurde, so sind die Stücke des Vereins häufig die älteren in den verschiedenen Kategorien – mittelalterliche Kirchenausstattung z. B. gelangte im 20. Jahrhundert kaum noch auf den Markt. Bei den Möbeln sind es ebenfalls eher die frühneuzeitlichen und wohl auch mehr die aus dem ländlichen Raum stammenden Stücke, während in der musealen Präsentation auch viele Objekte aus dem 19. Jahrhundert und aus bürgerlichen Kontexten zu finden sind. Die Sammeltätigkeit des Vereins wurde in Marburg durch den Direktor des Universitätsmuseums in einem quasi staatlichen Kontext weitergeführt, der Verein zog sich aus dem aktiven Sammeln weitgehend zurück. Dass die Sammlung aber eine Vorgängerin des Museums darstellt, zeigt die Übergabe von Stücken aus dem Besitz der Stadt und auch der Universität an die Vereinssammlung und ebenso die Existenz von Dauerleihgaben von öffentlichen Stellen in der Sammlung. Das bekannteste Beispiel, die Schlossorgel, wurde schon erwähnt.

Wenn Bickell und der Marburger Geschichtsverein nicht im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts mit dem Sammeln begonnen hätten, wären viele Stücke heute vermutlich nicht mehr vorhanden. Oder sie stünden in großen kunstgewerblich ausgerichteten ausländischen Museen, wobei Könnecke, der 1888 diese Bedenken formulierte, mit „außer Landes“ schon Darmstadt meinen konnte und vermutlich auch Berlin, das zwar seit 1866 die Hauptstadt der preußisch gewordenen Marburger, aber für kurhessische Patrioten noch immer Ausland war. Sammler und Händler bereisten in den 1880er Jahren das heutige Nordhessen, aber auch den damals noch zur Provinz Hessen-Nassau gehörenden, ehemals kurhessischen Teil der Grafschaft Schaumburg an der Weser, wo Bickell spätmittelalterliche Altäre und romanische Kruzifixe erwarb.

Die ‚Konjunkturen‘ für bestimmte Objektgattungen wechselten im Verlauf der eineinhalb Jahrhunderte, die die Vereinssammlung mittlerweile besteht. Die gusseisernen Ofenplatten standen sowohl bei Bickell als auch bei dem ersten Museumsdirektor Kippenberger hoch im Kurs, jetzt sind nur wenige ausgestellt und viele werden im Magazin verwahrt. Die Töpferwaren wurden in den 1920er Jahren im Bücking´schen Haus gezeigt, im 1981 bezogenen Wilhelmsbau des Landgrafenschlosses fanden sie zunächst keinen Platz und wurden erst im Jahr 2000 im Waldecker Saal wieder ausgestellt. Nur wenige schmiedeeiserne Objekte waren in den vergangenen Jahren in einer kleinen Präsentation im Übergang vom Kernschloss zum Wilhelmsbau zu sehen, bei Bickell nahmen sie viel Ausstellungsfläche ein. Dafür konnten bis zur Schließung des Wilhelmsbaus Möbel aus bäuerlichen und bürgerlichen Wohnräumen betrachtet werden, was zurzeit auch nicht mehr attraktiv erscheint. Das zeigt, dass sich das Interesse an musealen Objekten und an deren Präsentation ändert, immer wieder neue Zusammenhänge, Interpretationen und Leitideen entwickelt werden und sich dadurch die Auswahl der Objekte und die Art der Präsentation ändert. Manches, was einmal wichtig war, befindet sich heute im Magazin. Bevor aber Magazinraum durch ‚Entsammeln‘ eingespart wird, sollten diejenigen, die Verantwortung für Kunstwerke oder Objekte aus dem Bereich des Kunstgewerbes und der Kulturgeschichte übernommen haben, sich sehr genau informieren, was in ihren Sammlungen verwahrt wird, bevor Objekte weggegeben, verkauft oder gar vernichtet werden. Denn das ist nicht mehr reversibel.

Zwar befindet sich die Altertümer-Sammlung des Marburger Geschichtsvereins seit fast 100 Jahren als Dauerleihgabe im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Marburger Universität, wo sie angemessen verwahrt, betreut und ausgestellt ist – leider seit Dezember 2021 nicht mehr öffentlich zugänglich – , aber Sorge um sie trägt der Verein noch immer.

Katharina Schaal



Hans-Jürgen Kahlfuß, 175 Jahre Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Kassel 2009, Band 1 (Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde 51), S. 44-51, 176-218, Band 3, Kassel 2010, S. 67-75

Katharina Schaal, Die Keramik-Sammlung des Marburger Geschichtsvereins, in: Keramik und Landesgeschichte, hrsg. von Thomas Schindler und Paul Jürgen Wittstock (Marburger Beiträge zur hessischen Geschichte 20), Marburg 2008, S. 27-41 (dort auch der Nachweis der Zitate)

Elmar Brohl, Luftschlösser und Schrullen – Kugelgasse 1, Kugelhaus und Kugelkirche, in: Ludwig Bickell (1838-1901). Ein Denkmalpfleger der ersten Stunde, hrsg. von Gerhard Menk und Elmar Brohl (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen 7), Stuttgart 2005, S. 275-305

Paul Jürgen Wittstock, Die Sammlungstätigkeit, in: Ludwig Bickell (1838-1901). Ein Denkmalpfleger der ersten Stunde, hrsg. von Gerhard Menk und Elmar Brohl (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen 7), Stuttgart 2005, S. 257-264

Silvia Kesper-Biermann, Integration oder Separation durch Geschichte? Die historischen Vereine im Kurfürstentum Hessen des 19. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 88, 2003, S. 77-104

Carl Graepler, Museum und Universität in Marburg seit dem 16. Jahrhundert, Marburg 1986

Hermann Heimpel, Geschichtsvereine einst und jetzt, in: Hartmut Boockmann u. a. (Hrsg.), Geschichtswissenschaft und Vereinswesen im 19. Jahrhundert. Beiträge zur Geschichte historischer Forschung in Deutschland (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 1), Göttingen 1972, S. 45-73, Zitat S. 61



01

Was von alten Gebäuden übrigblieb - Baufragmente

Vom Beginn seiner Sammlungstätigkeit für den Marburger Geschichtsverein um 1875 legte Ludwig Bickell (1838-1901) großen Wert auf den Erwerb von Baufragmenten. Es ging ihm und dem Verein um die „Sammlung aller mit dem Untergange bedrohten charakteristischen Baureste und kunstgewerblichen Gegenstände des Hessenlandes“, wie der Vorsitzende Gustav Könnecke (1845-1920) im Jahr 1891 verlauten ließ. Ihnen wurde viel Platz in den für die Sammlung zur Verfügung stehenden Räumen zugebilligt, „weil gerade diese ihres Umfanges wegen in Privatsammlungen weit weniger eine Zufluchtsstätte finden können, als kleinere kunstgewerbliche Erzeugnisse.“ Nichtsdestotrotz handelt es sich überwiegend um kleinere Objekte wie die verzierten Knaggen eines Fachwerkhauses oder Kapitelle verschiedener nicht mehr existierender Kirchen, die vornehmlich bei Ausgrabungen zum Vorschein kamen. Ein Marburger Renaissance-Portal wurde wegen seiner Größe an ein Nebengebäude des Landgrafenschlosses umgesetzt.

Katharina Schaal



Kapitell c

Bauskulptur, 791/819, Fulda

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kapitell c, Bauskulptur, 791/819, Fulda. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2885


Rezeption der Antike

Drei frühmittelalterliche Kapitelle bzw. Kapitellfragmente aus Fulda

Bei den drei Kapitellen handelt es sich um frühmittelalterliche Interpretationen antiker Kapitelle, wobei eine Anlehnung an korinthische und komposite Kapitelle noch ablesbar ist. Da die Fundumstände nicht näher dokumentiert sind, muss offenbleiben, ob die wegen ihrer geringen Größe wohl zu einer Innengestaltung gehörenden Kapitelle erst mit dem barocken Neubau des Doms nach 1704 oder bereits früher in den Boden gelangt sind.



Kapitell b

Bauskulptur, 791/819, Fulda

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Kapitell, hessisch, 791/819, Marburg,
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Kapitell b, 791/819, Fulda. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2886


Beim Fuldaer Dom besteht das grundsätzliche Problem, dass vielen interpretationsbedürftigen Schriftquellen viele, aber nur schlecht dokumentierte archäologische Befunde gegenüberstehen. Zuletzt hat Thomas Platz versucht, die Phasen zu ordnen, wobei er nach dem Gründungsbau von nach 744, in dem 754 Bonifatius beigesetzt wurde, die Phasen II (spätes 8. Jahrhundert) und III (die sog. Ratgerbasilika, 791-819) unterscheidet. Der Brand der 819 vollendeten Kirche im Jahr 1157 machte einen umfänglichen hochmittelalterlichen Neubau erforderlich, der dann ab 1704 barock um- und neu gebaut wurde.



Kapitell a

Bauskulptur, 791/819, Fulda

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Kapitell, hessisch, 791/819, Marburg, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kapitell a, 791/819 Fulda, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2882


In der Literatur hat bislang vor allem das Kapitell a) Berücksichtigung gefunden und wurde zuletzt von Jacobsen durch stilistischen Vergleich mit den großen Arkadenkapitellen in die Spätphase der Vollendung der Ratgerbasilika um 817-819 datiert. Die beiden anderen Kapitelle sind zu unterschiedlich, um sie hier unmittelbar anhängen zu können, denn die drei Stücke haben eigentlich nur eine ähnliche Größe gemeinsam. Es wäre daher auch denkbar, dass sie zuletzt aus Spolien der Vorgängerbauten zu einer einheitlichen Innengestaltung zusammengeführt waren.
Die Kapitelle bzw. Kapitellfragmente sollen in den 1880er Jahren bei Bauarbeiten im Umfeld des Fuldaer Doms gefunden worden sein und wurden dem Geschichtsverein für seine Sammlungen übergeben. Leider gibt es keine näheren Angaben zu den Fundumständen.

Ulrich Klein

Thomas Platz, Fulda und Lorsch im archäologischen Vergleich karolingischer Klosteranlagen; in: Geschichte der Stadt Fulda, I: Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches, Fulda 2009, S. 69–126.

Hessen und Thüringen – von den Anfängen bis zur Reformation, Ausstellungskatalog, Marburg/Wiesbaden 1992, S. 114 f., Nr. 103 a

Helmut Roth/Egon Wamers, Hessen im Frühmittelalter. Archäologie und Kunst, Sigmaringen 1984, S. 300-307 (Hahn, Kirchenbau), S. 351-357 (Jacobsen, Kapitelle)



Knaggen mit Wappenschilden (Nrn. 4291, 4293, 4297, 4298)

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt

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Knaggen mit Wappenschilden, Mitte bis Ende 15. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nrn. 4291, 4293, 4297, 4298

Beschnitzte Knaggen von Fischers Haus

Elf Knaggen eines Marburger Fachwerkhauses

Die elf Knaggen, gebogene Stützhölzer zwischen Ständer und Deckenbalken mit teilweise noch roten Farbresten, sind jeweils in der Biegung plastisch aufwendig beschnitzt mit unterschiedlichen Wappenschilden, verschiedenen Fratzen, Narrenköpfen, einer Löwenmaske und einem Rosenzweig, ohne dass sich ein zusammenhängendes Bildprogramm erschließen ließe. Die Hölzer stammen von dem kleinen Haus Nr. 313 an der nördlichen Ecke der Wettergasse zur Judengasse in Marburg, das auch als „Fischer´s Haus“ bezeichnet und wegen der Schnitzereien an den Knaggen geschätzt wurde. Der Ende der 1850er Jahre drohende Abriss des Hauses löste die erste Bürgerinitiative in Marburg aus, die sich für den Erhalt des Gebäudes einsetzte, von dem damals bereits ein Aufmaß aus dem Jahr 1853 und eines der ersten Fotos in Marburg (1852?) vorlagen.





Knaggen mit Fratzen (Nrn. 4292, 4295, 4300)

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt

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Knaggen mit Fratzen, Mitte bis Ende 15. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, Inv.-Nrn. 4292, 4295, 4300


Wenn auch die Erhaltung in situ nicht gelang, so konnte die Initiative mit finanzieller Unterstützung des kurhessischen Innenministeriums doch immerhin alle Hölzer des dann 1859 abgebauten Hauses erwerben und im Renthof einlagern. Leider sind die Konstruktionshölzer wohl bereits mit dem Abbruch des Renthofs in den 1880er Jahren verloren gegangen, während immerhin die beschnitzten Knaggen in die Sammlung des Geschichtsvereins eingingen.



Knaggen mit Narrenköpfen (Nrn. 4294, 4296)

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt

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Knaggen mit Narrenköpfen, Mitte bis Ende 15. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nrn. 4294, 4296


Tatsächlich sind die Knaggen ein Alleinstellungsmerkmal des Hauses, wie es sich sonst in Marburg mit seinem in der Regel schmucklosem Fachwerk nicht findet. Anders, als bislang angenommen, dürfte nach den baulichen Merkmalen das Haus nicht aus der Zeit um 1500 bzw. dem frühen 16. Jahrhundert stammen, sondern bereits in der Mitte oder zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Zudem lassen sich die sehr hochwertigen Schnitzereien stilistisch schlecht in das Werk des Marburger und Kalkarer Bildschnitzers Ludwig Juppe einordnen, dem sie bisher zugeschrieben wurden, und wurden dementsprechend auch nicht in dessen aktuelles Werkverzeichnis aufgenommen.

Ulrich Klein



Knaggen mit Löwenkopf und Rose (Nrn. 4299, 4301)

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt

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Knaggen mit Löwenkopf und Rose, Mitte bis Ende 15. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nrn. 4299, 4301


Ulrich Klein, Ludwig Bickell, Karl Schäfer und die Anfänge der Fachwerkforschung in Hessen, in: Arbeitskreis für Hausforschung (Hrsg.), Fachwerk in Europa (Jahrbuch für Hausforschung 68), Petersberg 2022, S. 311-336

Friedrich Gorissen, Ludwig Jupan von Marburg (Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes Beiheft 13), Düsseldorf 1969



Fischers Haus

Ludwig Bickell, Glasplatte, um 1852, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Bickell, Ludwig

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Kurzbeschreibung
Glasplatte mit einer Aufnahme (vermutlich von 1852) des Hauses Wettergasse 18 (Fischers Haus) in Marburg, Das Haus stammte vermutlich aus dem 15. Jahrhundert.
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Glasplatte mit einer Aufnahme (1852) des Hauses Wettergasse 18 (Fischers Haus, 15. Jahrhundert) in Marburg, Bildarchiv Foto Marburg fm810455

Die
einzelnen
Knaggen
in Folge >





Knagge mit Wappen (Nr. 4291)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischer's Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Knagge mit Wappen, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Wappen (Nr. 4291)


Knagge mit stechhelmgeschmückten Wappenschild und Frauenbüste (Nr. 4293)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Knagge mit stechhelmgeschmückten Wappenschild und Frauenbüste, 1451/1500
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Knagge mit stechhelmgeschmückten Wappenschild und Frauenbüste (Nr. 4293)


Knagge mit Wappen, Helmkrone und Köcher (Nr. 4297)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Knagge mit Wappen, Helmkrone und Köcher, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Wappen, Helmkrone und Köcher (Nr. 4297)


Knagge mit hörnergeschmücktem Spangenhelm-Wappenschild (Nr. 4298)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Knagge mit hörnergeschmücktem Spangenhelm-Wappenschild, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit hörnergeschmücktem Spangenhelm-Wappenschild (Nr. 4298)


Knagge mit Fratze (Nr. 4292)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Knagge mit Fratze, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Fratze (Nr. 4292)


Knagge mit der Maske eines Verdrossenen (Nr. 4295)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Knagge mit der Maske eines Verdrossenen, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit der Maske eines Verdrossenen (Nr. 4295)


Knagge mit Fratze (Nr. 4300)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Knagge mit Fratze, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Fratze (Nr. 4300)


Knagge mit Narrenkopf I (Nr. 4294)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Knagge mit doppelten Narrenkopf, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Narrenkopf I (Nr. 4294)


Knagge mit Narrenkopf II (Nr. 4296)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Knagge mit Narrenkopf, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Narrenkopf II (Nr. 4296)


Knagge mit Löwenmaske (Nr. 4299)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Knagge mit Löwenmaske, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Löwenmaske (Nr. 4299)


Knagge mit Rosenzweig (Nr. 4301)

Knagge, Bauskulptur, 1451/1500, Marburg, Fischersches Häuschen, Judengasse (Ehemals) 313, bis 1859

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Knagge mit Fratze, 1451/1500, Marburg
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Knagge mit Rosenzweig (Nr. 4301)


Inschriftstein vom Barfüßertor

Adolph Studion, Bauskulptur, 1660, Marburg, Barfüßertor, bis 1784

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Inschriftstein vom Barfüßertor, Adolph Studion, 1660, Marburg
Querrechteckiger Stein mit Hochreliefdarstellung: zwei sitzende Löwen halten querovale Tafel mit Inschrift: "O Edler Friedt O Köstlich Ruh! / Nichts ist so theur und wehrt als du, / Denselben HERR erhalt zu handt, / In gnaden unserm Vatterland. / ANNO CHRI. / 1660." - Die Tafel befand sich ursprünglich an dem 1784 abgebrochenen Barfüßertor in Marburg. Die Urheberschaft Studions ist belegt durch "Rechnung über Innahme undt Ausgab der Baugelter zum Barfüßer Thorbau... 30. November Anno 1660." (Marburg Staatsarchiv) "Ausgab 2 Rtlr Adolf Studian Uf abschlag der arbeitt des Steins am Thor... / 1 1/2 Rtlr Uf abschlag der Schrifttafell Adolf Studian zalt / 4 1/4 Rtlr ...ferner dem Bilthauer wegen des Tafelsteins am Thor undt also benebenst obig besagter gelieferter 3 1/2 Rtlr 8 Rthl zalt."
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Inschriftstein vom Barfüßertor, 1660, Marburg. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4542


Bitte um Frieden

Inschriftenstein vom Barfüßer Tor in Marburg

Nachdem in der Spätphase des Dreißigjährigen Krieges das mit einem hohen Turm versehene Barfüßer Tor zerstört worden war, stellte man um 1660 einen neuen, nun deutlich niedrigeren Torturm her, der wohl stadtseitig mit diesem Sandsteinreliefstein des aktenmäßig belegten Marburger Bildhauers Adolf Studion versehen wurde. Das Relief zeigt über einer liegenden Volute eine langovale Kartusche, die beidseitig von Löwen gehalten wird und die Inschrift trägt:

Oh Edler Friedt Oh Köstlich Ruh!
Nichts ist so theur und wehrt als du.
Denselben HERR erhalt zu handt
In gnaden unserm Vatterlandt
ANNO CHRI.
1660



Wohngebäude der Ökonomen auf der Stadtmauer am Barfüßer Tor zu Marburg

Federzeichnung, 1678, Marburg

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesarchiv, Abteilung Staatsarchiv Marburg

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Kurzbeschreibung
Aufriss von Tor und Gebäude
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Federzeichnung des Barfüßertores mit angrenzender Bebauung, 1678. HStAM Karten und Pläne PIII Nr. 69


Bereits im Jahre 1784 ist auch dieser Torbau wieder abgerissen worden; übrig blieb nur das ausgebaute Relief, das man wohl damals schon auf dem städtischen Bauhof einlagerte. Dort lag das Relief bis 1918 und wurde dann an die Sammlung des Geschichtsvereins übergeben. Inzwischen ist ein Abguss mit erläuternden Tafeln am ursprünglichen Standort angebracht.

Ulrich Klein

Hans Lorenz, Die Landgrafengräber und der Hochaltar in der lutherischen Pfarrkirche zu Marburg, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 1, Marburg 1924, S. 99-194

Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 1918/19, Kassel 1919, S. 65



Turmuhr mit zwei Schlagwerken und einem Gehwerk aus Cappel

Uhrwerk, 16. Jahrhundert (?), Cappel (Marburg)

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Turmuhr mit zwei Schlagwerken und einem Gehwerk aus Cappel
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Turmuhr aus Cappel, 16./17. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 19.133

Einteilung der Zeit

Turmuhr aus Cappel

Viele Großuhrwerke des 16./17. Jahrhunderts sind später auf modernere Hemmungen umgebaut worden, während sich bei der Turmuhr aus Cappel noch die ursprüngliche Horizontalspindelhemmung dieser Zeitstellung erhalten hat. Für eine normale Kirchenuhr allerdings ungewöhnlich, gibt es bei dieser Uhr neben dem Gehwerk zwei Schlagwerke, die als Antriebe dienen konnten. Dies brachte den Gedanken auf, dass es sich um eine gebraucht für den Cappeler Kirchturm gekaufte Uhr handelt, die ursprünglich anderen Zwecken diente. Es könnte sich um die Uhr aus dem Marburger Rathaus handeln, die seit 1586 den dortigen Kunstuhrmechanismus des Hofbaumeister Eberhard Baldewein antrieb. Wie auch von anderen Beispielen belegt ist, beschränkte sich Baldewein auf den Entwurf solcher Uhren, die dann von anderen Uhrmachern hergestellt wurden. Dabei lag die eigentliche Kunstfertigkeit in der Anlage der Gestänge und Getriebe zum Antrieb der verschiedenen bewegten Elemente der Kunstuhr, während das Uhrwerk selbst nur die Antriebsenergie zu liefern hatte, die bei dem Marburger Beispiel mit zwei Schlagwerken wahrscheinlich (knapp) ausgereicht hätte. Ein letzter Beweis in Form z.B. der Verkaufsrechnung für die Uhr von Marburg nach Cappel fehlt allerdings leider bislang noch.





Evangelische Pfarrkirche in Cappel (vor dem Abbruch 1889)

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, vor 1889, Cappel

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg
Eigentümer: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Quelle

©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Fotografie Ludwig Bickells, Glasplattennegativ vor 1889
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Evangelische Pfarrkirche in Cappel vor dem Abbruch 1889, Fotografie von Ludwig Bickel. Bildarchiv Foto Marburg fm810514

Ludwig Bickell erwarb die ungewöhnliche Uhr im März 1889 beim Abbruch der Kirche in Cappel für 27 Mark für die Sammlung des Geschichtsvereins.

Ulrich Klein

 Igor A. Jenzen (Hrsg.), Uhrzeiten. Die Geschichte der Uhr und ihres Gebrauches (Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt 42), Marburg 1989

AG Bauforschung, Zur Geschichte des Marburger Rathauses (Marburger Schriften zur Bauforschung 2), Marburg 1984





Turmuhr mit zwei Schlagwerken und einem Gehwerk aus Cappel

Uhrwerk, 16. Jahrhundert (?), Cappel (Marburg)

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Turmuhr mit zwei Schlagwerken und einem Gehwerk aus Cappel
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Die Cappeler Turmuhr in einer Fotografie Ludwig Bickells, um 1889. Bildarchiv Foto Marburg fm812538


Portal des Café Quentin (Aufnahme 1876)

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, 1876, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg
Eigentümer: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Quelle

©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Fotografie Ludwig Bickells, Glasplattennegativ von 1876
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Fotografie von Ludwig Bickell, 1876. Bildarchiv Foto Marburg fm810458


Rettung eines Renaissance-Portals

Portal des Café Quentin

Das Renaissance-Portal des Gebäudes Steinweg 4 in Marburg, in dem zu dieser Zeit das Café Quentin untergebracht war, sollte auf Antrag des Besitzers 1896 weichen, um einen Ladeneinbau zu ermöglichen. Bickell hatte es, das den alten Oheimb´schen Rittersitz schmückte, bereits 1876 fotografiert. 20 Jahre später, inzwischen Bezirkskonservator, zögerte er zunächst, kaufte es aber dann für die Sammlung des Geschichtsvereins an und ließ es auf das Schloss bringen.



Triumphportal der Renaissance

Bauskulptur, 1573, Marburg, Steinweg 4, bis 1897, 1898 vor das Marstallgebäude des Marburger Schlosses versetzt

Aus der Sammlung von

Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.) / Land Hessen

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Rossel, Jonas

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Kurzbeschreibung
Triumphportal eines Marburger Adelshofes aus dem Jahr 1573, Sandstein
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Sandsteinportal, 1573. Das Portal wurde 1898 an seinen heutigen Standort versetzt. Bildarchiv Foto Marburg fmd10021859


1898 wurde es vor das Marstallgebäude gesetzt. Bereits früher abgebrochene Teile waren inzwischen wieder aufgefunden und einige fehlende Stücke ergänzt worden. So konnte das Portal, das zu der Gruppe der Baufragmente gehört, deren Erhaltung Bickell besonders am Herzen lag, in einer Art und Weise erhalten werden, dass nicht auffällt, dass das prächtige, von vier Säulen flankierte Triumphbogenportal mit zahlreichen vegetabilen und muschelförmigen Verzierungen nicht ursprünglich zu dem Gebäude gehörte. Die Frage des Eigentums des Portals nach dem Anbau an ein staatliches Gebäude wurde nach einem Konzept vom 6. August 1898 im Vereinsarchiv in der Weise gelöst, dass es dem Staat übertragen wurde, bei einer Veränderung oder einem Abbruch des Marstalls aber wieder an den Verein fallen sollte.

Katharina Schaal

HStA Marburg 325.16/1 Nr. 67 (Archiv des Marburger Geschichtsvereins)

Katharina Schaal und Ulrich Ritzerfeld, Das Marburger Schloss im Spiegel der Photographien Ludwig Bickells (1871-1901), in: Karl Murk (Hrsg.), Vom Herrschaftssitz zum Erinnerungsort. Das Marburger Landgrafenschloss im Wandel der Zeiten (Marburger Beiträge zur hessischen Geschichte 22), Marburg 2013, S. 74f.

Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 1898, S. 22f.

02

Objekte des Glaubens

In der Sammlung finden sich aus dem Bereich der Kirchenausstattung im weitesten Sinne einige wertvolle und bemerkenswerte Stücke: mittelalterliche Rauchfässer, Flügelaltäre, farbige Glasfenster und Skulpturen des 14. und 15. Jahrhunderts wurden im späten 19. Jahrhundert entweder als Objekte des katholischen Gottesdienstes im protestantischen Hessen nicht mehr benötigt oder, weil sie aufgrund ihres Alters und vielfach auch durch den calvinistischen Bildersturm des 17. Jahrhunderts beschädigt waren, ausgemustert und durch neue, eher dem Zeitgeschmack zusagende ersetzt. Sammler aus dem Ausland schufen einen Markt für sie und Ludwig Bickell (1838-1901) bemühte sich, ihnen zuvorzukommen. Für den Erwerb einiger dieser Dinge bezahlte er durchaus ansehnliche Summen. Die Gemeinden nahmen das Geld ein, um Renovierungen oder Neuanschaffungen zu finanzieren. Auch die frühneuzeitliche Ausstattung einer Kirche im ländlichen Raum und Stücke aus dem hessischen Teil der Grafschaft Schaumburg (an der Weser), der bis 1932 zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörte, sind darunter sowie das einzige aus einem jüdischen Glaubensumfeld stammende Objekt, das auch schon von Bickell für die Sammlung erworben wurde.

 Katharina Schaal



Kruzifix aus Exten

Kruzifix, Skulptur, 1176/1200, Exten

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Vorbesitzer: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg, Zugang, 1904.02

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Quelle

© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Stein?, Christian

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Kurzbeschreibung
Auf lateinischem Kreuz hängt vollständig gewandeter Kruzifix vom Viernageltypus; schwach gezwickelter Kinnbart, Schnurrbart, auf die Schulter fallendes Haupthaar. Gewand rot, mit schwarzen Kreisen und gestrichelten Blättern gemustert. Gürtel vor dem Leib herabhängend, aufgemalt.
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Kruzifix aus Exten, 12. Jahrhundert. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Inv.-Nr. 330


„Plump, kunstlos und vom Wurm angefressen“

Zwei Kruzifixe aus Exten

Die beiden Kruzifixe aus Exten zeigen eine vollständig bekleidete Christusfigur vom Viernageltypus. Beide scheinen zu stehen, sind in ein rotes Gewand mit Gürtel gekleidet, haben die Arme ausgebreitet und den Kopf erhoben. Das Gewand der vermutlich jüngeren Christusfigur ist besser erhalten und mit Kreisen verziert, die Figur füllt das Kreuz fast vollständig aus, das Haupt überragt den kurzen oberen Kreuzarm. Ihn ordnet Reiner Haussherr dem Volto-Santo-Typ zu. Die Arme der älteren Figur sind deutlich kürzer als die Kreuzarme, die einen aufgemalten Vierpass an den Kreuzenden zeigen, der obere überragt das Haupt deutlich. In der Brust befinden sich zwei Vertiefungen für herausgefallene Glasflüsse. Die Füße sind abgebrochen.

1896 wandte sich Bickell an das Konsistorium in Kassel, um den Verkauf zweier Kruzifixe, die nach der Beschreibung des damaligen Pfarrers im Turm der Kirche von Exten (Grafschaft Schaumburg) lägen und „plump, kunstlos und vom Wurm angefressen“ seien, an einen Händler in Brüssel zu verhindern. Das Konsistorium genehmigte den Verkauf, der Gemeinde wurde derselbe Preis, wie ihn der Händler geboten hatte, bezahlt, für eine Figur 10 und für die andere 25 Mark. Allerdings erfolgte die Transaktion aus unbekannten Gründen erst 1903, also nach Bickells Tod, der Transport nach Marburg im Januar 1904. 1933 versuchte der Landrat des Kreises Grafschaft Schaumburg eine Rückführung der Stücke zu erwirken, wegen des rechtmäßigen Verkaufs gelang dies aber nicht.



Kruzifix aus Exten II

Kruzifix, Skulptur, 1101/1200, Exten, Dorfkirche

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Quelle

© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Stein?, Christian

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Kurzbeschreibung
Auf lateinischem Kreuz mit quadratisch verbreiterten Enden hängt vollständig gewandeter Christus vom Viernageltypus. Das rote Gewand ist mit aufgemaltem Gürtel gegürtet. Auf der Brust zwei Vertiefungen für (herausgefallene) runde Glasflüsse. Auf den Kreuzesenden je ein gemalter Vierpass.
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Kruzifix aus Exten, 3. Viertel 12. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 3165


Vom Ende des Ersten Weltkriegs an geriet der Hauptverein in finanzielle Schwierigkeiten, die 1934 in dem Beschluss mündeten, durch den Verkauf von Altertümern an diejenigen Institutionen, die sie bereits betreuten, zu mindern. Die Universität Marburg kaufte schließlich für 1000 Mark das vermutlich jüngere Kruzifix (Inv.-Nr. 330) an.

Katharina Schaal

HStA Marburg 325.16/1 Nr. 84 (Archiv des Marburger Geschichtsvereins)

Hans-Jürgen Kahlfuß, 175 Jahre Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Kassel 2009, Bd. 3, S. 73f.

Reiner Haussherr, Das Imerwardkreuz und der Volto-Santo-Typ, in: Zeitschrift für Kunstwissenschaft 16, 1962, S. 129–170



Grubenschmelzplatte eines Buchdeckels mit Kreuzigungsgruppe

Grubenschmelzplatte, Buchdeckel, 1201/1250, Entstehungsort: Limoges
Herkunftsort: Gerbershausen

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt

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Kurzbeschreibung
Kupfer, vergoldet und blau, grün, weiß, gelb und rot emailliert; Vergoldung fast vollständig abgeriebene, Schmelz zum Teil herausgesprungen; Befestigungslöcher vorhanden.
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Grubenschmelzplatte eines Buchdeckels mit Kreuzigungsgruppe, 1200-1250. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2831

Limoges in der Provinz

Grubenschmelzplatte eines Buchdeckels mit Kreuzigungsgruppe

Die vor allem mit verschiedenen blauen und grünen Farbtönen als Emailfeldern in Grubenschmelztechnik gestaltete Platte diente vermutlich als Teil eines Buchdeckels. Dargestellt ist eine Kreuzigung mit Maria und Johannes. Oberhalb der Kreuzarme, die das Bildfeld teilen, sind zwei Engel erkennbar, die Hand Gottes reicht vom Himmel herunter. Maria und Johannes schweben scheinbar über wellenartigen Formen und grünen Hügeln. Die Köpfe sind aufgenietet. Die Platte ähnelt vielen in der klassischen Phase der Produktion in Limoges im späten zwölften und frühen 13. Jahrhundert hergestellten Objekten. Ein ähnliches Beispiel, ebenfalls als Buchdeckel verwendet, bei dem auch der umgebende Rahmen erhalten ist, befindet sich im Louvre, ein weiteres im Einband eines Codexes in St. Gallen.





Zeichnung der Grubenschmelzplatte eines Buchdeckels mit Kreuzigungsgruppe von Ludwig Bickell

Ludwig Bickell, Zeichnung, 1883, Allendorf/Werra

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesarchiv, Staatsarchiv Marburg

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Kurzbeschreibung
Federzeichnung auf Papier
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Zeichnung von Ludwig Bickell, abgesandt am 27. Juli 1883 aus Allendorf/Werra. HStAM 325.16/1 Nr. 83

In einem Schreiben aus Allendorf an der Werra, wo Bickell sich im Juli 1883 aufhielt, schrieb er an den damaligen Vereinsvorsitzenden Gustav Könnecke: „Es passieren haarsträubende Dinge“ und berichtete über einen Gendarmen aus dem Nachbardorf, der ihm eine Emailplatte gebracht hatte. Der Mann habe „Interesse an Altherthümern und sammelt allerlei Kram“. Von der Platte wolle er sich nicht gern trennen, „ist aber glücklich soweit bearbeitet“, dass er am übernächsten Tag über den Preis verhandeln wollte. Bickell bat um die Zusendung von Geld für den Ankauf, der für 60 Mark erfolgte. Wie die Grubenschmelzplatte nach Gerbershausen gekommen war und woher sie ursprünglich stammte, wird nicht deutlich.

Katharina Schaal

HStA Marburg 325.16/1 Nr. 83 (Archiv des Marburger Geschichtsvereins)

John Philip O´Neill (Hrsg.), Enamels of Limoges 1100-1350. Musée de Louvre, Metropolitan Museum of Art, New York 1996, S. 280 (mit Abbildung des Vergleichsobjekts im Louvre)

Frauke Steenbock, Der kirchliche Prachteinband im frühen Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Beginn der Gotik, Berlin 1965, S. 223f. mit den Abb. 168 und 169 (Vergleichsobjekt aus St. Gallen und Herleitung des Motivs)

Albrecht Kippenberg, Hauptwerke des Museums im Jubiläumsbau der Universität Marburg, Gießen 1927, S. 17





Tabernakeltür aus Bredelar

Tabernakel, 1201/1300, Bredelar, Ehemaliges Zisterzienserkloster

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt

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Kurzbeschreibung
Tabernakeltür aus Schmiedeeisen
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Tabernakelgitter aus Kloster Bredelar i.W. 13. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inventar-Nr. 2978


Sichtbarkeit des Heiligen

Tabernakelgitter aus Kloster Bredelar i.W.

Die kunstvolle, wohl Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Schmiedearbeit wurde 1889/90 für den Geschichtsverein erworben. Im quadratischen Rahmen wird ein umlaufender Streifen von dreireihig angeordneten Vierpässen durchbrochen. Im ausgeschnittenen Mittelfeld sind auf diagonale Verstrebungen zwei konzentrische Ringe aufgesetzt, dazwischen zehn große Blattranken abwechselnd mit zehn kleinen gezackten Blättern. Auf den Deckbändern der Rahmenstreifen sind vier Eckblätter angebracht, die Nietköpfe sind in Form sechsblättriger Rosetten ausgearbeitet.



Tabernakeltür aus Bredelar

Tabernakel, 1201/1300, Bredelar, Ehemaliges Zisterzienserkloster

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt

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Kurzbeschreibung
Tabernakeltür aus Schmiedeeisen
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Tabernakeltür aus Bredelar, 13. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inventar-Nr. 2978

Das Gitter war Tür eines Tabernakels zur Aufbewahrung der Eucharistie, worauf auch die Kruzifixdarstellung im Mittelfeld verweist. Solche Tabernakel waren entweder auf einem Hochaltar oder im Spätmittelalter zunehmend auch als Sakramentnische in der Nordwand des Altarraums angebracht, also an der „Brotseite“ des Altars, woraus sich auch seine Funktion erklärt: Das Tabernakel nahm die Hostie auf, die in der Monstranz, von einem Glaszylinder geschützt, den Gläubigen gezeigt wurde. Über die Frage der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi (Transsubstantiation) waren im 13. Jahrhundert lange dogmatische Streitigkeiten entbrannt, an deren Ende die klare Aussage der Realpräsenz Christi bei der Wandlung (also seine leibliche Anwesenheit) stand. Wie das tatsächliche Vorhandensein der Heiligenreliquien, ihrer Leichname, Körperteile oder Kleidungsstücke zur Anteilnahme an der Heiligkeit der Toten führte, wurde der Gedanke einer Vergegenwärtigung des Heiligen analog auch auf Christus übertragen: Es war eine „visuelle Frömmigkeit“, die seit dem späten 12. Jahrhundert den Leib Christi in der Messe einer Anschauung der Gläubigen durch Elevation der Hostie (Emporhebung, von lateinisch elevare, auf-, emporheben) aussetzte, seit dem 13. Jahrhundert auch sein Blut durch Elevation des Kelches. Dem Zeigegestus der Reliquien in der Heiligenverehrung entsprach auch in der Eucharistieverehrung eine besondere Betonung der Sichtbarkeit in den Frömmigkeitspraktiken: Hinter dem Tabernakelgitter sicher verwahrt, wurde die konsekrierte Hostie auch außerhalb der Liturgie der Verehrung dargeboten.

Siegfried Becker

Christof L. Diedrichs, Vom Glauben zum Sehen. Die Sichtbarkeit der Reliquie im Reliquiar. Ein Beitrag zur Geschichte des Sehens, Berlin 2001

Hans Jorissen, Die Entfaltung der Transsubstantiationslehre bis zum Beginn der Hochscholastik (Münsterische Beiträge zur Theologie 28, 1), Münster 1963

Rudolf Wesenberg, Das gotische Sakramentshaus. Entstehung und künstlerische Gestaltung dargestellt an Beispielen Hessens und des Mittelrheingebietes, Gießen 1937

 





Kruzifix aus der Marburger Siechenkapelle

Werk aus dem hessisch-thüringischen Raum, Kruzifix, um 1400, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Kruzifix, um 1400, Holz, z. T. mit Leinwand überzogen, farbig gefasst, Fassung bestoßen und verschmutzt; Kreuz nicht original, 1819 restauriert; Hände anscheinend ergänzt, Daumen und Zeigefinger der linken Hand verloren, Füße beschädigt. Inv.-Nr. 2.934
Gekreuzigter vom Dreinageltypus. Das mit einer aus Tauen gewundenen Krone bedeckte Haupt ist zur rechten Schulter geneigt; Seitenwunde stark vertieft. Lendentuch aus leimgetränkter Leinwand. Bei der Restaurierung im Sommer 1977 wurden im Kopf des Kruzifixus drei Pergamentstreifen mit anhängenden, von Stoffresten eingehüllte, umschmückte Reliquienpartikel gefunden. Die Pergamentstreifen zeigen die Aufschriften: rg sci vincencii / rg sci Apo(stoli) / rg sci Petri et Pauli Ap(ostlo)lorum. Ein weiterer Pergamentstreifen zeigt das Wort "franciscus".
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Kruzifix aus der Marburger Siechenkapelle, um 1400. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2934

Ein bemerkenswertes mittelalterliches Kruzifix aus Weidenhausen

Kruzifix aus der Marburger Siechenkapelle

Das Kruzifix, mit einem Korpus von 166 cm Höhe und 155 cm Breite, zeigt den Gekreuzigten mit einer aus Tauen gewundenen Krone, das Haupt zur rechten Schulter geneigt. Der ausgemergelte Körper wird durch die stark vertiefte Seitenwunde und die markant hervortretenden Rippen des Brustkorbs akzentuiert. Das faltige Lendentuch darunter ist aus leimgetränkter Leinwand gearbeitet. Das Kruzifix gilt als bemerkenswertes mittelalterliches Werk aus dem hessisch-thüringischen Raum. Vergleichbar ist ein Kruzifix einer sandsteinernen Kreuzigungsgruppe in Erfurt (ehem. Augustinerkloster), die ins letzte Drittel des 14. Jhs. datiert wird. Das Marburger Kruzifix befand sich ehemals in der inmitten des Weidenhausener Totenhofs gelegenen Siechenhauskapelle St. Jost. Daneben stand bis zu ihrem Abbruch 1969 die „Untere“ (Frauen-)Sieche für Leprakranke.





Kruzifix aus Weidenhausen

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, um 1890, Marburg

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Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Fotografie Ludwig Bickells, Glasplattennegativ um 1890
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Das Kruzifix in einer Aufnahme Ludwig Bickells, um 1890. Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg 325.16/1 Nr. 69

Die Kapelle wurde Mitte des 18. Jahrhunderts restauriert. Ob 1819 eine erneute Restaurierung oder nur eine Überarbeitung des Kruzifixus stattfand, ließ sich nicht klären. Eine umfassende Restaurierung der Kapelle fand 1888-1890 statt. Marburger Bürger spendeten damals für eine neue Innenausstattung, dabei auch für ein „weißes“ Kreuz als „Schmuck“ auf dem Altar. Das alte Kruzifix wurde veräußert und kam in die Sammlung Bickell. Später wurde es erneut überarbeitet: die Fassungen wurden abgenommen, ebenso der obere Kreuzarm, so dass seitdem das Material, Holz, das Erscheinungsbild prägt.

Jutta Schuchard

StadtA Marburg 3 C Nr. 6859 (1834-1935)

Paul Jürgen Wittstock, Die Sammlungstätigkeit, in: Elmar Brohl, Gerhard Menk (Hrsg.), Ludwig Bickell (1838-1901). Ein Denkmalpfleger der ersten Stunde (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege 7), Stuttgart 2005, S. 257-264, hier S. 264





Weihrauchfass aus Korbach 1401/1500

Weihrauchfass, deutsch, 1401/1500, Korbach, Evangelische Pfarrkirche der Altstadt Sankt Kilian

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Weihrauchfass, Gelbguss, aus der Kirche St. Kilian in Korbach, 15. Jahrhundert

Ein Überrest aus „katholischer“ Zeit

Weihrauchfässer aus der Kilianskirche in Korbach


Weihrauchfass aus Korbach 1201/1250

Weihrauchfass, norddeutsch & niedersächsisch, 1201/1250, Korbach, Evangelische Pfarrkirche der Altstadt Sankt Kilian

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Weihrauchfass aus Bronze aus der Kirche St. Kilian in Korbach, erste Hälfte 13. Jahrhundert
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Weihrauchfass, norddeutsch/niedersächsisch, 1. Hälfte 13. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2863


Das ältere der beiden Weihrauchfässer ist walzenförmig, wobei der Boden schalenartig abgerundet und das Oberteil als Blattranke mit Durchbrechungen gestaltet ist. An dem laternenartigen oberen Abschluss ist eine Kette befestigt, weitere mit Stäben versehene Ketten an drei Ösen jeweils am Ober- und Unterteil. So war es möglich, den Deckel anzuheben, den Weihrauch einzubringen und anzuzünden. Bei geschlossenem Deckel konnte das Fass geschwenkt und der durch die Öffnungen austretende Rauch im Kirchenraum verteilt werden.



Weihrauchfass aus Korbach 1401/1500

Weihrauchfass, deutsch, 1401/1500, Korbach, Evangelische Pfarrkirche der Altstadt Sankt Kilian

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Weihrauchfass, Gelbguss, aus der Kirche St. Kilian in Korbach, 15. Jahrhundert
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Weihrauchfass, deutsch, 15. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2875


Das jüngere, messingfarbene Rauchfass ist achteckig, der Boden achtgratig gewölbt, sein Rand schließt mit Zinnen ab. Das deutlich höhere Oberteil weist drei Stockwerke mit Architekturelementen wie Vierpässen und Maßwerkfenstern auf. Auch hier stellen in Stangen mündende Ketten die Verbindung zwischen beiden Teilen her. Die vier Ketten werden mit der am oberen Ende des Deckels befestigten fünften Kette von einer kleinen Platte zusammengehalten.

Bereits in der 1850 erschienenen Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck erwähnte Louis Curtze im Kapitel zur Kunstgeschichte die beiden Rauchfässer in der Kilianskirche in Korbach. Bickell wandte sich vermutlich daraufhin an die Pfarrei, wo zunächst nur das eine Fass vorhanden war, das zweite dann aber auch aufgefunden wurde. Im August 1887 wurden beide nach Marburg übersandt und der Kaufpreis von jeweils 50 Mark bezahlt. Bickell bezeichnete sie als einfach, aber sehr wertvoll wegen ihrer Seltenheit.

Katharina Schaal

HStA Marburg 325.16/1 Nr. 80 (Archiv des Marburger Geschichtsvereins)

Hiltrud Westermann-Angerhausen, Mittelalterliche Weihrauchfässer von 800 bis 1500 (Bronzegeräte des Mittelalters 7), Petersberg 2014, S. 149, Nr. II e 9 Marburg (Inv.-Nr. 2863)

Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Kassel 1888, S. LXXIII f.

Louis Curtze, Geschichte und Beschreibung des Fürstenthums Waldeck, Arolsen 1850, S. 401



Figurenmedaillon der heiligen Elisabeth - um 1460

Glasmalerei, um 1460, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, Museum für Kulturgeschichte
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Kurzbeschreibung
Mittelalterliche Glasscheibe aus der Kirche in Schröck
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Mittelalterliche Glasscheibe aus der Kirche in Schröck, um 1460. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv. Nr. 3030

Zwei bedeutende Heilige der Marburger Region

Elisabeth und Katharina

Die beiden Glasmedaillons stammen vermutlich aus der 1527 abgebrochenen Kapelle am Elisabethbrunnen in Schröck. Von dort wurden sie in barocke Glasbutzenfenster der 1720-26 neu errichteten katholischen Pfarrkirche in Schröck eingebaut.

Die beiden Figuren zeigen zwei für die Marburger Region bedeutende Frauen mit einem großen Heiligenschein (Nimbus) und zart gezeichneten, lebendig wirkenden Gesichtern. Elisabeth trägt ein detailreiches Kirchenmodell mit Westturmanlage, quergestellten Satteldächern und eingezogenem Rechteckchor. Ihr Name findet sich als Inschrift im blauen Grund, der vermutlich später eingefügt wurde.





Figurenmedaillon der heiligen Katharina - um 1460

Glasmalerei, um 1460, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, Museum für Kulturgeschichte
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Kurzbeschreibung
Mittelalterliche Glasscheibe aus der Kirche in Schröck
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Mittelalterliche Glasscheibe aus der Kirche in Schröck, um 1460. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 3031


Katharina trägt eine Krone, die sie als Königstochter - Alexandria im 4. Jahrhundert - ausweist. Sie hält in der linken Hand ein Buch, rechts ein Schwert, dessen Spitze in dem ihr zu Füßen liegenden Rad steckt. Damit werden die drei zentralen Elemente der Märtyrerlegende gezeigt: das Buch für ihre Klugheit, da es ihr gelang, 50 Philosophen im Streit um den wahren Glauben zu überzeugen. Aufs Rad wurde sie geflochten, gequält und letztlich durch das Schwert enthauptet. Sie gilt als Schutzpatronin der Wissenschaft, wird von Frauenorden, wie den Augustinerinnen in Berich, besonders verehrt. Die Landbevölkerung sieht in ihr eine der 14 Nothelfer.

In der Darstellung ähneln sich beide Figuren, was vermutlich auf die Herkunft aus der gemeinsamen Marburger Werkstatt von der Leytens hinweist. Die Heiligen stehen vor einem horizontal aufgeteilten Hintergrund mit einem oberen blauen Ornamentbereich, Katharina auf einem Wiesen-, Elisabeth auf einem Fliesenboden. Beide schauen nach links, Elisabeth trägt ein eng tailliertes Kleid und einen weiten, faltenreichen Mantel, der durch eine Schließe über der Brust gehalten wird. Über der Kirche in ihrer rechten Hand findet sich ein Stück einer gelben Maßwerkborte, die ebenso im Oberkörper der heiligen Katharina auftaucht. Diese gelben Scherben wurden als Flicken eingesetzt, ebenso wie das farblose Stück im Mantel Katharinas.

Für einen Preis von je 50 Mark erwarb Ludwig Bickell um 1882 die seltenen gotischen Glasmalereien für die Sammlung des Marburger Geschichtsvereins.

Roswitha Kraatz

https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/mode/grid/setmode/grid/current/1/sn/cvmahessen?q=Schr%C3%B6ck

Daniel Parello, Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen. Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland, Band III,3, hrsg. von Hartmut Scholz, Berlin 2008, S. 493-494 

Albrecht Kippenberger, Zwei Rundscheiben aus Schröck im Museum der Universität zu Marburg und Nachrichten zur Marburger Glasmalerei am Ende des Mittelalters, in: Hessenland 45, 1934, S. 48-50



Altarretabel aus Fuhlen - Erste Schauseite

Bartold Kastrop, (zugeschrieben & Umkreis)
Bernt Notke, (Kreis), Tafelmalerei, um 1500/1510, Hessisch Oldendorf, Fuhlen, Kirche

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Fenchel, Horst

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Kurzbeschreibung
Tafelmalerei um 1500/1510, Eichenholz, beschädigt. Auf den Rückseiten der Flügel in zwei Zonen gemalte Szenen: links oben: Heiliger (links), Götzensäule stürzend, sowie König und vornehmer Mann (rechts); links unten: zwei Henkersknechte ziehen dem hl. Bartholomäus die Haut ab, rechts vornehmer Mann; rechts oben: Heiliger (Petrus?) wird von zwei Männern ins Gefängnis geführt; rechts unten: mit den Armen an Galgenholz gebundener Heiliger wird von zwei Schergen geschlagen, rechts König und vornehmer Mann.
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Schauseite des geschlossenen Retabels, um 1500/1510. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2852


Ein ausgemusterter Altar

Spätgotischer Flügelaltar aus Fuhlen

Im Schrein steht auf goldenem Grund Maria mit dem Kind auf der Mondsichel, auf zwei Ebenen um sie herum und in den Innenseiten der Flügel sind die zwölf Apostel auf zwei Ebenen angeordnet. Am Rahmen sind zwei weitere kleine Figuren befestigt, Johannes der Täufer und ein Bischof. Auf den Außenseiten der Flügel finden sich vier Szenen aus einem Bartholomäus-Zyklus. Die Tafelmalerei ist beschädigt, ebenso das Schnitzwerk und dessen Fassung.



Altarretabel aus Fuhlen - Zweite Schauseite

Bartold Kastrop, (zugeschrieben & Umkreis)
Bernt Notke, (Kreis), Skultur, Tafelmalerei, um 1500/1510, Hessisch Oldendorf, Fuhlen, Kirche

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Fenchel, Horst

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Kurzbeschreibung
Skulptur, Tafelmalerei um 1500/1510, Eichenholz, geschnitzt, gefasst, vergoldet. In der Mittelachse des Schreines steht Maria mit dem Kinde auf der Mondsichel, über ihr schwebt Krone haltender Engel. Zu Seiten Mariae insgesamt vier, auf zwei Geschosse verteilte Apostel. Auf den Innenseiten der Flügel jeweils vier weitere Apostel. Gesamtanordnung (durchlaufend abgelesen): oben links: Bartholomäus, Heiliger (Attribut verloren), Petrus; oben rechts: Heiliger mit Buchbeutel, Jakobus, Johannes; unten links: drei Heilige mit Büchern; unten rechts: Andreas, zwei Heilige (Attribute verloren). Alle Figuren stehen mit abgeflachter Rückseite vor Goldgrund unter Baldachinen. Zu Seiten Mariae in kleinem Format auf Rahmen Johannes Bapt. (links) und Bischof (rechts).
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Altarretabel aus Fuhlen, geöffnet, um 1500/1510. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2852

Im Juni 1882 teilte der Pfarrer aus Fuhlen mit, dass er bereit sei, dem Geschichtsverein „das besprochene Altar-Schnitzbildwerk“ zu verkaufen, und zwar für 150 Mark. Er hätte die Summe gerne auf einmal, weil eine Restaurierung der Orgel geplant sei, sei aber auch bereit, die Summe zu stunden. Er legte dem Schreiben eine Skizze bei, um Bickell einen Eindruck zu verschaffen. Offenbar hätte der Pfarrer den Altar schon mehrfach verkaufen können, er wollte ihn aber nicht an eine Privatperson veräußern, um eine „etwaige mißbräuchliche Verwendung“ zu verhindern. Die Kirchengemeinde war ebenfalls zum Verkauf bereit, der auch von der zuständigen Kirchenbehörde genehmigt worden war. Die Abholung verzögerte sich aber mehrfach im Laufe des Jahrs 1883. 1913 ging der Altar, wie auch zahlreiche andere Objekte aus Marburg, an das neu eröffnete Landesmuseum in Kassel, wurde aber 1939 wieder nach Marburg zurückgegeben.

Katharina Schaal

HStA Marburg 325.16/1 Nr. 83 (Archiv des Marburger Geschichtsvereins)

Historisches Kirchengemeindelexikon der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, Fuhlen, URL: <https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/fuhlen/> 19.05.2024

Hans Georg Gmelin, Spätgotische Tafelmalerei in Niedersachsen und Bremen, 1974, Kat. Nr. 66, S. 257f.





Altartuch aus der Pfarrkirche in Lohra

Weißleinenstickerei, um 1315, Lohra, Evangelische Pfarrkirche,

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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Linke Hälfte eines in der Mitte zerschnittenen Altartuches, Leinen-Weißstickerei, frühes 14. Jahrhundert
Aufnahme links um 1890 (Ludwig Bickell), rechts 2023 (Foto Marburg)
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Altartuch, frühes 14. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2974, Aufnahme links um 1890, rechts 2023

Gestickte Bilder zur Zierde Gottes

Altartuch aus der Pfarrkirche in Lohra
Leider nur als linke Hälfte eines zerschnittenen mittelalterlichen Altartuches erhalten, ist dieses Sammlungsstück vorzügliches Beispiel einer hohen Kunst und langen Tradition der Weißstickerei in Hessen. Links ein kreuzförmig geteiltes Feld mit verschiedenen geometrischen Mustern, rechts als Hälfte des ehemaligen Mittelfeldes ein Feld mit Medaillons der Evangelisten Matthäus und Lukas sowie angeschnitten das Agnus Dei als Christusbild im Zentrum des ursprünglichen Bildprogramms. Die umlaufenden Randstreifen zeigen geometrische, mit Blattformen durchsetzte Muster.





Altartuch aus der Pfarrkirche in Lohra - Foto Marburg

Weißleinenstickerei, um 1315, Lohra, Evangelische Pfarrkirche,

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Linke Hälfte eines in der Mitte zerschnittenen Altartuches, Leinen-Weißstickerei, frühes 14. Jahrhundert
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Altartuch aus der Pfarrkirche in Lohra, frühes 14. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2974


Das Tuch wurde um 1883/84 aus der Pfarrkirche in Lohra für die Sammlung des Geschichtsvereins erworben. Dies ist bemerkenswert, weil in vielen Dörfern der Marburger Landschaft die vielleicht einmal vorhandenen Altartücher den Dreißigjährigen Krieg nicht überdauert haben. In Hassenhausen sei 1692 der Altar erstmals mit einem gestifteten Altartuch bedeckt worden, in Niederwalgern war 1703 nur ein elendt zerlumbtes alt zerrissenes vorhanden, für das der Pfarrer um Ersatz bat, und in Wolfshausen wurde 1656 von den Angehörigen eines in der Lahn ertrunkenen Bremer Kaufmanns Tuch für den Altar gestiftet, auf dem offenbar zuvor keines lag. In Lohra ist dieses mittelalterliche Altartuch wohl im Bewusstsein um seine qualitativ hochwertige Arbeit sicher verwahrt und über die Jahrhunderte gerettet worden.
Auch wenn Leonie von Wilckens dieses Tuch ausdrücklich nicht den Arbeiten des Klosters Altenberg an der Lahn zuschreibt, soll auf diese bedeutende Werkstätte hingewiesen werden, die mit Gertrud von Thüringen einen Aufstieg erfuhr. Das gestickte, mit religiösen Bildmotiven geschmückte Altartuch aus Leinen fand zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine weite Verbreitung.

Siegfried Becker

Stefanie Seeberg, Textile Bildwerke im Kirchenraum. Leinenstickereien im Kontext mittelalterlicher Raumausstattungen aus dem Prämonstratenserinnenkloster Altenberg/Lahn (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 114), Petersberg 2014

Leonie von Wilckens, Hessische Leinenstickerei des 13. und 14. Jahrhunderts, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1954-1959, S. 5-20



Marsschüssel und Kanne aus Lohra

François Briot, Angewandte Kunst, Kanne, um 1600, Lohra, Evangelische Pfarrkirche

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Kurzbeschreibung
Das Prunkgeschirr, bestehend aus der Mars-Schüssel und der dazu passenden Kanne wurde im 1702 der evangelischen Kirche Lohra gestiftet. Sie wurden dort als Taufbecken mit Kanne verwendet.

Sakrament der Taufe

Marsschüssel und Kanne aus Lohra


Marsschüssel aus Lohra

François Briot, Angewandte Kunst, Schüssel, um 1600, Lohra, Evangelische Pfarrkirche

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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Das Prunkgeschirr, bestehend aus der Mars-Schüssel und der dazu passenden Kanne, wurde im Jahr 1702 der evangelischen Kirche Lohra gestiftet. Sie wurden dort als Taufbecken mit Kanne verwendet.
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Marsschüssel aus Lohra, als Taufbecken verwendet, um 1600, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 3922


Die große Zinnschale ist in konzentrischer Zonengliederung mit reicher Reliefguss-Verzierung aufwendig gestaltet; die Kriegerfigur im Medaillon ist durch Beischrift MARS identifiziert, was die Bezeichnung der Schüssel erklärt. Vier Masken alternieren mit vier querovalen Bildfeldern, in denen eine Kriegerfigur (BELLVM) sowie drei sitzende Frauenfiguren dargestellt sind (INVIDIA, PAX, ABUNDANTIA), gearbeitet nach Kupferstichen von Étienne Delaune (1518/18-~1583). Im daran anschließenden Zierstreifen bocksbeinige Flügelfiguren und auf Böcken reitende Genien, Masken und Fruchtbündel, in der Fahne acht sitzende Figuren (NINVS, AFRICA, CYRVS, AMERICA, ALEXANDER MAGNVS, EVROPA, JVLIVS CAESAR, ASIA) sowie weitere Bilder. Die Schüssel, sicherlich eine französische Arbeit um 1600 (vielleicht François Briot, Montbeliard?), wurde laut Inschrift auf der Rückseite der Fahne 1702 als Taufbecken in die Kirche Lohra gestiftet: DIESES TAUFBECKEN SAMPT / DER KANN HATT ZUR KIRCHE NACH LOHR / VEREHRET JUSTINA ELEONORA KIRSCHIN. / GEBOHRNE FENNERIN, IN JAHR / 1702.

Die zugehörige Kanne aus gleicher Zeit zeigt ähnliche Motive, aber französische Beischriften: PAIX, ABONDANCE, GVERRE. Beide Objekte standen also mit ihrer Bildsprache in weltlich-politischem Kontext, wurden aber in ihrer Neuverwendung für kirchlich-sakramentalen Gebrauch gestiftet. Die Stifterin war Tochter des Marburger Pfarrers Johannes Fenner und Schwester des Pfarrers Johann Ludwig Fenner in Lohra; sie hatte 1693 den Advokaten Anton David Kirsch, Sohn des Kirchenseniors Johannes Kirsch aus Frankfurt, geheiratet. Die bisherige Datierung im Inventar (1792) ist also zu korrigieren, da die dritte Zahl durch Lötung auf der Vorderseite entstellt und daher falsch gelesen wurde.



Kanne zur Marsschüssel aus Lohra

François Briot, Angewandte Kunst, Kanne, um 1600, Lohra, Evangelische Pfarrkirche

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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Das Prunkgeschirr, bestehend aus der Mars-Schüssel und der dazu passenden Kanne, wurde im 1702 der evangelischen Kirche Lohra gestiftet. Sie wurden dort als Taufbecken mit Kanne verwendet.
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Kanne aus Lohra, als Taufkanne verwendet, um 1600, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 3922


Die Stiftung von Vasa Sacra zu Abendmahl und Taufe kam um 1700 in den Dörfern häufiger vor und zeigt das Bedürfnis, den Sakramenten eine zeremonielle Aufwertung in der liturgischen Gestaltung des Gottesdienstes zu geben. Als Christoph Spangenberg, von 1679 bis 1733 Schultheiß der Gerichte Lohra und Fronhausen, 1686 seinen Amtssitz von Lohra nach Fronhausen verlegte, stiftete seine Frau im Gedenken an ihr 1689 verstorbenes Söhnchen ein zinnenes Taufbecken in die Fronhäuser Kirche, das 1717 erstmals gebraucht, jedoch 1734 gestohlen wurde. Marsschüssel und Kanne in der Lohraer Kirche blieben aber erhalten; sie wurden von Ludwig Bickell vor 1882 für die Sammlung des Geschichtsvereins in Lohra erworben.

Siegfried Becker

Siegfried Becker, Verloren gegangenes kirchliches Zinngerät, in: Jahrbuch 2016 Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 227-231

Kirchliches Zinngerät aus dem Kreise Marburg. Katalog, bearb. von Dirk Bauer (Marburger Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte), Marburg 1970 



Totenkrone aus Eisenhausen

Angewandte Kunst, Krone, 18. Jahrhundert, Niedereisenhausen

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.), Zugang Ankauf 1883
Vorbesitzer: Niedereisenhausen, Sammlung Schuppner

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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Totenkrone aus Eisenhausen
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Totenkrone, zweite Hälfte 18. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 325

„... so will ich dir die Krone des Lebens geben.“

Eine Totenkrone aus Eisenhausen

Seit der Frühen Neuzeit entwickelte sich der Brauch, unverheiratet Verstorbene mit einer Totenkrone zu versehen. So sollte bei der Bestattung eine Art „Himmlische Hochzeit“, eine „Totenhochzeit“ stattfinden, worin sich der seinerzeitige soziale Stellenwert einer Hochzeit dokumentiert. Die Kronen wurden den Toten aufgesetzt oder auch in den Sarg beigelegt. Dieser Brauch war, konfessionell unabhängig, im deutschen Sprachraum weit verbreitet. Totenkronen weisen eine Vielfalt an Formen und Materialien auf. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs. wurden sie als Eigenkronen mit in das Grab gegeben. Doch wegen der Kosten wurde dies durch fürstliche und kirchliche Verordnungen weitestgehend untersagt. Die Gemeinden wurden angewiesen, sog. Leihkronen anzuschaffen, vorwiegend aus Metall, die nach der Bestattung im Kircheninneren aufbewahrt wurden und durch die dortige öffentliche Präsentation die Funktion eines Gedächtnismahls erhielten.

Eine schmiedeeiserne Leihkrone aus Simmerbach, heute im Hinterlandmuseum Biedenkopf, ist der Marburger Krone im Typus vergleichbar. Diese kam 1883 über Landgerichtsrat W. Gleim, tätig am Landgericht Marburg, als Geschenk des Bürgermeisters Schuppner in Eisenhausen (heute Gem. Steffenberg) in die Sammlung. Da sich seit dem Mittelalter die Pfarrkirche für die Gemeinden Ober- und Niedereisenhausen in Obereisenhausen befand, dürfte die Marburger Krone von dort stammen.

Jutta Schuchard

Anna-Marie und Robin Dürr, Die Totenkronen von Moischt. Frühneuzeitliche Grabbeigaben bei Ausgrabungen entdeckt, in: Jahrbuch für den Landkreis Marburg-Biedenkopf 2022, S. 231-234

Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. (Hrsg.), Totenhochzeit mit Kranz und Krone. Zur Symbolik des Ledigenbegräbnisses. Begleitband zur Ausstellung des Museums für Sepulkralkultur Kassel, 30. September 2007 - 2. März 2008, S. 28





Tefillintasche aus Nordeck

Textilkunst, 1763/1764, Nordeck

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Quelle

©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Rechteckige, aus grünem Samt gefertigte und mit Silberfäden über Pappformen bestickte Tasche zur Aufbewahrung der Gebetsriemen.
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Tefillintasche aus Nordeck, 1763/1764. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 8019


Bar Mizwa als rituelle Aufnahme in die jüdische Gemeinde

Tefillintasche aus Nordeck

Die nahezu rechteckige, aus grünem Samt gefertigte und mit Silberfäden über Pappformen bestickte Tasche diente der Aufbewahrung der Tefillin, der zwei Gebetsriemen zur Bar Mizwa. Mit dieser rituellen Feier wurde in den jüdischen Gemeinden die religiöse Mündigkeit der Jugendlichen vollzogen. Mit den Tefillin wurden zwei Lederkapseln um Arm und Kopf geschnürt, die Pergamentstreifen mit Texten aus der Thora enthielten. Die hebräische Inschrift auf der Vorderseite zwischen den beiden aufrechten, eine Krone tragenden Löwen gibt unter den großen Buchstaben mem und tet (für Mazal tov = Viel Glück) den Eigennamen Chajus ben Raw Avraham und den Nachnamen Segal sowie das Jahr 5524 nach der jüdischen Jahreszählung an (1763 oder 1764). Die gestickte Kanne auf der Rückseite erklärt die Zugehörigkeit des Namens Segal zur Familie der Leviten. Die Ränder sind mit Silberspitze besetzt; am unteren Rand sind drei Quasten aus Gold- und Silberfäden angenäht. Die Tasche konnte oben mit einer Silberkordel verschlossen werden.

Die Tasche kam wohl durch Ludwig Bickell im April 1876 aus Nordeck in die Sammlung des Geschichtsvereins. Das Dorf Nordeck über dem Lumdatal, das bis 1974 zum Kreis Marburg gehörte, hatte bis zum Holocaust eine jüdische Gemeinde mit Synagoge, zu der auch die jüdischen Familien in Ebsdorf und Leidenhofen im Ebsdorfergrund gehörten, sowie einen jüdischen Friedhof über der Burg, die seit 1526 landgräfliches Lehen der Rau von Holzhausen war. Die Tefillintasche ist eines von ganz wenigen Objekten aus dem jüdischen Kultus in der kulturgeschichtlichen Sammlung des Museums; sie verdeutlicht damit, dass die Kultur der oberhessischen Landjuden und ihr nach 1871 im reichsweiten Vergleich hoher Bevölkerungsanteil kaum museal dokumentiert wurden. In Nordeck wurde 1884 das jüdische Ehepaar Salomon und Johanna Wolf erschlagen – der Prozess gegen den Täter war Auftakt des Böckelschen Antisemitismus: die Tasche ermöglicht damit auch das museale Thematisieren einer Kultur des Überlebens der jüdischen Minderheit in den oberhessischen Dörfern unter zunehmend schwieriger werdenden Bedingungen. Und sie zeigt, dass Bickell ganz selbstverständlich dieser Minderheit einen Platz in der musealen Repräsentation der Kulturgeschichte einräumen wollte.

Siegfried Becker



Fotografie des Elisabethschreins

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, um 1890, Marburg

Aus der Sammlung von

Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Fotografie Ludwig Bickells, Glasplattennegativ um 1890

02. a Elisabethkirche und Deutscher Orden

Die aus der Elisabethkirche in Marburg und der an sie angrenzenden Niederlassung des Deutschen Ordens stammenden Objekte sind in einem eigenen Abschnitt zusammengefasst. Bickell lagen die Kirche und die 1809 aufgehobene Landkommende, die in den Jahren vor 1900 einem städtebaulichen Projekt weichen musste, besonders am Herzen. Der Marburger Geschichtsverein organisierte neben der Elisabethkirche in Marburg aber auch eine eigene Ausgrabung, um die nach dem Bildersturm 1619 entsorgten mittelalterlichen Lettnerfiguren wiederzufinden, die seitdem ebenfalls Teil der Sammlung sind.

Katharina Schaal



Reliquiar in Form eines Kirchengebäudes

Angewandte Kunst, Reliquiar, 1101/1300, Marburg, Firmaneikapelle

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Rechteckiger Kasten in Gestalt eines Hauses mit vier Giebeln und am Scheitelpunkt emporgezogenem Dach. Der Baukörper ist mit modelgeformten Gliederungen bedeckt: im Untergeschoss Bogenstellungen auf Säulen; auf den kurzen Giebelseiten je zwei Bogenstellungen; auf den langen Giebelseiten Zickzackfries mit Blättern; auf dem Dach Bogenstellungen und zwei Bäume mit herzförmigen Blättern. Auf den kurzen Giebelseiten je drei Knäufe, auf der Spitze ein Knauf. Unterteil und dachförmiger Oberteil roh miteinander verlötet.
Beim Abbruch der Firmaneikapelle am 4./5. Mai 1786 im Altar gefunden. Das Reliquiar enthielt einige Knochensplitter und Stoffreste.
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Reliquiar, 12./13. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 710


Franziskus-Reliquien in Marburg?

Reliquiar aus der Firmanei

Beim Abbruch der Kapelle der Firmanei, des Hospitals für die Ordensmitglieder selbst, die 1286 im Norden der Niederlassung des Deutschen Ordens in Marburg neben der Elisabethkirche errichtet worden und wohl dem heiligen Franziskus geweiht war, wurde im Mai 1786 im Altar dieses kleine, in seiner Ausgestaltung äußert seltene Reliquienkästen in Form einer zentralbauartigen romanischen Kapelle mit Rhombendach und aufragenden Knäufen gefunden, das noch Knochensplitter, verpackt in Stoff enthält, möglicherweise Reliquien des heiligen Franziskus.



Reliquiar in Form eines Kirchengebäudes

Angewandte Kunst, Reliquiar, 1101/1300, Marburg, Firmaneikapelle

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Kurzbeschreibung
Rechteckiger Kasten in Gestalt eines Hauses mit vier Giebeln und am Scheitelpunkt emporgezogenem Dach. Der Baukörper ist mit modelgeformten Gliederungen bedeckt: im Untergeschoss Bogenstellungen auf Säulen; auf den kurzen Giebelseiten je zwei Bogenstellungen; auf den langen Giebelseiten Zickzackfries mit Blättern; auf dem Dach Bogenstellungen und zwei Bäume mit herzförmigen Blättern. Auf den kurzen Giebelseiten je drei Knäufe, auf der Spitze ein Knauf. Unterteil und dachförmiger Oberteil roh miteinander verlötet.
Beim Abbruch der Firmaneikapelle am 4./5. Mai 1786 im Altar gefunden. Das Reliquiar enthielt einige Knochensplitter und Stoffreste.
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Reliquiar, 12./13. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 710


Das mit ornamentalen Prägungen überzogene Kästchen aus Zinn, das sicher bereits als Reliquienbehälter hergestellt wurde, wirkt stilistisch deutlich älter als die Gebäudegruppe, in der es gefunden wurde, und könnte durchaus noch mindestens in das 12. Jahrhundert datiert werden. Damit würde es mit den eventuellen Reliquien des heiligen Franziskus in zweiter Verwendung gefüllt worden sein, was nicht grundsätzlich auszuschließen ist.



Reliquiar in Form eines Kirchengebäudes

Angewandte Kunst, Reliquiar, 1101/1300, Marburg, Firmaneikapelle

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Rechteckiger Kasten in Gestalt eines Hauses mit vier Giebeln und am Scheitelpunkt emporgezogenem Dach. Der Baukörper ist mit modelgeformten Gliederungen bedeckt: im Untergeschoss Bogenstellungen auf Säulen; auf den kurzen Giebelseiten je zwei Bogenstellungen; auf den langen Giebelseiten Zickzackfries mit Blättern; auf dem Dach Bogenstellungen und zwei Bäume mit herzförmigen Blättern. Auf den kurzen Giebelseiten je drei Knäufe, auf der Spitze ein Knauf. Unterteil und dachförmiger Oberteil roh miteinander verlötet.
Beim Abbruch der Firmaneikapelle am 4./5. Mai 1786 im Altar gefunden. Das Reliquiar enthielt einige Knochensplitter und Stoffreste.
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Reliquiar, 12./13. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 710


Das Reliquiar kam durch den Superintendenten Dr. Karl Justi in diese Marburger Gelehrtenfamilie, aus der es Frau Justi 1950 an den Geschichtsverein verkaufte.

Ulrich Klein



Reliquiar in Form eines Kirchengebäudes

Angewandte Kunst, Reliquiar, 1101/1300, Marburg, Firmaneikapelle

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Kurzbeschreibung
Rechteckiger Kasten in Gestalt eines Hauses mit vier Giebeln und am Scheitelpunkt emporgezogenem Dach. Der Baukörper ist mit modelgeformten Gliederungen bedeckt: im Untergeschoss Bogenstellungen auf Säulen; auf den kurzen Giebelseiten je zwei Bogenstellungen; auf den langen Giebelseiten Zickzackfries mit Blättern; auf dem Dach Bogenstellungen und zwei Bäume mit herzförmigen Blättern. Auf den kurzen Giebelseiten je drei Knäufe, auf der Spitze ein Knauf. Unterteil und dachförmiger Oberteil roh miteinander verlötet.
Beim Abbruch der Firmaneikapelle am 4./5. Mai 1786 im Altar gefunden. Das Reliquiar enthielt einige Knochensplitter und Stoffreste.
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Reliquiar, 12./13. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 710


Carl Graepler, Reliquiar aus der Firmanei-Kapelle in Marburg, in: Sankt Elisabeth. Fürstin – Dienerin – Heilige, hrsg. von der Philipps-Universität Marburg in Verbindung mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landekunde, Sigmaringen 1981, S. 535-537

Albert Huyskens, Der Hospitalbau der hl. Elisabeth und die erste Wallfahrtskirche zu Marburg, in: Zeitschrift des Vereins für hessischen Geschichte und Landeskunde 43, 1909, S. 129-143

Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Kassel 1889, S. LVIII



Lettnerfigur aus der Elisabethkirche (Heiliger mit Kerze)

Statuette, Skulptur, um 1320/1330, Marburg, Elisabethkirche (Fundort: Firmaneikapelle)

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Stehende, in Gewand und Mantel gekleidete Figur; die gesenkte linke Hand und die erhobene rechte fassen Kerze oder stabartiges Gerät. Die Figur von Krautheimer als "Leuchterengel (?)" bezeichnet. Wohl vom Lettner der Elisabethkirche stammend, 1889 von Prof. Alhard von Drach an der Stelle der ehemaligen Firmaneikapelle in Marburg ausgegraben.
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Statuette eines Heiligen, vermutlich eine Kerze haltend, um 1320/30. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2815

Zeugen eines Bildersturms

Skulpturen aus dem Lettner der Elisabethkirche

Zu den Besonderheiten der Marburger Elisabethkirche gehört der erhaltene Lettner, die Chorschranke zwischen dem westlichen Laienraum und den den Ordensleuten vorbehaltenen Konchen. In den 1330er Jahren aus Sandstein errichtet, besteht er aus Abfolgen von heute leeren Nischen, in denen früher unterschiedliche Heiligenfiguren aufgestellt waren. Diese fielen aber fast alle dem calvinistischen Bildersturm unter Landgraf Moritz im Jahr 1619 zum Opfer.





Lettnerfigur aus der Elisabethkirche (Heiliger)

Statuette, Skulptur, um 1320/1330, Marburg, Elisabethkirche (Fundort: Firmaneikapelle)

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Kurzbeschreibung
Stehende, in Gewand und Mantel gekleidete Gestalt. Das Gewand ist mit Strick gegürtet, der Mantel mit Schließe am Hals zusammengehalten. Wegen Tracht und Haltung von Krautheimer als hl. Antonius (?), von Hamann als hl. Franciscus angesprochen. Wohl vom Lettner der Elisabethkirche stammend, 1889 von Prof. Alhard von Drach an der Stelle der ehemaligen Firmaneikapelle in Marburg ausgegraben.
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Statuette eines Heiligen, um 1320/1330. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2814

Von den Statuetten des Lettners waren in der Kirche noch zwei erhalten, der hl. Apostel Philippus und Jakobus der Ältere. Friedrich Lange ließ im Rahmen der Sanierung der Elisabethkirche in den 1850er Jahren nach deren stilistischem Vorbild neue Figuren in Portlandzement und Pappmachee anfertigen und befüllte mit diesen wieder die leeren Nischen des Lettners, womit zumindest ein Eindruck von der früheren Wirkung entstand. Bei der Restaurierung in den frühen 1930er Jahren wurden alle Nachschöpfungen wieder entfernt.





Lettnerfigur aus der Elisabethkirche (Heiliger mit Buch)

Statuette, Skulptur, um 1320/1330, Marburg, Elisabethkirche (Fundort: Firmaneikapelle)

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Kurzbeschreibung
Stehende Figur, die in schürzenartig vor den Leib gezogenen Mantel gekleidet ist. Beide Unterarme sind angewinkelt, die linke Hand hält ein Buch mit Schließen. Das Haar fällt dreieckig zugeschnitten auf den Rücken. Wohl vom Lettner der Elisabethkirche stammend, 1889 von Prof. Alhard von Drach an der Stelle der ehemaligen Firmaneikapelle in Marburg ausgegraben.
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Statuette eines Heiligen mit Buch, um 1320/1330. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2817

Bei den Ausgrabungen des Geschichtsvereins an der früheren Firmaneikapelle im Norden des Deutsch-Ordens-Geländes an der Elisabethkirche im Jahre 1889 unter Leitung von Alhard von Drach hatte man nach einem entsprechenden archivalischen Hinweis einen Teil der 1619 entfernten Lettnerfiguren in mehr oder weniger beschädigten Zustand angetroffen; alle waren dekapitiert, dazu fehlten teilweise Hände und Gliedmaßen, was die richtige Ansprache der Figuren bis heute erschwert. Als Besonderheit ist festzuhalten, dass fast alle Skulpturen noch Reste ihrer ursprünglichen Farbigkeit zeigen. Überlegungen, die Schöpfungen von Lange durch die hochwertigen originalen Figuren des sog. „Lettner-Meisters“ zu ersetzen, wurden aber nicht umgesetzt.





Lettnerfigur aus der Elisabethkirche (Weltenrichter)

Sitzfigur, Skulptur, um 1320/1330, Marburg, Elisabethkirche (Fundort: Firmaneikapelle)

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Kurzbeschreibung
Auf lehnenlosem Thron mit angearbeiteter Fußbank sitzt barfuß eine männliche, in ein weites Gewand und in einen Mantel gehüllte Gestalt. Den Mantel hält eine Schließe auf der Brust zusammen. Das Gewand öffnet sich in einem Schlitz über der Seitenwunde. Das Haar fällt dreieckig geschnitten auf den Rücken. Die drei Seiten der Fußbank sind mit halben und ganzen Vierpässen besetzt. Wohl vom Lettner der Elisabethkirche stammend, 1889 von Prof. Alhard von Drach an der Stelle der ehemaligen Firmaneikapelle in Marburg ausgegraben.
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Statuette Jesus als Weltenrichter, um 1320/1330. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2811

Nach der Analyse der gefundenen Figuren gab es wohl in der oberen Reihe ein Weltgericht mit Christus als Weltenrichter (Inv.-Nr. 2811) im Mittelpunkt, flankiert von unterschiedlichen Heiligen, während in den unteren Reihen wohl auch alttestamentliche Figuren Aufstellung fanden.





Lettnerfigur aus der Elisabethkirche (Thronende Muttergottes)

Sitzfigur, Skulptur, um 1320/1330, Marburg, Elisabethkirche (Fundort: Firmaneikapelle)

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Kurzbeschreibung
Auf lehnenlosem Sitz über von kleinen Konsolen getragenem Sockel thront nach rechts gewendet Maria in ungegürtetes Kleid und weiten Mantel gehüllt. Auf der Brust große vierpassige Agraffe mit Rose (Rosa mystica). Der über dem Oberkörper weit geöffnete Mantel ist auf dem Schoß zum linken Oberschenkel herübergezogen und fällt in reichen Falten herab. Wohl vom Lettner der Elisabethkirche in Marburg. 1889 von Prof. Alhard von Drach an der Stelle der ehemaligen Firmaneikapelle in Marburg ausgegraben.
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Statuette der thronenden Gottesmutter, um 1320/1330. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2812

Die bei der Grabung des Geschichtsvereins gefundenen zehn Skulpturen und zwei größere Bruchstücke gingen unmittelbar in dessen Sammlung ein und waren ab 1927 im heutigen Kunstgebäude ausgestellt.

Ulrich Klein





Lettnerfigur aus der Elisabethkirche (Abraham und Isaak)

Statuette, Skulptur, um 1320/1330, Marburg, Elisabethkirche (Fundort: Firmaneikapelle)

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Kurzbeschreibung
Stehende, in Gewand und weiten Mantel gekleidete Figur, deren linke Hand stehendem kleinen Jungen ins Haar greift. Die Hände des Jungen sind mit einem Band auf der Brust gefesselt. Wohl vom Lettner der Elisabethkirche. 1889 von Prof. Alhard von Drach an der Stelle der ehemaligen Firmaneikapelle in Marburg ausgegraben.
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Statuette Abraham und Isaak, um 1320/1330. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2813

Margret Lemberg, Die Chorschranke in der Marburger Elisabethkirche. Ein Beispiel für die konfessionellen Auseinandersetzungen in Hessen und für den Wandel im Geschmack (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 86), Marburg 2006

Richard Hamann, Die Plastik (Richard Hamann/Kurt Wilhelm Kästner, Die Elisabethkirche zu Marburg und ihre künstlerische Nachfolge, II. Band), Marburg 1929





Seidenfragment aus dem Schrein der Heiligen Elisabeth

textiles Gewebe, Textilkunst, spätes 17. Jahrhundert, Marburg, Elisabethkirche

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Kurzbeschreibung
Fragment aus Seidendamast mit floralen Ornamenten
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Seidenfragment, spätes 17. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2994


In Samt und Seide

Seidenfragment aus dem Schrein der heiligen Elisabeth

Das hellbraune Stofffragment zeigt eine Blütendolde über Blattwerk, darüber ein zweites Blatt, und stammt vermutlich aus dem Schrein der heiligen Elisabeth. Dieser war, wie im Mittelalter üblich, mit kostbaren Seidenstoffen ausgekleidet, auf denen die vermutlich ebenfalls in Stoffstücke eingehüllten Reliquien lagen. Reste wurden im 19. Jahrhundert und 1931 dem Schrein entnommen. Grundlegend untersuchte sie 1981 die Textil-Kuratorin Leonie von Wilckens, die alle dem Mittelalter zuwies, das hier vorgestellte Objekt jedoch ins Barock datierte.

Von den Reliquien wurden immer wieder Stücke an hochrangige Besucher verschenkt. 1539 ließ Landgraf Philipp die übrigen im Zuge der Reformation aus dem Schrein entnehmen; 1548 wurden sie wieder zurückgegeben, aber außerhalb des Schreins aufbewahrt. Ende des 16. Jahrhunderts erfolgten nach der Abkehr der Marburger Deutschordensmitglieder vom katholischen Glauben Abgaben von Reliquien an die Hoch- und Deutschmeister in Wien. Der Schrein wurde offenbar weiterhin in Ehren gehalten, wie das mittelalterliche Schutzgehäuse zeigt, das bis ins 19. Jahrhundert genutzt wurde. Wann und warum der barocke Stoff in den Schrein gelangt, muss offenbleiben.



Seidenfragment aus dem Schrein der Heiligen Elisabeth

textiles Gewebe, Textilkunst, spätes 17. Jahrhundert, Marburg, Elisabethkirche

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Kurzbeschreibung
Fragment aus Seidendamast mit floralen Ornamenten
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Seidenfragment (Rückseite), spätes 17. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2994


Zwei der Seidengewebefragmente gelangten über Ludwig Bickell in den Besitz des Marburger Geschichtsvereins. Damit gehören sie zu den zahlreichen Objekten aus der Elisabethkirche und der Ordens-Niederlassung, die Bickell bewahrte.

Katharina Schaal

Anette Kindler, Seidenstoffe aus dem Schrein der heiligen Elisabeth, in: Elisabeth von Thüringen – eine europäische Heilige, hrsg. von Dieter Blume und Matthias Werner, Petersberg 2007, Katalogband, S. 206-207, sowie zugehörige Katalognummern 131-136, S. 207-209

Leonie von Wilckens, Seidengewebe im Zusammenhang mit der heiligen Elisabeth, in: Sankt Elisabeth. Fürstin, Dienerin, Heilige, hrsg. von der Philipps-Universität Marburg in Verbindung mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Sigmaringen 1981, S. 285-304, Datierung des Fragments Inv.-Nr. 2994: Anm. 77



Kopffragment der Heiligen Elisabeth

Skulptur (?), Kopf (visuelles Werk), 1446/1455, Marburg, Umfeld des Kalb'schen Hauses

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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
In starkem Relief aus Model ausgeförmtes Köpfchen, nach links gewendet, über Kopfschleier hohe, mit Steinen besetzte Krone tragend; hinter dieser Nimbusrest mit Inschrift "... beth (o?) ra ...".
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Kopffragment der heiligen Elisabeth, 1446/1455. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2903

Antlitz einer Heiligen

Kopffragment der heiligen Elisabeth

Das kleine, nur 6 auf 4,2 cm messende Köpfchen ist Bruchstück eines größeren Tonreliefs. In starkem Relief aus einem Model ausgeformt, zeigt es das Porträt der heiligen Elisabeth mit Schleier und sehr großer Heiligenkrone samt Nimbus, auf dessen Rest eine Inschrift erkennbar ist, deren Buchstaben ...beth eine sichere Deutung der Darstellung erlauben. Von der ehemaligen farbigen Fassung sind Reste der Kreidegrundierung, rotem Bolus (einem Tonpigment) und Vergoldung erhalten. Die Bruchränder an allen Seiten zeigen, dass es in einen größeren Bildkontext gehörte.

Das Bruchstück eines Tonreliefs wurde im Juni 1883 in Marburg „bei der Mauer des Kalbschen Hauses“ gefunden, vielleicht von Ludwig Bickell selbst, der ja am Kalbstor wohnte (benannt nach den Kalb von Weitershausen, die einen Burgsitz in der Ritterstraße innehatten). Welche Überraschung muss es für den Finder gewesen sein, als er ins Antlitz einer Heiligen blickte, das zwar angeschnitten, aber noch gut erkennbar ist. Auch wenn es schwerfällt, den ursprünglichen Bildzusammenhang herzustellen und seine Verwendung zu erklären, zeigt dieses Fragment eines deutlich: dass das Leben der heiligen Elisabeth in Marburg eine lange Nachwirkung hatte und zahlreiche Bildwerke hergestellt wurden, die ihre Vita erzählten, nicht zuletzt aus Ton, dessen Verarbeitung in Marburg eine jahrhundertelange Tradition hatte. Der Modelabdruck bedeutet ja, dass das Bild reproduzierbar war und sicherlich mehrfach, wenn nicht vielfach hergestellt wurde.

Siegfried Becker

Elisabeth von Thüringen - eine europäische Heilige. Katalog zur Landesausstellung, hrsg. von Dieter Blume und Matthias Werner, 2 Bände, Petersberg 2007





Beerdigung in Marburg

hessisch, Rollzeichnung, 1667, Marburg

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Kurzbeschreibung
1667, Papier mit Sepia- und Aquarellmalerei, der Anfang fehlt. Inv.-Nr. 13.870

Leichenzug des Deutschordens-Landkomturs Adolph Eitel von Nordeck zur Rabenau

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 13.870



Beerdigung in Marburg 2

hessisch, Rollzeichnung, 1667, Marburg

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Kurzbeschreibung
1667, Papier mit Sepia- und Aquarellmalerei, der Anfang fehlt. Inv.-Nr. 13.870

Am 9./19. April 1667 verstarb der Landkomtur der Deutschordensballei Hessen, Adolph Eitel von Nordeck zur Rabenau, im Alter von 52 Jahren in der Niederlassung auf dem Schiffenberg bei Gießen. Überführt nach Marburg wurde er unter Anteilnahme aller Gruppen der Stadtbevölkerung Mitte Juni beerdigt. Dies geschah unter anderem durch die Formierung eines Leichenzugs, der auf einer über 4 Meter langen und 17 cm hohen Darstellung dokumentiert wurde. Trotz der anhaltenden Auseinandersetzung mit den Landgrafen von Hessen um die Konfession der Ordensmitglieder sowie darum, ob die zu der Ballei Hessen gehörenden Ordensniederlassungen landsässig oder reichsunmittelbar seien, wurde deren oberster Repräsentant nicht nur von den Ordensangehörigen und Bediensteten sowie seinen männlichen Verwandten, sondern auch von den Marburger Professoren, die paarweise mit den in Marburg ansässigen landgräflichen Beamten dem Leichnam folgten, Bürgermeister, Ratsherren, vornehmen Bürger, Studenten und Vertretern der Zünfte zu Grabe getragen.

Die über einen Holzstab gewickelte Rolle erwarb Ludwig Bickell als Geschenk. Sie gehörte bereits 1876 zu seiner Sammlung. Bickell hatte ein großes Interesse an der Ordensniederlassung hinter der Elisabethkirche, was sich auch an der Aufnahme zahlreicher Fotografien und seinem späteren Einsatz als Denkmalpfleger für die noch heute vorhandenen Ordensgebäude zeigt.

Katharina Schaal



Beerdigung in Marburg 3

hessisch, Rollzeichnung, 1667, Marburg

Aus der Sammlung von

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Kurzbeschreibung
1667, Papier mit Sepia- und Aquarellmalerei, der Anfang fehlt. Inv.-Nr. 13.870

Katharina Schaal (Hrsg.), Leben und Sterben eines Deutschordensritters in Marburg. Adolf Eitel von Nordeck zur Rabenau (1614-1667) (Marburger Beiträge zur hessischen Geschichte 19), Marburg 2007

03

Herrschaftliches

Dass in Sammlungen und Museen häufig Objekte aus dem herrschaftlichen Bereich gezeigt werden, hat etwas mit deren Qualität und Wert, häufig auch ihrer Schönheit zu tun. Beispiele hierfür sind die Kaffeekanne aus Porzellan mit dem Wappen der Landgrafen von Hessen oder die Steingutvase aus einer Kasseler Manufaktur. Beide Stücke gelangten im Tausch in die Marburger Vereinssammlung, die anlässlich der Gründung des Landesmuseums in Kassel 1913 Objekte nach Kassel abgeben musste und dafür Porzellan, Steingut und Fayencen, häufig Dubletten, erhielt. Dazu gehört als Baufragment bzw. Einrichtungsstück auch die „Butteley“ aus dem Marburger Schloss.

Gemeint sind hier aber ebenso Dinge, die das Ausüben von Herrschaft zeigen, vor allem eine der Büsten mit der Darstellung des Königs von Westphalen, Jérôme, der diese in größerer Zahl anfertigen ließ und in seinem Reich verteilte, und eine der zahlreichen Münzen, die bereits von Anfang an in die Sammlungen der Vereine gelangten.

Dadurch, dass die Vereinssammlung in dem Gebäude untergebracht war, in dem sich das Staatsarchiv befand, gelangten einige „dreidimensionale“ Stücke, die offenbar mit den Akten ins Archiv gegeben worden waren, wie die Tontafel oder das Hohlmaß, aber auch die Aktensäckchen aus dem Ratsarchiv in die Sammlung. Wegen der Form oder des Materials unterschieden sie sich von den Archivalien aus Papier und Pergament. Auch sie sind dem Bereich des Ausübens von Herrschaft zuzuordnen.

 Katharina Schaal



Tontafel über die Landschneide zwischen dem Stift Paderborn und der Landgrafschaft Hessen-Kassel von 1597

Inschrifttafel, 1597, Hessen

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Rechteckige gebrannte und glasierte Tontafel, deren Inhalt auf eine beigelegte Grenzstreitigkeit zwischen dem Stift Paderborn und der Landgrafschaft Hessen Bezug nimmt.
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Glasierte Tontafel aus dem Jahr 1597. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 1863


„Zu Stiefftung und Erhaltung bestendiger friedfertigen Nachbarschafft“

Tontafel über die Landschneide zwischen dem Stift Paderborn und der Landgrafschaft Hessen-Kassel von 1597

Die rechteckige Tontafel umfasst einen ovalen Rahmen mit vier Henkeln und der Inschrift „Landschneide zwischen dem Stifft Paderborn und Fürstenthumb Hessen etc. Anno 1597“. Sie erinnert an die am 5. Januar jenes Jahres besiegelte Beilegung der jahrelangen Herrschafts- und Grenzstreitigkeiten zwischen Landgraf Moritz von Hessen-Kassel und Bischof Dietrich von Paderborn. Der von Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg und Graf Simon zur Lippe vermittelte Vergleich regelte die Zugehörigkeit zahlreicher Burgen, Schlösser, Städte, Dörfer, Hoheits- und Nutzungsrechte im Weser- und Diemelraum. Darüber hinaus fixierte er den genauen Grenzverlauf zwischen dem Niederfürstentum Hessen und dem Stift Paderborn von den westlich der Diemelmündung gelegenen Buntsandsteinklippen an der Oberweser in südwestlicher Richtung bis vor die Tore der Stadt Volkmarsen. Anstelle der älteren Markierungen im Gelände wurden nun erstmals Grenzsteine mit Wappen und Jahreszahl aufgestellt.

Welchem Zweck die 13 cm hohe und 20,3 cm breite Tontafel diente, die zwei kleinere Absplitterungen am linken Rand aufweist, ist unklar. Den Sammlungen des Geschichtsvereins wurde sie vor 1882 aus den Beständen des Staatsarchivs überwiesen, die beide damals im Marburger Landgrafenschloss untergebracht waren.

Karl Murk

HStA Marburg Urk. 5 Nr. 2602 (Ausfertigung)

HStA Marburg Urk. 100 Nr. 3703 (Abschrift)



Aktensack mit Bild und Jahreszahl

Tasche, 1630, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Leinensäckchen mit farbiger Bemalung und Beschriftung, das zum Aktentransport verwendet wurde. Auf der Vorderseite befindet sich ein großes Loch; insgesamt ist das Säckchen vergilbt und das Bild verblaßt.
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Leinensäckchen mit farbiger Bemalung und Jahreszahl 1630. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 9921

Aktensäcke aus dem Ratsarchiv

Schriftgutorganisation beim Rat der Stadt Marburg

Die recht zierlichen Aktensäckchen, das kleinste ist 22 cm hoch und 27 cm breit, konnten Papier nur in gefalteter Form aufnehmen. Beilagen zu Vormundschaftsrechnungen, die laut Aufschrift eines Behältnisses dort verwahrt wurden, sind zum Teil noch heute als kleine Päckchen organisiert. Ein anderer Beutel nahm vermutlich Urkunden aus dem Jahre 1632 und später, die das Hospital St. Jakob in Weidenhausen betrafen, auf. Nicht für alle Verwaltungszwecke, die auf den Säcken genannt werden, lassen sich heute zweifelsfrei die passenden Archivalien ermitteln.





Aktensack mit Bild eines Lanzenreiters

Tasche, 1631, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Leinensäckchen mit monochromer Bemalung und Beschriftung, das zum Aktentransport verwendet wurde. Das Säckchen ist vergilbt und zeigt Gebrauchsspuren.
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Aktensäckchen von 1631 mit einer Darstellung des heiligen Georg. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 9923


Warum mitten im Dreißigjährigen Krieg derart aufwendige und künstlerisch gestaltete Behältnisse angefertigt wurden, lässt sich nicht klären. Der Transport von wichtigen Dokumenten in unruhigen Zeiten mag eine Rolle gespielt haben, begründet aber noch nicht die Schmuckformen. Ein Sack von 1631 zeigt den heiligen Georg, der den Drachen tötet — das missverstandene Bild des Stadtwappens mit dem Landesherrn zu Pferde, bewaffnet mit Lanze und Schild. Ein so frühes Bild von St. Georg ist aus Marburg nicht bekannt. In Deutschland sind Aktensäcke sonst nicht überliefert.



Aktensack mit Bild eines Reiters

Tasche, um 1630, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Leinensäckchen mit monochromer Bemalung und Beschriftung, das zum Aktentransport verwendet wurde. Das Säckchen ist vergilbt und zeigt Gebrauchsspuren (Unterhalb des oberen Randes ein großer Riss). Auf der Rückseite befindet sich die Aufschrift "M. Brawers Kinder Rechnungs Beilagen".
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Aktensäckchen, um 1650. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 9924


Am 13. Januar 1877 erwarb der Geschichtsverein als Geschenk sechs Aktensäcke aus dem Archiv des Rats der Stadt Marburg. Noch zu Bickells Zeit (also vor 1901) wurde ein weiterer Sack dieser Schenkung hinzugefügt.

Ulrich Hussong



Aktensack mit Bild eines Reiters II

Tasche, 1632, Marburg

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Leinensäckchen mit monochromer Bemalung und Beschriftung, das zum Aktentransport verwendet wurde. Das Säckchen ist vergilbt. Auf der Rückseite befindet sich die Aufschrift "Stiftungß Brieff undt Urkundenn vom Jar 1632 biß ins Jar 1640".
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Aktensäckchen mit dem Bild eines Reiters, Marburg 1632. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 9925


Aktensack mit Bild eines Lanzenreiters II

Tasche, 1652, Marburg

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Kurzbeschreibung
Leinensäckchen mit monochromer Bemalung und Beschriftung, das zum Aktentransport verwendet wurde. Das Säckchen ist vergilbt und zeigt Gebrauchsspuren.
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Aktensäckchen mit Bildnis eines Lanzenreiters, 1652. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 9926


Aktensack mit farbigem Bild eines Reiters

Tasche, 1629, Marburg

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Kurzbeschreibung
Leinensäckchen mit Bemalung und Beschriftung, das zum Aktentransport verwendet wurde. Das Säckchen ist vergilbt und zeigt Gebrauchsspuren und Löcher. Auf der Rückseite befindet sich die Jahreszahl 1629.
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Aktensäckchen mit farbigem Bild eines Reiters, Marburg 1629. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, Inventar-Nr. 9927


Aktensack mit Jahreszahl 1654

Tasche, 1654, Marburg

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Kurzbeschreibung
Mit Jahreszahl beschriftetes Leinensäckchen, das zum Aktentransport verwendet wurde. Auf Vorder- und Rseite befindet sich die Jahreszahl 1654; das Säckchen ist vergilbt und stark beschädigt.
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Mit Jahreszahl beschriftetes Aktensäckchen, Marburg 1654. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 9928


Weidenbaumtaler von 1635 - Vorderseite

Lubertus Haussmann, Münze, 1635, Kassel

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Kurzbeschreibung
Vorderseite: Hessischer Löwe, darunter L [Kleeblatt] H für den von 1635 bis 1640 tätigen Kasseler Münzmeister Lubertus Haussmann - WILHELM(us) D(ei). G(ratia). LAND(gravius). HASS(iae) COM(es). C(attimelibocus). D(eciae). Z(iegenhain). ET N(idda) = Wilhelm von Gottes Gnaden Landgraf von Hessen, Graf von Katzenelnbogen, Diez, Ziegenhain und Nidda.
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Weiden- oder Palmbaumtaler (Vorderseite), Kassel 1635. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 8578


Ein Symbol der Unbeugsamkeit in den Nöten des Dreißigjährigen Krieges

Weiden- oder Palmbaumtaler des Landgrafen Wilhelm V. (1627-1637) aus der Münzstätte Kassel

Landgraf Wilhelm V. (1602-1637) übernahm 1627 nach der Abdankung seines Vaters Moritz (1572-1632) die Regierung in Hessen-Kassel – mitten im Dreißigjährigen Krieg. Mit diesem verbunden war die militärische Auseinandersetzung mit Hessen-Darmstadt um Oberhessen, das 1623 der Darmstädter Linie zugesprochen worden war. Als reformierter Landesherr konnte Wilhelm dem Frieden von Prag 1635 zwischen dem Kaiser und den lutherischen Reichsständen nicht beitreten und musste den Krieg fortsetzen. Der Kaiser erklärte ihn zum Reichsfeind und übertrug sein Stammland Niederhessen an Hessen-Darmstadt. Er wich mit seiner Familie in die Niederlande aus, wo er 1637 im Alter von 35 Jahren starb. Seine Witwe Amalie Elisabeth (1602-1651) setzte den Krieg mit diplomatischem und militärischem Geschick fort.



Weidenbaumtaler von 1635 - Rückseite

Lubertus Haussmann, Münze, 1635, Kassel

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Kurzbeschreibung
Rückseite: Palmen- oder Weidenbaum mit Häusern auf beiden Seiten im Sturm, mit Wolken, Regen und Blitzen, darüber Sonnenstrahlen um den hebräisch geschriebenen Gottesnamen - IEHOVA. VOLENTE. HUMILIS. LEVABOR = Mit Gottes Willen werde ich Niedriger erhoben.
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Weiden- oder Palmbaumtaler (Rückseite), Kassel 1635. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 8578


Bei den in einer Reihe von Typen und Varianten vorhandenen Weidenbaumtalern nach den Bestimmungen der Reichsmünzordnung handelt es sich um Landgraf Wilhelms bekannteste Münzen. Während der Kriegshandlungen, die auf einer Reihe seiner Münzen durch Gewitterstürme dargestellt sind, denen ein Baum trotzt, wurden Teile seines Landes verwüstet. Das Motiv der unbeugsamen Palme oder Weide wurde während der elf Regierungsjahre Wilhelms V. jährlich genutzt, zuletzt auf Wilhelms Sterbemünzen 1637. Weidenbaumtaler tragen den gekrönten hessischen Wappenschild mit den im Titel genannten Wappen von Hessen, Katzenelnbogen, Diez, Ziegenhain und Nidda. Von 1635-1637 prägte die Kasseler Münzstätte Taler mit dem Weidenbaum und dem hessischen Löwen. Das Motiv der Unbeugsamkeit begegnet auch auf Halb-, Viertel- und Achteltalern, darunter den entsprechenden Nominalen anlässlich seines Todes.

Konrad Schneider

Horst-Dieter Müller, Typenkatalog. Münzen und Medaillen der hessischen Landgrafen von 1483 bis 1803/06, Regenstauf 2019, S. 110-140



Butteley aus dem Marburger Landgrafenschloss

Caspar Kaufmann aus Bern, Raumteiler, 1574, Marburg

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Kurzbeschreibung
Installation zur Abtrennung der Nische des Fürstensaals. Dahinter befanden sich der Schenkraum und der Aufgang zum Musikantenboden.
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"Butteley" aus dem Marburger Schloss, 1574. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4540

Wein und Musik

Die „Butteley“ aus dem Marburger Landgrafenschloss

Die 6,45 m breite und noch 2,97 m hohe hölzerne Büffet-Wand diente als Abtrennung der Nische des Fürstensaals. Dahinter befanden sich der Schenkraum, der bereits 1372 erwähnt ist, und der Aufgang zum Musikantenboden. Gegliedert ist die Wand durch sechs Pilaster in ein breites Mittel- und vier schmale Außenfelder. Das mittlere und die beiden Außenfelder der linken Seite sind unten vertäfelt, oben mit Holzgittern versehen, die rechten Außenfelder haben keine Füllung. Darüber befindet sich eine Reihe gedrechselter Säulen. Die inzwischen verlorene Musikantenbühne war wie das Untergeschoss gegliedert, die Wand aber geschlossen. Geschaffen wurde die „Butteley“ nach der Inschrift auf der Rückseite im Jahr 1574, also zu Zeiten der Nutzung des Schlosses durch Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg, von dem Schreinergesellen Caspar Kaufmann aus Bern.





Fürstensaal im Marburger Landgrafenschloss

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, 1869/1900, Marburg

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Bildarchiv Foto Marburg
Eigentümer: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Blick nach Osten. Fotografien Ludwig Bickells, Glasplattennegativ 1869/1900
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Zwei Fotografien des Fürstensaals mit der Butteley, Ludwig Bickell, vor 1889. Bildarchiv Foto Marburg fm 10128 und fm 10129

Nachdem Bickell bereits zwei Fotografien des damaligen Rittersaals mit der noch vollständigen „Butteley“ angefertigt hatte, als dieser noch nicht vom Staatsarchiv mit Urkundenschränken genutzt wurde, wurde die hölzerne Abtrennung möglicherweise als störend für den Raumeindruck empfunden und, weil außerdem funktionslos, abgebaut. Aufgrund der engen Verbindung Bickells mit dem Staatsarchiv und seines Interesses an der Bewahrung von Bauteilen ist es nicht erstaunlich, dass die „Butteley“ 1889 in die Vereinssammlung aufgenommen wurde.


Katharina Schaal


Karl Justi, Das Marburger Schloß, Marburg 1942, S. 70f.





Kaffeekanne mit Wappen der Landgrafen von Hessen-Kassel

Kaffeekanne, Keramik, um 1750/1760, China

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Kaffeekanne aus einem größeren Service der Kasseler Landgrafen. Sogenanntes chinesisches Auftragsporzellan, geschmückt mit dem Wappen des Landgrafen, der das Service in China in Auftrag gegeben hatte.
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Kaffeekanne mit hessischem Wappen, China 1750/60. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2232


Porzellan aus Fernost

Kaffeekanne mit hessischem Wappen

Die mit Deckel 22,5 cm hohe birnenförmige Kanne mit an der Schulter angesetztem Ausguss und großem, aus zwei geschuppten Schwüngen zusammengesetztem Henkel ist beiderseits mit dem von purpurnen Streublumen umgebenen Wappen der Landgrafen von Hessen-Kassel dekoriert. Letzteres befindet sich unter einer Krone und wird von zwei aufrecht stehenden bekrönten Löwen gestützt. Weitere Teile des Services, zu dem diese Kanne ursprünglich gehörte, sind in der Sammlung Ostasiatisches Porzellan der Staatlichen Museen in Kassel (heute Hessen Kassel Heritage) erhalten. Dabei handelt es sich um sog. chinesisches Auftragsporzellan (Chine de Commande), das im 17. und 18. Jahrhundert infolge des in Europa immer weiter um sich greifenden Tee-, Kaffee- und Schokoladenkonsums im Kaiserreich China bestellt und angefertigt wurde. Chinesische Manufakturen boten ihren europäischen Kunden einen ausgefeilten Service. Sie arbeiteten nicht nur auf direkte Bestellungen hin, sondern berücksichtigten auch deren speziellen Geschmack hinsichtlich des Dekors. Meist war das Auftragsporzellan mit dem Wappen des Bestellers geschmückt, das auf kolorierten Musterzeichnungen nach Fernost geschickt worden war.

In die Sammlungen des Marburger Geschichtsvereins gelangte die Kaffeekanne zwischen 1913 und 1916/17 im Rahmen einer umfangreicheren Tauschaktion mit dem Königlichen Museum in Kassel als Dublette. Der Kannendeckel, der lange verloren schien, wurde 1990 in einem Kasseler Magazin wiederentdeckt und nach Marburg abgegeben.

Karl Murk

Geoffrey Godden, Chinesisches Exportporzellan, in: David Battle (Hrsg.), Sotheby’s Großer Antiquitäten-Führer Porzellan: Von den chinesischen Ursprüngen bis zu den Manufakturen des 20. Jahrhunderts, München 1991, S. 49-67

Sook Hi Park, Chinesisches Auftragsporzellan der Ostasiatischen Handelskompanie in Emden (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands 55), Aurich 1973

Jean Michel Beurdeley, Porzellan aus China: Compagnie des Indes, München 1962



Deckelvase mit Venusköpfen

Vase, Steingut, um 1780, Kassel

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Deckelvase aus bräunlichem Steingut mit Vergoldungen. Die Vase wurde nach einem Entwurf des Modelleurs Friedrich Christian Hillebrecht in der Steitz'schen Steingutfabrik in Kassel gefertigt
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Deckelvase mit Venusköpfen, Kassel, um 1780. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2295

Totenklage auf Steingut

Deckelvase mit Venusköpfen

Die von dem Modelleur Friedrich Christian Hillebrecht († 1801) entworfene, mit Deckel 44,7 cm, ohne Deckel 39,7 cm hohe Vase zählt zu den typischen, noch heute unter Sammlern begehrten Produkten der 1771 gegründeten Steitz’schen Steingutfabrik in Kassel, die durch ihre Ziervasen in englischem Stil eine gewisse Bekanntheit erlangte. Über einem runden Fuß mit hohem Schaft erhebt sich ein urnenförmiger Vasenkörper mit scharf abgesetzter Schulter und verengtem, kanneliertem Hals, auf dem ein Stülpdeckel mit rundem Knauf über Blattwerk sitzt. Der Vasenkörper ist im oberen Teil durch einen zylindrischen Ring verstärkt und mit Lorbeergehängen sowie mit zwei Medaillons belegt, auf denen eine stehende, antik gewandete Frau eine auf einer Säule stehende Urne umarmt. Seitlich sind an den Vasenkörper zwei Henkel in Form weiblicher Köpfe angesetzt. Alle Linien und Zierrate sind vergoldet. Form und Dekor des Stückes stimmen weitgehend mit einer Vase der englischen Firma Palmer & Neale überein, die sich wiederum an einem Modell der Firma Wedgwood orientiert haben könnte. Die Kasseler Steingutfabrik wurde von Simon Heinrich Steitz (1740-1813), einem geschäftlich nur mäßig erfolgreichen Tüftler, der zugleich auch Hofkonditor war, betrieben. Steitz stellte die für das Steingut benötigte Masse her, indem er den weißlichen Ton mit mineralischen Zusätzen mischte, so dass die gebrannten Stücke den Eindruck erweckten, aus weißem Marmor oder aus farbigen Steinarten wie Achat, Jaspis oder Serpentin gefertigt zu sein. Seine Nachfolger betrieben die Firma bis in die 1840er Jahre weiter.

Die Vase, deren Vergoldung berieben und deren Fuß geringfügig bestoßen ist, zählt zu den Objekten, die das Königliche Museum in Kassel dem Marburger Geschichtsverein zwischen 1913 und 1916/17 als Gegengaben für die aus dessen Sammlung an das neuerrichtete Landesmuseum abgeführten Stücke übereignete.

Karl Murk

HStA Marburg 5 (Geheimer Rat) Nr. 12164

HStA Marburg 40a (Hessische Kammer) Rubr. 36 Nrr. 863, 916

HStA Marburg 40c (Hessische Kammer, Pachtrepositur) Nr. 619

Wolf von Both/Hans Vogel, Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel. Ein Fürst der Zopfzeit, München 1973, S. 212





Jerome Bonaparte als König von Westphalen

Giuseppe-Francesco Bosio, Büste, Skulptur, 1809/1811, Marburg, Umfeld des Kalb'schen Hauses

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Fenchel, Horst

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Kurzbeschreibung
Büste eines jugendlichen Mannes mit Backenbart und kurzgelockter Frisur. Nicht bezeichnet. Aus der ehem. Präfektur in Marburg stammend.
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Büste Jérôme Napoleons, 1809/11. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2754


Ein König für Marburg

Büste Jérôme Napoleons

Im Vorfeld des westphälischen Nationalfeiertags und seines 27. Geburtstags am 15. November 1811 hatte Jérôme Napoleon (1784-1860), der jüngste Bruder des Kaisers der Franzosen und seit 1807 König des französischen Modellstaats Westphalen, Büsten aus weißem Carrara-Marmor in Auftrag gegeben, die als Geschenke im Rahmen eines zentral gesteuerten Staatsakts in allen Departementspräfekturen (mit Ausnahme der Präfektur des Fuldadepartements in Kassel), in einigen ausgewählten Mairien und den drei Landesuniversitäten aufgestellt werden sollten. Jérômes Initiative orientierte sich vermutlich am Vorbild der zeitgleichen Bildnisoffensive Napoleons, die dieser anlässlich der langersehnten Geburt des Thronfolgers initiiert hatte, und sollte seinem durch zahlreiche Krisen und die rücksichtslose Machtpolitik des älteren Bruders erschütterten Herrschaftsanspruch sinnfälligen Ausdruck verleihen. Nach Marburg wurden im Oktober 1811 zwei Büsten geschickt, von denen eine für die Universität, die andere für die Präfektur des Werra-Departements bestimmt war. Letztere wurde am 15. November 1811 in einer feierlichen Zeremonie in Gegenwart der örtlichen Behördenvertreter und zahlreicher Honoratioren im „vorzüglichsten Saal“ des Präfekturgebäudes aufgestellt.

Heute befindet sie sich im Besitz des Marburger Geschichtsvereins. Die von Guiseppe Francesco Bosio (1769-1845) geschaffene Büste gehört zum Altbestand der Vereinssammlung und weist einige leichtere Beschädigungen auf. Abbrüche an den hinteren unteren Ecken der Standfläche, kleinere Kratzer auf der Nasenspitze, die bestoßene linke Ohrmuschel und ein kleines Loch auf der Brust deuten darauf hin, dass dem Bildnis des 1813 vertriebenen Königs in der nachnapoleonischen Zeit ein Stoß versetzt wurde.

 Karl Murk

HStA Marburg 77a (Werradepartement, Präfektur) Nr. 787

HStA Marburg 53a (Oberbaudirektion) Nr. 840

Martin Knauer, Staatskult und Königtum in Westphalen (1807-1813), in: Veit Veltzke (Hrsg.), Napoleon. Trikolore und Kaiseradler über Rhein und Weser, Köln/Weimar/Wien 2007, S. 341-358, hier S. 350 ff.



Kornmeste

Messinstrument, Kornmeste, 1701/1900, Hessen

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Quelle

©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Kreisrundes Holzgefäß zum Abmessen von Getreide
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Holzgefäß zum Abmessen von Getreide, 18./19. Jahrhundert. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 13.861

Ein gestrichen Maß ...

Kornmeste (Getreidemaß)

Das kreisrunde Holzgefäß mit senkrechter Wandung aus gedämpftem und gebogenem Eichenholz zum Messen des Getreides ist am oberen und unteren Rand mit schmiedeeisernen Bändern beschlagen; auch der Boden ist mit zwei überkreuz laufenden, über die Außenwand ausgreifenden Bändern verstärkt. Die eiserne, mit einem Mittelstab im Boden verankerte Querstange diente der zusätzlichen Stabilität; zudem wurde auf ihr das überschüssige Getreide abgestrichen. An der Außenwand dieses allgemein „Metze“, im Marburger Land aber „Meste“ genannten Hohlmaßes sind ein, im Boden zwei Brandstempel angebracht: ein Kreis mit kleinen Kreuzen gefüllt zwischen den Buchstaben CW, vielleicht eine amtliche Marke der Steuerbehörde. Tatsächlich war die Meste in amtlichem Gebrauch, denn ein Klebezettel gibt als Herkunft an: „Dem Staatsarchiv gehörig. Abgeliefert von der Steuerkasse Rotenburg. Acc: 1884/II.“





Kornmeste (Detail I)

Messinstrument, Kornmeste, 1701/1900, Hessen

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Kreisrundes Holzgefäß zum Abmessen von Getreide
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Schlagstempel CW auf der Außenwand der Kornmeste. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 13.861


Seit Einführung des Dreizelgenbrachsystems im Hochmittelalter war die Wirtschaft getreidebasiert. Abgaben an Grundherrschaft und Kirche waren in Getreide zu entrichten, meist Roggen (Korn) als Brotfrucht und Hafer für die Pferde zu gleichen Teilen (frucht partim). Diese Getreideabgaben galten noch bis zur Grundlastenablösung im 19. Jahrhundert, obwohl sie seit dem 18. Jahrhundert oft nicht mehr in natura eingezogen, sondern vermaltert, d.h. gegen eine Geldabgabe der Pflichtigen verrechnet wurden. Gemessen wurde das Getreide nicht nach Gewicht, sondern mit Hohlmaßen (Scheffel, Mäßchen und Meste), und die Angaben blieben von den Salbüchern des Spätmittelalters bis ins 19. Jahrhundert gleich. So hatten die im Lagerbuch der landgräflichen Liegenschaften 1592 aufgeführten Beständer, „so Iren jerlich stendig frucht pfocht [der alte Ausdruck für Pachtgeld] schulden“, bereits dieselbe Zahl an Mesten Korn und Mesten Hafer zu liefern wie ihre Nachkommen um 1830.



Kornmeste (Detail II)

Messinstrument, Kornmeste, 1701/1900, Hessen

Aus der Sammlung von

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Kurzbeschreibung
Kreisrundes Holzgefäß zum Abmessen von Getreide
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Aufgeklebter Zettel mit dem Herkunftsvermerk "Steuerkasse Rotenburg". Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 13.861


In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als das Getreide längst gewogen wurde, waren die überall auf den Bauernhöfen vorhandenen Mesten beim Einsatz der Dreschmaschine noch beliebt für Kraftproben: Mit beiden Füßen in einer Meste stehend, musste ein Zweizentnersack auf die Schultern gehoben werden. Das Requisit der Getreideernte gab es noch, auch wenn seine eigentliche Funktion außer Gebrauch gekommen war.

Siegfried Becker

Fritz Verdenhalven, Alte Meß- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt an der Aisch 1993

04

Waffen

Die Waffen in der Sammlung des Marburger Geschichtsvereins werden im Unterschied zu den anderen Objektgruppen in der Vereinsgeschichte nicht eigens thematisiert, es sind auch nicht sehr viele. Das Bemerkenswerte ist, dass es sich überwiegend um Stücke handelt, die im weitesten Sinne dem bäuerlichen Kontext zugeordnet werden können. Datiert werden diese, wenn auch mit einem Fragezeichen versehen, auf das Jahr des Bauernkriegs 1525. Überprüfbar ist dies nicht. Denkbar wäre, dass diese universell und auch von nicht militärisch geschulten Personen einsetzbaren Waffen zusammen mit anderen Sammlungsobjekten aus ländlichen Kontexten in die Vereinssammlung gelangten. Anders ist dies bei dem Panzerhandschuh, der eindeutig einem adeligen und damit vielleicht auch herrschaftlichem Kontext zuzuordnen ist. Er wurde wohl auf dem Marburger Schloss gefunden und von dem zeitweiligen Konservator der Vereinssammlung Alhard von Drach an den Verein verkauft.

Katharina Schaal



Panzerhandschuh

Schmiedearbeit, Panzerhandschuh, 1501/1600

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Panzerhandschuh aus geschmiedetem Eisen. Ursprüglich Teil einer Rüstung. Gefunden auf dem Marburger Schloss, wo er möglicherweise einem Ritter verlorengegangen war.
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Panzerhandschuh, 16. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4149

Mit eiserner Faust

Panzerhandschuh – Hentze

Der Panzerhandschuh, Hentze genannt, gehörte zu einem Harnisch. Die gepanzerte Hand konnte ein Schwert halten, allerdings nur mit allen vier Fingern gleichzeitig, da diese sich nicht einzeln bewegen ließen. Mit dem Aufkommen der Schusswaffen entstanden im späten Mittelalter Plattenpanzer, die den Träger zwar relativ gut vor Lanzen, Schwertern und auch Kugeln schützten, aber sehr umständlich anzulegen waren, den Krieger unbeweglich machten, so dass er z. B. nach einem Sturz vom Pferd Hilfe beim Aufstehen benötigte, und dessen Sicht stark einschränkten. Zudem waren sie sehr kostspielig. Rüstungen wurden bei Kriegszügen und im Turnier getragen. Möglicherweise ging der Handschuh, der auf dem Marburger Schloss gefunden wurde, dort, wo sich immer wieder zahlreiche Ritter und ihre Knappen einfanden, verloren. Erstaunlich ist, dass er, auch wenn er möglicherweise bereits beschädigt war, nicht wegen seines Materialwerts weiterverwendet wurde.

Der Panzerhandschuh wurde von seinem Vorbesitzer Alhard von Drach dem Geschichtsverein 1902 verkauft.

Katharina Schaal

Fynn Höhl, Hentze, in: Christoph Otterbeck (Hrsg.), Stadt, Land, Schloss. Eine kulturgeschichtliche Reise durch das Landgrafenschloss Marburg, Marburg 2016, S. 44f.

Andreas Schlunk, Robert Giersch, Die Ritter. Geschichte, Kultur, Alltagsleben. Begleitbuch zur Ausstellung „Die Ritter“ im Historischen Museum der Pfalz Speyer, Stuttgart 2003, S. 44-47





Morgenstern und Stachelflegel

Waffen, 1501/1700

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Stachelflegel und Morgenstern. 16./17. Jh., Holz, Eisenbewehrung, z.T. fehlende Stacheln 1982 ersetzt.
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Morgenstern und Stachelflegel, 16./17. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität,Inv.-Nrn. 13.287 und 13.288


Martialische Zeugen des Krieges

Morgenstern und Stachelflegel

Der Stachelflegel, auch Streitflegel oder Drischel genannt, war eine an den Dreschflegel erinnernde Waffe, deren Schlagholz mit Eisenbändern an beiden Enden verstärkt und mit angespitzten Vierkanteisen besetzt ist. Der Morgenstern als keulenartige Hiebwaffe trägt eine mit eisernen Stacheln besetzte Holzkugel. Die beiden Streitwaffen kamen 1883 (Flegel) und nach 1888 in die Sammlung des Geschichtsvereins und wurden 1982 für die Ausstellung im Wilhelmsbau restauriert, dabei auch die teils fehlenden Stacheln ersetzt.

Die Datierung „1525“ auf beiden Inventarkarten ist handschriftlich durch „?“ ergänzt, eine vorsichtige Anmerkung, mit der die zuvor eindeutige Kontextualisierung im Bauernkrieg relativiert wurde. Der Morgenstern, eine aus dem Streitkolben weiterentwickelte und vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert hinein verwendete Waffe, galt als unritterlich, weshalb die Zuordnung zum Aufstand der Bauern 1524/25 nahelag. Der Stachelflegel oder Streitflegel wurde zwar aus dem bäuerlichen Dreschflegel entwickelt, doch war er keineswegs den Bauernheeren vorbehalten. In der Literatur galten beide Waffen als im ritterlichen Gebrauch verpönt, wurden aber aufgrund ihrer Wirksamkeit gegen Reiter verwendet. Ein Streitkolben findet sich dargestellt auf dem Epitaph für Johann Vogt von Fronhausen und seine Frau Margaretha, gesetzt 1589, in der Fronhäuser Kirche.

Beide Waffen vermitteln eindrücklich die Gewaltausübung in militärischen Konflikten des ausgehenden Mittelalters. Ihre Handhabung war dem gewöhnlichen Werkzeuggebrauch von Axt und Dreschflegel ähnlich, weshalb auch Ungeübte diese Waffen führen konnten. Ob sie aber tatsächlich auf den Bauernkrieg zu datieren sind, sei dahingestellt. Mag sein, dass sie bewusst als museale Exponate für einen Epochenumbruch ausgewählt wurden, der für die hessische Geschichte, für die Reformation, aber auch für das Verhältnis von Landesherrschaft und Bevölkerung bedeutsam war.

Siegfried Becker

Christine Reinle, Bauerngewalt und Macht der Herren. Bauernfehden zwischen Gewohnheitsrecht und Verbot, in: Manuel Braun, Cornelia Herberichs, Gewalt im Mittelalter. Realitäten – Imaginationen, München 2005, S. 105-122

Landgraf Philipp der Großmütige 1504-1567. Hessen im Zentrum der Reform, hrsg. von Ursula Braasch-Schwersmann, Hans Schneider und Wilhelm Ernst Winterhager, Neustadt an der Aisch 2004

05

„Bibelöfen“ aus Gusseisen

Seit dem späten 15. Jahrhundert wurden Öfen aus Gusseisen hergestellt und gerne mit biblischen Motiven geschmückt. Mit den technischen Veränderungen des 19. Jahrhunderts entstanden kleinere und modernere Öfen, was dazu führte, dass viele von den alten ausrangiert und vermutlich eingeschmolzen wurden. Bickell übernahm mehrere komplette Öfen in die Vereinssammlung, darunter einen aus dem Spangenberger Schloss und einen aus dem Rathaus in Grebenstein, und erwarb zahlreiche einzelne Ofenplatten. 1889 publizierte er auch über die Eisenhütten des Klosters Haina und den dort tätigen Formschneider Philipp Soldan, eine seiner wenigen fertiggestellten Publikationen. Der erste Direktor des 1927 eingerichteten Universitätsmuseums, Albrecht Kippenberger, machte die eisernen Ofenplatten ebenfalls zu seinem Forschungsschwerpunkt und baute die Sammlung weiter aus. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts finanzierte der Marburger Geschichtsverein die Erschließung der Ofenplatten des Museums und die Verschlagwortung der Motive nach der kunsthistorischen Systematik „Iconclass“. Auch darauf basierend wurde 2015/16 im Landgrafenschloss eine Ausstellung mit dem Titel „Bibel in Eisen“ gezeigt. Allerdings sind die meisten der Ofenplatten schon lange nicht mehr in der Ausstellung des Museums zu sehen und das Interesse an ihrer Erforschung ist zurzeit eher gering – ein Beispiel für die Konjunkturen des Publikumsinteresses an der Vergangenheit.

Katharina Schaal



Gusseiserner Ofen mit Kachelaufsatz

Philipp Soldan (Formschneider), Peter Rollshausen (Gießer), Konrad Scharff (Gießer), Ludwig Albrecht (Töpfer), Eisenhütte des Klosters Haina, Ofen (Hinterlader), 1548, um 1600, Herstellungsort Haina, Aufstellungsort Schloss Spangenberg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Gußeiserner Ofen von 1548 aus der Eisenhütte in Haina. Der Ofen wurde um 1600 mit einem Kachelaufsatz versehen. Die Ofenplatten zeigen biblische Szenen, die große Bedeutung für die Theologie Martin Luthers haben.
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Gusseiserner Ofen, Haina 1548, mit Kachelaufsatz, um 1600. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4226


Ein „Bibelofen“ aus dem Schloss Spangenberg

Gusseiserner Ofen mit Kachelaufsatz

Im Schloss Spangenberg befanden sich mehrere gusseiserne Öfen, die in den Hütten des Klosters Haina hergestellt wurden. Öfen aus Gusseisen gab es seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, der hier gezeigte wurde 1548 gegossen und vermutlich erst später mit einem Aufsatz aus Kacheln ergänzt. Diese Aufsätze dienten dazu, die Wärme länger zu speichern.



Stirnplatte eines Gusseisernern Ofens

Philipp Soldan (Formschneider), Peter Rollshausen (Gießer), Konrad Scharff (Gießer), Eisenhütte des Klosters Haina, Bildfeld (Stirnplatte eines Ofens), 1548, Herstellungsort Haina, Aufstellungsort Schloss Spangenberg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Stirnplatte eines gußeisernern Ofens von 1548 aus der Eisenhütte in Haina. Die Ofenplatte zeigt eine Kreuzigungsszene.
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Stirnplatte des Ofens mit der Kreuzigung Christi, 1548. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4226


Mit der Reformation kamen biblische Darstellungen auf Öfen zunehmend in Mode und setzten ein Ziel Martin Luthers um: Gottes Wort und Werk immer vor Augen zu haben. Die Hütten in Haina waren führend in der Produktion der „Bibelöfen“, auch weil dort mit Philipp Soldan (um 1500 - nach 1569) ein besonders begabter Formschneider wirkte. Zu den wichtigsten Werken Soldans gehört der Ofen aus Spangenberg, der mit dem Thema „Gesetz und Gnade“ ein Lehrbild der Theologie Luthers ist. Er veranschaulicht den Weg des sündigen Menschen (auf der linken Seite dargestellt) zum rechten Glauben an den auferstandenen Christus, denn nur durch ihn und die Gnade Gottes, so Luther, kann der Mensch das Heil erlangen.



Rechte Seitenplatte eines Gusseisernern Ofens

Philipp Soldan (Formschneider), Peter Rollshausen (Gießer), Konrad Scharff (Gießer), Eisenhütte des Klosters Haina, Ofenplatte, 1548, Herstellungsort Haina, Aufstellungsort Schloss Spangenberg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Seitenplatte eines gußeisernern Ofens von 1548 aus der Eisenhütte in Haina. Die Ofenplatte zeigt die Erschaffung Evas und die Geburt Christi, darunter sind Jesus, Moses, Justizia, Jesaia und David dargestellt.
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Rechte Seitenplatte des Ofens mit biblischen Szenen, 1548. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4226


Die Seitenplatten zeigen die Erschaffung Evas, mit der die Sünde in die Welt kam, sowie die Geburt Jesu, der die Sünde auf sich nahm. Auf der Stirnplatte steht im Mittelpunkt der Kreuzestod und die Auferstehung Christi.

Es ist nicht bekannt, wann der Ofen in den Besitz des Geschichtsvereins kam, er muss jedoch vor 1889 in der Sammlung gewesen sein.

Stefanie Funck

Stefanie Funck, Christoph Otterbeck, Eveline Valtink (Hrsg.), Bibel in Eisen. Biblische Motive auf Ofenplatten des 16. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog Marburg 2015

Ludwig Bickell, Die Eisenhütten des Klosters Haina und der dafür thätige Formschneider Philipp Soldan von Frankenberg, Marburg 1889



Philipp Soldan, Judas Maccabäus

Philipp Soldan, (Werkstatt), Model (Form), um 1540

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, Museum für Kulturgeschichte
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Kurzbeschreibung
Model für den Guss von Ofenplatten, um 1540, Lindenholz, Inv.-Nr. 4264
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Philipp Soldan, Judas Maccabäus, um 1540. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4264

Ein Model für den Guss von Ofenplatten

Judas Maccabäus

Formschneider wie der Frankenberger Philipp Soldan (um 1500-nach 1569) fertigten hölzerne Model, nach denen Ofenplatten für die Herstellung gusseiserner Öfen gegossen wurden. Bei der Umsetzung der Motive griffen sie oft auf Vorlagen zurück. Soldan nutzte wahrscheinlich einen Druck Daniel Hopfers des Älteren (um 1471-1536), der nach einem Original Hans Burgkmairs des Älteren (1473-1531) entstanden war, als Vorbild für die Darstellung des Judas Maccabäus.





Radierung von Daniel Hopfer, frei nach Hans Burgkmair d. Ä., um 1519

Hans Burgkmair (der Ältere), Druckgraphik, um 1519, Augsburg

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Stiftung Wredowsche Zeichenschule Brandenburg/Havel

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Stiftung Wredowsche Zeichenschule Brandenburg/Havel

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Kurzbeschreibung
Dargestellt sind drei stehende männliche Figuren in Renaissance-Kleidung mit Harnischen und Wappenschildern.
Beschriftet in der Platte: ".DIE.DREI. GVTEN. IVDEN / .IOSVE .REX.DAVIT. IVDAS.MAC HABEVS. / Monogramm .D. H"
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Druckgraphik "Die drei guten Juden" von Daniel Hopfer, Augsburg, um 1519. Stiftung Wredowsche Zeichenschule Brandenburg/Havel, Inv.-Nr. V01799Kb

Der jüdische Priester (gest. 160 v. Chr.), der als Widerstandskämpfer gegen die Unterdrückung der Juden Berühmtheit erlangte, galt in der christlichen Überlieferung als vorbildlicher Krieger und gehörte zu den „neun guten Helden“, die als Hüter des Rechts angesehen wurden. Entsprechend ist er als Ritter mit Schwert, Schild und Rüstung dargestellt, der Judenhut weist ihn jedoch als Juden aus. Auch der Löwe im Wappenschild, vermutlich der Löwe Judas, trägt einen Judenhut.

Die Darstellung des Judas Maccabäus gilt als einziger erhaltener Model für Eisenguss aus dem 16. Jahrhundert. Ludwig Bickell erwarb ihn zwischen 1875 und 1882 für 10 Mark aus der Sammlung Klingelhöfer in Marburg. Zeit seines Lebens beschäftigte sich Bickell intensiv mit der Herstellung gusseiserner Öfen und legte den Grundstock für eine umfangreiche Sammlung von Ofenplatten, die sich noch heute im Besitz des Geschichtsvereins befindet.

Stefanie Funck

Stefanie Funck, Christoph Otterbeck, Eveline Valtink (Hrsg.), Bibel in Eisen. Biblische Motive auf Ofenplatten des 16. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog Marburg 2015



06

Aus Stadt und Land - Mobiliar und Hausrat

Ein großer Teil der Sammlung des Geschichtsvereins sind Objekte, die, altmodisch gesprochen, der Volkskunde zuzuordnen sind. Bickell hatte sich vermutlich auch durch den Besuch des Victoria and Albert Museums in London zu seiner Sammeltätigkeit anregen lassen, das zum damaligen Zeitpunkt die Anwendung von Kunst im Handwerk zeigen sollte. Bickell äußerte zwar, dass er Zeugnisse des alltäglichen Lebens im gerade untergegangenen Kurfürstentum Hessen sammeln wolle, „ohne Rücksicht auf praktische Zwecke und sogen. Kunstwerth“ zu nehmen, aber unter den Sammlungsgegenständen sind gut gearbeitete und schön verzierte Stücke sicherlich in der Überzahl. Die Auswahl zeigt, dass er weniger das bürgerliche Leben als das ländliche Umfeld in seiner Sammlung präsentieren wollte. Sein Ansatz, auch unspektakuläre, also alltägliche Dinge zu übernehmen, der nach seinem Tod mit leicht veränderten Schwerpunkten fortgesetzt wurde – zu nennen sind hier die Trachten und die Keramik –, hat dem Museum Objekte verschafft, die Geschichten vom Leben vieler einfacher Menschen in vergangenen Jahrhunderten erzählen.

Katharina Schaal



Marburger Karner

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, 1869/1900, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg
Eigentümer: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Fotografie Ludwig Bickells, Glasplattennegativ 1869/1900
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Fotografie des Kerners von Ludwig Bickell, Ende 19. Jhd. Bildarchiv Foto Marburg fm810397a

Schlüssel ohne Schloss

Schlüssel aus dem Marburger Kerner

Der Marburger Kerner, das Beinhaus unmittelbar östlich der ecclesia maior und damit am östlichen Rand des hier auf einer künstlichen Terrasse liegenden alten innerstädtischen Friedhofes, wurde vom Deutschen Orden als Inhaber des Patronats über alle Marburger Kirchen wohl kurz nach dem Stadtbrand von 1319 erbaut. Aus den Beschwerden des Ordens in den 1330er Jahren geht hervor, dass die Stadt Marburg diesen Bau okkupiert hatte, um ihn als Rathaus zu nutzen. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgten tiefgreifende Umbauten für die Rathausnutzung, die dann mit dem Brand von 1456 endete.





Schlüssel aus dem Karner in Marburg

Schlüssel, 1301/1400, Hessen

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Schmiedeeisener Schlüssel
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Mittelalterlicher Schlüssel, 14. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, Inventar-Nr. 5053

Der noch die Merkmale eines mittelalterlichen Objektes aufweisende Schlüssel aus geschmiedetem Eisen wird wohl zu einer der Innentüren des Kerners gepasst haben und damit möglicherweise noch zu der Rathausnutzung des Gebäudes gehören. Heute und wohl auch schon im 19. Jahrhundert war keine passende Türe mit dem entsprechenden Schloss mehr im Gebäude erhalten, die ältesten Türen stammen hier erst aus dem 17. Jahrhundert; das ist nicht verwunderlich, wurde das Gebäude doch auch in der Neuzeit mit wiederum teilweise anderen Geschosseinteilungen tiefgreifend umgebaut.

Der Schlüssel wurde der Sammlung des Geschichtsvereins wohl 1920 von Dr. Karl Justi, der seine Jugend in der elterlichen Dienstwohnung im Kerner verlebt hatte, übergeben. Er dürfte damit wohl auch ohne passendes Türschloss im Gebäude überliefert worden sein.

Ulrich Klein

Gerhard Aumüller, Siegfried Becker, Ulrich Klein (Hrsg.) mit Beiträgen von Jutta Schuchard und Andreas Tacke, Ein Spaziergang durch Alt-Marburg und seine Umgebung in Bildern der Brüder Justi, [in Vorbereitung]

Mitteilungen des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Jahrgang 1921, S. 9





Zunftlade der Marburger Schuhmacher

Truhe, um 1500, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Truhe mit schmiedeeisernen Beschlägen. Die originale Fassung ist verloren. Reste von roter, gelber und schwarzer Farbe sind noch auf allen Seiten sichtbar.
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Zunftlade, um 1500. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv. -Nr. 4535


Zünftig

Zunftlade der Marburger Schuhmacher

Die Zunftladen, in denen die schriftlichen Unterlagen der Zünfte aufbewahrt wurden, bildeten den materiellen Mittelpunkt jeder Handwerkerzunft. Bei den Versammlungen stand die Truhe im Zentrum und wurde in einer nahezu kultischen Handlung geöffnet; viele Zunftordnungen regelten zudem das besondere Verhalten der anwesenden Mitglieder bei geöffneter Truhe.

Die Zunft der Marburger Schuhmacher, der die Truhe zugeschrieben wird, gehörte im Mittelalter und der frühen Neuzeit zu den mittelgroßen Zünften der Stadt, bis sie im 18. Jahrhundert zur größten Zunft anwuchs. Da Bickell die Truhe möglicherweise direkt von einem der früheren Zunftmeister erwarb, dürfte die Nutzung des Holzkastens zumindest für die letzte Zeit gesichert sein.

Gerade die neuzeitlichen Zunfttruhen sind oft aufwendig gearbeitet, ohne dass dafür besondere Anforderungen bestanden hätten. Zwar hatten viele Zunfttruhen zwei unterschiedlich schließbare Schlösser, notwendig war dies aber auch nicht. In ihrer Funktion gesicherte spätgotische Zunfttruhen sind sehr selten, sodass es hier an Vergleichsbeispielen fehlt. Es könnte sich daher bei der aufwendig gearbeiteten Truhe durchaus noch um die spätmittelalterliche Zunfttruhe der Marburger Schuhmacher handeln, ausgeschlossen werden kann aber auch nicht, dass eine solche ältere Truhe angekauft und erst nachträglich als Zunfttruhe genutzt worden ist.

Wahrscheinlich erwarb Ludwig Bickell die Truhe für die Sammlung im Jahr 1875; nach der vorhergehenden Auflösung der Zünfte bildeten solche Zunftobjekte beliebte Sammlungsgegenstände.

Ulrich Klein

Gerald L. Soliday, Zünfte und Gemeinde. Die Gemeine Bürgerschaft in der Universitätsstadt Marburg des 18. Jahrhunderts, in: Karl Murk/Ulrich Hussong/Ulrich Ritzerfeld, Marburg. Strukturen und Lebenswelten vom Mittelalter bis zur Neuzeit, Marburg 2022, S. 267-309

Franz-Josef Verscharen, Gesellschaft und Verfassung der Stadt Marburg beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Sozialer und politischer Wandel der Stadt vom 13. bis zum 16. Jahrhundert im Spiegel ihrer politischen Führungsschicht (Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 9), Marburg 1985

Leopold Schmidt, Zunftzeichen. Zeugnisse alter Handwerkskunst, Salzburg 1973



Aussteuertruhe

Truhe, um 1644, Hessen

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Truhe aus geschnitztem und bemaltem Eichenholz zur Aufnahme einer Aussteuer. Inschrift: ORTH 1644, Anbringungsort: 1. Bogenfeld mit Wappen von links
Inschrift: TRESE 1590, Anbringungsort: 2. Bogenfeld mit Wappen von links
Inschrift: GEISMER, Anbringungsort: 3. Bogenfeld mit Wappen von links
Inschrift: DORLAR, Anbringungsort: 4. Bogenfeld mit Wappen von links
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Aussteuertruhe aus Eichenholz, um 1644. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2940

Verwahren und vorzeigen

Truhe aus Ockershausen

Das wuchtige Möbelstück zeigt eindrucksvoll die große Bedeutung, die Truhen im 17. Jahrhundert als Verwahrmöbel noch hatten – nicht nur im bäuerlichen, sondern auch im bürgerlichen Haushalt. Und dieses Möbelstück diente daher immer auch der Repräsentation. Die schwere, eichene Truhe ist an den Schmalseiten mit Blütenranken bemalt, die das heraldische Motiv des Familienwappens aufnehmen: die Frontseite ist durch aufgedoppelte Architekturgliederung mit zweimal zwei Rundbogenfeldern gegliedert. Diese Felder werden von einem mittleren und zwei seitlichen Pilasterpaaren gerahmt und tragen vier Wappen, die mit gekerbten Beischriften bezeichnet sind: einen Schild mit Blütenzweig – ORTH 1644, einen Schild mit Frucht, die von einem Kronreif umschlossen wird – TRESE 1590, einen Schild mit springendem Böckchen – GEISMER, und einen geteilten Schild mit drei dachförmig gegeneinander gestellten Schrägbalken – DORLAR.





Aussteuertruhe

Truhe, um 1644, Hessen

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Truhe aus geschnitztem und bemaltem Eichenholz zur Aufnahme einer Aussteuer. Inschrift: ORTH 1644, Anbringungsort: 1. Bogenfeld mit Wappen von links
Inschrift: TRESE 1590, Anbringungsort: 2. Bogenfeld mit Wappen von links
Inschrift: GEISMER, Anbringungsort: 3. Bogenfeld mit Wappen von links
Inschrift: DORLAR, Anbringungsort: 4. Bogenfeld mit Wappen von links
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Bogenfelder der Truhe, 1644. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 2940


Die Truhe wurde 1884 für die Sammlung des Geschichtsvereins von der Familie Lohrey in Ockershausen angekauft. Der historische Kontext ihrer Herstellung ist auf der Inventarkarte bereits nach Stahr erschlossen: Sie gehörte vermutlich zur Aussteuer einer der beiden Töchter aus zweiter Ehe des Ludwig Orth, die beide 1644 geheiratet hatten. Orth war Ratsverwandter in Korbach und ab 1626 Rentmeister in Wetter; er heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau 1620 Anna Elisabeth von Dorlar, Tochter des Freigrafen Ludwig von Dorlar in Fredeburg. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor; die Tochter Elisabeth heiratete 1644 den Rentmeister Jost Seiler in Itter, die Tochter Anna Elisabeth den Kaufmann Curt Heinrich Holstein in Marburg. Vielleicht hat Anna Elisabeth Holstein die Truhe nach Marburg gebracht. Dieses prächtige Möbelstück ist jedenfalls Ausdruck eines bürgerlichen Standes- und Familienbewusstseins, das auch in einer unruhigen Zeit – gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges – nicht auf Repräsentation von Wohlstand und Besitzstolz verzichtete. Dass die Truhe nicht nur geschnitzt, sondern auch farbig bemalt war, zeigt ihre Funktion als Prunkmöbel in einem bürgerlichen Haushalt, in dem bereits die rauchfreie Stube ein angenehmeres Wohnen und feiner gestaltetes Mobiliar ermöglichte.

Siegfried Becker 

Joachim Hähnel, Stube. Wort- und sachgeschichtliche Beiträge zur historischen Hausforschung (Schriftenreihe der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 21), Münster 1975



Kastentisch

Kastentisch, 1601/1700, Hessen

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Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Kastentisch des 17. Jahrhunderts aus Eichen- und Obstbaumholz
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Kastentisch, 17. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4468


Ein vielseitig einsetzbares Möbelstück

Der Kastentisch

Der rechteckige Tisch mit zwei übereinander gesetzten Schubladenkästen ist eher als Schreib- denn als Esstisch anzusprechen, wobei er vermutlich auch dafür genutzt worden ist. Der quadratische obere Kasten steht auf vier geschwungenen Füßen, deren Querstreben die zweite Schublade halten, die an der Vorderseite abgeschrägt ist. Unten um den Tisch läuft eine Fußleiste herum. Die obere Schublade ist abschließbar. Die Seiten des Tischkastens sind mit Profilleisten gegliedert, die Querleisten schließen mit Rosetten ab.

Neben den Kastentischen gab es Schragentische mit schräg eingesetzten Beinen und umlaufenden Fußleisten, die nur als Esstische dienten. Beide Formen finden sich auch mit Flügeln und zusätzlichen aufklappbaren Platten versehen, um sie zum Einnehmen der Mahlzeiten zu vergrößern. In den aufwändiger gearbeiteten, verschließbaren Kastentischen wurden aber häufig Bücher, Dokumente, Rechnungsunterlagen und auch Geld aufbewahrt, so dass sie nicht nur in Speiseräumen zu finden sind. Ein dem Marburger Tisch in Konstruktion und Dekor sehr ähnliches Exemplar aus einer ehemaligen Wiener Sammlung wird von Sigrid Müller-Christensen ins 17. Jh. datiert und nach Franken verortet.

Der Kastentisch zählt zu den zahlreichen Alltagsobjekten aus der frühen Neuzeit, die Bickell zur Dokumentation der Lebensverhältnisse des untergegangenen Kurhessens erwarb.

Katharina Schaal

Katharina Schaal, Das Deutschordenshaus Marburg in der Reformationszeit. Der Säkularisationsversuch und die Inventare von 1543 (Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 15), Marburg 1996, S. 113-115

Sigrid Müller-Christensen, Alte Möbel – vom Mittelalter bis zum Biedermeier, München 1948, Abb. 69



Kastentisch

Kastentisch, 1601/1700, Hessen

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Kastentisch des 17. Jahrhunderts aus Eichen- und Obstbaumholz
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Kastentisch

Kastentisch, 1601/1700, Hessen

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Kurzbeschreibung
Kastentisch des 17. Jahrhunderts aus Eichen- und Obstbaumholz
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Kastentisch

Kastentisch, 1601/1700, Hessen

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Kastentisch des 17. Jahrhunderts aus Eichen- und Obstbaumholz
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Kastentisch

Kastentisch, 1601/1700, Hessen

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Kastentisch des 17. Jahrhunderts aus Eichen- und Obstbaumholz
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Kastentisch

Kastentisch, 1601/1700, Hessen

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kastentisch des 17. Jahrhunderts aus Eichen- und Obstbaumholz
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Erholsamer Schlaf

Hessische Arbeit, vermutlich aus Münzenberg, Himmelbett, um 1650, Münzenberg

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Himmelbett, 2. Hälfte 17. Jahrhundert, Nadel- und Eichenholz. Inv.-Nr. 4129

Erholsamer Schlaf

im Himmelbett



Erholsamer Schlaf

Hessische Arbeit, vermutlich aus Münzenberg, Himmelbett, um 1650, Münzenberg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Himmelbett, 2. Hälfte 17. Jahrhundert, Nadel- und Eichenholz. Inv.-Nr. 4129
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Himmelbett, 2. Hälfte 17. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4129


Das wohl aus Münzenberg stammende Bett steht auf aus den Längswänden gearbeiteten Füßen, die mit Rahmenwerk und aufgeleimten Ornamenten verziert sind. An den Ecken setzen diese sich als gedrehte Säulen fort, die den Betthimmel tragen. Auch das höhere Kopf- und das Fußteil sind verziert. Der Bettkasten hat einen Bretterboden. Rahmen und Gesims des Himmels wurden ergänzt. Durch die Aussparung an der Querseite konnte ein Rollbett untergeschoben werden, das bei Bedarf für Kinder oder Gäste genutzt wurde. Die aufwändige Arbeit deutet darauf hin, dass es sich um ein Ehebett handelte, das möglicherweise aus einem adeligen oder bürgerlichen Haushalt schließlich in den Hauptraum eines Bauernhauses gelangte.

Der Typ des Bettes mit Säulen, die den Betthimmel trugen, entstand im 16. Jahrhundert und war bis weit in das 19. Jahrhundert in Gebrauch. Der Himmel und die Vorhänge hielten die Wärme und stellten einen Sichtschutz dar. In dem 184 cm langen Bett konnte man nicht ausgestreckt liegen, sondern musste die in der frühen Neuzeit übliche halb sitzende Schlafhaltung einnehmen. Die Breite von etwas mehr als einem Meter bot für mindestens zwei Personen Platz.

1896 kaufte Ludwig Bickell das Bett bei einem Antiquitätenhändler in Gießen an. Er wollte offenbar die Sammlung um ein sorgfältig gearbeitetes und verziertes Gebrauchsmöbelstück aus dem Alltag der vergangenen Jahrhunderte ergänzen.

Katharina Schaal

Karl Rumpf, Das Bett im hessischen Bauernhaus, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 74, 1963, S. 125-142, hier Tafel IX und S. 135 f.



Brautstuhl der Anna Elisabeth Fenner

Brautstuhl, 1838, Schwalm

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Farbig bemalter Brautstuhl aus Buchenholz in der für die Schwalm und das Marburger Land typischen Gestalt. Das Rohrgeflecht wurde 1913 erneuert.
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Brautstuhl, 1838. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4225

Ein Platz in Haus und Familie

Brautstuhl

Der für Brautstühle in der Schwalm und im Marburger Land typische Stuhl ist mit gedrechselten Beinen ausgestattet, die Zargen des Sitzes und die Füllhölzer der Rückenlehne sind mit Aussägearbeiten und Kerbschnitzereien verziert. Die Ornamente zeigen Herzen und Sechssterne, die Pfosten der Rückenlehne Vogelbekrönungen. In der vorderen Zarge des Sitzes gibt die ausgesägte Jahreszahl 1838 das Herstellungsjahr an, in der Rückenlehne ist der Name der Braut angegeben: ANNA ELISABETH FENNER. Vordere Stuhlbeine und Zarge sowie die Lehne sind grün, rot und gelb bemalt.





Brautstuhl der Anna Elisabeth Fenner

Brautstuhl, 1838, Schwalm

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Farbig bemalter Brautstuhl aus Buchenholz in der für die Schwalm und das Marburger Land typischen Gestalt. Das Rohrgeflecht wurde 1913 erneuert.
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Brautstuhl, 1838. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4225

Diese sogenannten Brautstühle, mit gedrechselten und gefasten Beinen und Holmen sowie reicher Schnitzerei verziert, trugen neben floralen und geometrischen Motiven in der Regel auch den Namen der Braut oder des Bräutigams. Denn sie waren keineswegs dem weiblichen Partner eines Brautpaares vorbehalten; der Stuhl war, eigens für den einheiratenden Ehepartner angefertigt und Teil der Aussteuer, ein Rechtssymbol, das ihm einen Platz in Haus und Familie einräumen sollte. Damit zeigt er die symbolische Bedeutung des Mobiliars für die rechtlichen und sozialen Strukturen der bäuerlichen Familien- und Arbeitsorganisation. Wie das Vorhangsbett, also die Bettlade mit Himmel, die als repräsentatives Möbel in der Wohnstube stand und Zeichen der Autorität des Hausherrn in der Familienstruktur war, kann der Brautstuhl als Objektivation der im bäuerlichen Ehe- und Übergabevertrag ausgehandelten Rechte und Pflichten angesehen werden.

Siegfried Becker

Gerald Bamberger, Ehe- und Übergabeverträge in Hessen. Ein Überblick über Geschichte, Aufbau und Funktion (Marburger Beiträge zur Kulturforschung, Archivschriften 2), Marburg 1998

Karl Rumpf, Das Bett im hessischen Bauernhaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Bettes, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 74, 1963, S. 125-142





Kesselhaken (Heel oder Säge-Hal)

Kesselhaken, 1501/1800, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Kurzbeschreibung
Ein an einem großen Ring hängender vierkantiger Stab ist mit einer flachen, 13 Kerben aufweisenden Schiene so durch zwei verschiebbare Ösen miteinander verbunden, dass die Länge verstellbar ist. Schmiedeeisen mit Rostspuren.
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Kesselhaken, 16. bis 18. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 16.437


Kochen über offenem Feuer

Kesselhaken (Heel oder Säge-Hal)

Ein an einem großen Ring hängender vierkantiger Stab ist mit einer flachen, 13 Kerben aufweisenden Schiene so durch zwei verschiebbare Ösen  verbunden, dass die Länge verstellbar ist. So konnte ein an dem unteren Haken eingehängter Kessel über dem offenen Herdfeuer höhenverstellbar aufgehängt und beim Kochen die Hitze reguliert werden. Dieses Säge-Hal stellt ein eher schlichteres Beispiel des über Jahrhunderte gebrauchten Geräts dar, die aufwändigeren Exemplare weisen Verzierungen und kunstvoller gestaltete Ösen auf. Das deutet möglicherweise darauf hin, dass es sich bei diesem Kesselhaken um einen reinen Gebrauchsgegenstand aus einem bürgerlichen oder bäuerlichen Haushalt handelt. Allerdings wurden Kessel auch einfach an in sich verstellbaren Ketten über das Feuer gehängt oder Töpfe auf Dreifüßen direkt auf den Herd gestellt.

Das Säge-Hal gelangte erst nach Bickells Tod im Jahr 1903 durch Ankauf in die Sammlung des Geschichtsvereins. Verkäufer war der Antiquitätenhändler Goldschmidt aus Marburg. Vermutlich sollte damit ein früher alltäglicher Gegenstand bewahrt werden.

Katharina Schaal

Katharina Schaal, Das Deutschordenshaus Marburg in der Reformationszeit. Der Säkularisationsversuch und die Inventare von 1543 (Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 15), Marburg 1996, S. 157

Der Bildindex Foto Marburg zeigt unter dem Stichwort „Kesselhaken“ über 20 Exemplare dieses Gerätetyps.



Mehlkasten aus Gersfeld

Kasten, 1807, restauriert 1963, Rhön

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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Kurzbeschreibung
Truhe mit schwachgewölbtem Deckel aus Buchenholz und Beschlägen aus Schmiedeeisen. Monogramm: IHGM, Anbringungsort: Deckel
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Mehlkasten aus der Rhön, 1807. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4195

Sicherung der Nahrung

Mehlkasten aus Gersfeld

Diese für Rhöner Mehlkästen typische Truhe mit schwachgewölbtem Deckel wurde im 19. Jahrhundert noch häufiger besonders im Kreis Gersfeld verwendet. Die Seitenwände sind aus waagerecht ineinander gespundeten Brettern, die Eckpfosten vierkantig und zu Beinen verlängert. Vorderfront und Deckel sind mit linearen Kerbschnittmustern verziert, dazwischen sechsblättrige Rosetten, Bogen, Schlangenlinien und Rhomben mit ährenförmigen Ausstrahlungen. Der Deckel wird mit einem Eisen verschlossen, daneben die Jahreszahl 1807 und das Monogramm IHGM. Auf einem Brett der Vorderfront wiederholt sich die Jahreszahl 1807.





Mehlkasten aus Gersfeld

Kasten, 1807, restauriert 1963, Rhön

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Truhe mit schwachgewölbtem Deckel aus Buchenholz und Beschlägen aus Schmiedeeisen. Monogramm: IHGM, Anbringungsort: Deckel
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Beschlag an Rhöner Mehlkasten. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4195

Der Mehlkasten wurde um 1896 in Gersfeld zusammen mit anderen Objekten für die Sammlung des Geschichtsvereins erworben. Karl Rumpf hat einen ganz ähnlichen, 1759 datierten Rhöner Mehlkasten aus der Sammlung des Universitätsmuseums 1948 aufgemessen und gezeichnet; er sah in ihnen eine Frühform der Truhe, die ganz ähnlich auch in Skandinavien, England, den Alpen, Abruzzen, in Spanien und im Donau-Saveraum vorkam. Freilich sind auch Konstruktion und Zweck zu bedenken, um ihre lange Beibehaltung zu erklären: die Bauart aus schmalen Buchenbrettern, die radial aus dem Stamm gespalten und geglättet, dann mit ihren schmaleren Seiten waagerecht zusammengespundet sind, ermöglichte die Verwendung schwächeren Holzes. Solche Kästen waren daher in gebirgigen Gegenden leichter und günstiger herzustellen; das gespaltete und gerissene Holz arbeitete weniger, und die Spundung der Bretter erlaubte zugleich einen dichten Abschluss von Boden und Wänden, um Mehlkäfern und Mäusen den Zutritt zu verwehren und das Mehl als Grundlage der Brotnahrung zu sichern.

Siegfried Becker

Karl Rumpf, Frühformen hessischer Truhen, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 68, 1957, S. 185- 194





Doppelhenkelschale mit Darstellung eines Hirsches

Schale, 1730, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Die Doppelhenkelschale aus Hafnerware mit hellsandfarbenem Scherben wurde 1730 in Marburg angefertigt. Der tiefgemuldete Gefäßkörper mit flachem Spiegel ist mit einer schräg angesteigenden Wandung versehen, an deren Rand zwei Ösenhenkel angesetzt sind. Über nussbrauner Grundierung ist eine Bemalung in Rahmfarben, Grün und Dunkelbraun aufgetragen. Sie zeigt im Spiegel über einer schachbrettartigen Fläche einen nach links springenden Hirschen und die Jahreszahl "a 1730" zwischen Blumenornamenten. Die Wandung ist mit einem Muster aus ovalen und gepunkteten Ornamenten sowie einer gezackten Linie verziert. Ein großes, viereckiges Randstück ist ausgebrochen und verloren.
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Doppelhenkelschale mit Darstellung eines Hirsches, 1730. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 1559


Marburger Gebrauchskeramik

Keramikschüssel

Die tiefe Schüssel mit schräg ansteigender Wandung, flachem Spiegel und zwei Ösenhenkeln zeigt auf nussfarbener Grundengobe eine rahmfarbene, grüne und dunkelbraune Schlickermalerei unter Glasur, die ornamental, aber auch figürlich gestaltet ist: im Spiegel ein springender Hirsch auf schachbrettartigen Bodenfliesen, daneben Tulpenblüte und Tropfendekor in Malhorntechnik.

Die lange Gewerbegeschichte der Marburger Töpferei spiegelt sich auch im Umfang der Keramiksammlung, die bereits in den 1870er Jahren vom Geschichtsvereins begonnen wurde. Ein früher und herausragender Sammlungszugang ist diese Schüssel, die 1879 im Keller des Metzgers Sülzer in Marburg ausgegraben und von ihm dem Geschichtsverein geschenkt wurde. Außer einem großen rechteckigen Ausbruch am Rand ist sie gut erhalten; Meyer-Heisig hat eine weitere, 1733 datierte Schüssel aus derselben Werkstatt im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg nachgewiesen. Die figürliche Malerei der Marburger Schüssel zeigt eine geübte Gestaltung und Linienführung, sie lässt eine Professionalität des Gewerbes erkennen, das in dieser Epoche auch experimentelle Neuerungen wie Wischdekore wagt und damit eine Innovationsfreudigkeit zeigt, mit der die wirtschaftliche Bedeutung der Marburger Töpferei im 19. Jahrhundert vorbereitet wird.

Siegfried Becker

Katharina Schaal, Die Keramik-Sammlung des Marburger Geschichtsvereins, in: Thomas Schindler, Paul Jürgen Wittstock (Hrsg.), Keramik und Landesgeschichte (Marburger Beiträge zur hessischen Geschichte 20) Marburg 2008, S. 27-41

Katrin und Rainer Atzbach, Mittelalterliche und neuzeitliche Keramik aus Marburg. Die Grabung auf dem Gelände des ehemaligen Gymnasiums Philippinum (1973). Eine Studie zur Marburger Alltagskultur des 13. bis 18. Jahrhunderts, in: Thomas Schindler, Paul Jürgen Wittstock (Hrsg.), Keramik und Landesgeschichte (Marburger Beiträge zur hessischen Geschichte 20) Marburg 2008, S. 109-161

Erich Meyer-Heisig, Deutsche Bauerntöpferei. Geschichte und landschaftliche Gliederung, München 1955, S. 156 und Abb. 32



Kaffeekanne

Kanne, um 1830/1840, Marburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Fenchel, Horst

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Kurzbeschreibung
Irdenware mit aufgelegten Applikationen (Marburger aufgelegte Ware)
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Kaffeekanne (Marburger aufgelegte Ware), um 1830/40. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 1512

Marburger aufgelegte Ware

Kaffeekanne

Die Kanne zeigt die zylindrische, über der Standfläche leicht eingeschnürte Form mit schräg ansteigendem und unter dem Mündungsrand eingeschnürten Hals, die für die Marburger Ware typisch ist, sowie die dreizonige Farbgebung mit dunkelbrauner und hellrotbrauner Engobe und ihrer Gliederung durch Tropfendekor. Das aufgelegte florale Dekor aus dünnen Tonplättchen in Reliefmanier ist als rahmfarbene, dunkelbraune und grüne Pflanzenstaude mit fünf großen, rosettenförmigen Blüten gestaltet.

Der am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark zunehmende und nun auch von der Obrigkeit geduldete Kaffeekonsum breiter Bevölkerungsschichten war Auslöser für einen Innovationsschub des Marburger Töpfereigewerbes, der neben einer typischen Farbgebung und Dekorgestaltung die aufgelegten Applikationen hervorbrachte und der Marburger Ware eine europaweite Verbreitung bescherte. Die Formenvielfalt der Gebrauchskeramik wurde nun erweitert um die Kaffeekanne. Irdenware hatte gegenüber dem Steinzeug mit gesintertem Scherben den Vorteil, dass sie Temperaturschwankungen und das Wärmen auf der Herdplatte besser vertrug und die Glasuren farbenfreudiger und damit repräsentativer gestaltet werden konnten. Nach 1818/19 kamen daher vermehrt irdene Kannen mit aufgelegtem Dekor auf. Sie zeigen neben dem vermehrten Kaffeetrinken – nun auch bei der ländlichen Bevölkerung – den zunehmenden Bedarf an funktionalem Ziergeschirr, mit dem der Kaffeegenuss eine repräsentative Note erhielt, das billiger war als Porzellangeschirr und mit seinem üppigen Dekor auch mit dem aufkommenden Steingut konkurrieren konnte. Die aufgelegte Ware wurde nun zu einem Exportartikel, dessen Konjunktur erst mit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 einbrach.

Siegfried Becker

Thomas Schindler, Vom Kaffee zur Kanne. Marburger Aufgelegte Ware, in: Thomas Schindler, Paul Jürgen Wittstock (Hrsg.), Keramik und Landesgeschichte (Marburger Beiträge zur hessischen Geschichte 20), Marburg 2008, S. 163-188

Thomas Schindler, Marburger aufgelegte Ware. Dimensionen von Sachkultur, Diss. Marburg 2006

Bunte Kannen – Bunte Schüsseln. Marburger Töpferei des 19. Jahrhunderts, hrsg. vom Marburger Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und dem Freilichtmuseum Hessenpark, Marburg 2005





Wöchnerinnenschüssel

Schüssel, 19. Jahrhundert, Marburg

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Kurzbeschreibung
Irdenware mit aufgelegten Applikationen (Marburger aufgelegte Ware)
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Wöchnerinnenschüssel (Marburger aufgelegte Ware), Mitte 19. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 1524


Krankenkost aus der Nachbarschaft

Wöchnerinnenschüssel

Die im Juni 1896 in Gießen für den Geschichtsverein erworbene, gebauchte und am oberen Rand gekehlte, mit zwei Henkeln versehene Schüssel ist ein Beispiel für Gebrauchsgeschirr auf dem Land, das zugleich einen hohen Erinnerungswert an das Dorfleben in vorindustrieller Zeit hat. Der Deckel, mit drei Beinen für einen sicheren Stand auch auf unebenem Boden ausgestattet, ließ sich umgedreht als Teller verwenden.

Die Bezeichnung „Wöchnerinnenschüssel“ erinnert an die Verpflegung der Mütter, die „im Kindbett lagen“. Mit Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen hatte Landgraf Philipp der Großmütige eine Kirchenordnung erlassen, die „nach dem Exempel der alten Kirchen“ die Kirche zum Taufort erklärte. Die Taufe in der Kirche blieb bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als wenigstens im Winter die Haustaufe eingeführt wurde, die vorgeschriebene Regel. Bis zur Taufe des Kindes durfte die Mutter nicht über die Trauflinie (den „Dachtropf“) treten, also das Haus nicht verlassen. Die Sorge um die Gefährdung der Mütter und Kinder war wegen der enorm hohen Sterblichkeit groß, und das alte System der Nachbarschaftshilfe trug dazu bei, Kranke und Gebärende mit stärkender Kost zu versorgen. Krankenkost war in der Regel eine Taubensuppe. Junge, fast flügge Tauben gab es auf allen Bauernhöfen, denn Tauben mussten in der frühen Neuzeit wegen der Abgabe des Taubenzehnten in die herrschaftliche Falknerei von den Hufnern gehalten werden; sie waren damit zugleich Statussymbol, sorgten auf den Äckern für die Vertilgung der Unkrautsamen und für die Ernährung im Krankheitsfall. Mit Gerstengraupen gekocht, waren sie das zarteste und auch nahrhafteste Gericht, das in der alten Zeit auf dem Dorf gereicht werden konnte.

Siegfried Becker 

Siegfried Becker, Taubenerker an Bauernhäusern der Marburger Landschaft, in: Jahrbuch 2010 des Landkreises Marburg-Biedenkopf, S. 211-218

Töpferei des 19. Jahrhunderts aus Marburg. Mit Beiträgen von Karl Baeumerth, Alfred Höck und Angela Senf, Marburg 1992



Vivatglas

Trinkgefäß, 18. Jahrhundert, Thüringen

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Kurzbeschreibung
Farbloses Glas mit Tiefschnittdekor
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Vivatglas, Thüringen, 18. Jhd. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 1638

Ein Hoch auf die Marburger Universität!

Vivatglas aus dem 18. Jahrhundert

Das im 18. Jahrhundert in Thüringen gefertigte Vivatglas dokumentiert die Bedeutung der Studenten und ihrer Zusammenschlüsse innerhalb der Marburger Stadtgesellschaft während des 18. Jahrhunderts. Als fein gravierter Pokal mit Glasdeckel auf einem ebenfalls mit Garvierungen verziertem Fuß zeigt sich auf der Schauseite in einer Kartusche mit gekugeltem Rahmen die Botschaft: „Vivat Floreat Academia Marburgensis“, also „Es lebe, blühe die Universität Marburgs“. Dieser formelhafte Wunsch stellt nicht nur durch die Worte eine Beziehung zu der Marburger Universität her. Denn im 19. und 20. Jahrhundert benutzten studentische Verbindungen und landsmannschaftliche Vereinigung einer Universität „vivat, crescat, floreat“, also „lebe, wachse, blühe…“, mit dem Verbindungsnamen unter Verwendung der Anfangsbuchstaben als Basis für einen studentischen Zirkel, ein verschlungenes Emblem, das von den Studenten leicht zu entschlüsseln war. Bei dem Glas fehlt der Zirkel noch, es ist als Objekt mit allgemeinem Bezug zur Universität Marburg zu deuten, das vielleicht als Geschenk von Thüringen nach Marburg gelangte.

In die Sammlung kam es unter dem ersten Direktor des Universitätsmuseum, Albrecht Kippenberger, im Dezember 1958. Eine Besonderheit stellen die kleinen Haarrisse in Kuppa und Fuß dar, die als „Glaskrankheit“ bekannt und eine Folge von Korrosion sind.

Eva Bender

Terence Maloney, Glas. Erforschung und Anwendung des durchsichtigen Werkstoffs, Stuttgart 1970





Flachsbreche

Landwirtschaftliche Gerätschaft, 1890, Weipoltshausen

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Kurzbeschreibung
Flachsbreche aus Buchenholz
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Flachsbreche, 1890. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4190


Technik bäuerlichen Hausfleißes

Flachsbreche

Das ganz übliche, in jedem bäuerlichen Haushalt vorhandene Gerät diente zum Brechen des gerösteten und gedörrten Flachses, um die Holzanteile von der Faser zu trennen. Der Schwengel mit Handgriff und zwei hölzernen Schneiden an der Unterseite greift in drei Bretter ein, auf denen die trockenen Stengel gebrochen werden. Die Breche ist mit Blumenmotiven bemalt und trägt den Namen der Besitzerin: Elisabeth Aßler v. Weibaldshausen [Weipoltshausen bei Kirchvers] 1890. Elisabeth Aßler (1869-1906) heiratete 1890 den Zimmermann Ludwig Rein in Rodenhausen.



Flachsbreche

Landwirtschaftliche Gerätschaft, 1890, Weipoltshausen

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Flachsbreche aus Buchenholz
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Flachsbreche, 1890. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4190


Die Geräte zur Flachsverarbeitung gehörten noch bis ins 20. Jahrhundert als Repräsentation bäuerlichen Hausfleißes zur Aussteuer, die auf dem Brautwagen öffentlich gezeigt wurde, obwohl der Anbau von Lein (Linum usitatissimum) seit dem 19. Jahrhundert durch die amerikanische Baumwollproduktion und ihre Präsenz auf dem Weltmarkt verdrängt wurde. Schon 1844 wurde in Kurhessen über die rückläufigen Anbauflächen geklagt. In den Dörfern der Marburger Landschaft ist Lein aber noch für den Eigenbedarf in den bäuerlichen Haushalten wegen des hohen Gesindeanteils unter den Arbeitskräften und ihrer Naturalentlohnung sowie für die Spinnstuben angebaut worden. Zum Dörren des gerösteten Flachses wurden vereinzelt in den Gemeindebackhäusern, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet werden mussten, noch Dörröfen eingebaut. Ein wirklicher Wirtschaftsfaktor war der Leinanbau jedoch nicht mehr.



Flachsbreche

Landwirtschaftliche Gerätschaft, 1890, Weipoltshausen

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Kurzbeschreibung
Flachsbreche aus Buchenholz
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Flachsbreche, 1890. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 4190


Erst die nationalsozialistische Agrarwirtschaft reaktivierte die Flachsherstellung, um Fasern für die Gewebeproduktion verfügbar zu halten. 1938 wurde das Institut für Bastfaserforschung in Sorau in die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft aufgenommen: Der Leinanbau wurde wichtig, weil mit Kriegsbeginn spezieller, ertragsfähiger Öllein die Versorgungslücken an technisch verwertbaren Ölen schließen sollte. Und auch der Faserbedarf konnte nun nicht mehr durch Importe aus der Sowjetunion, dem bis dahin wichtigsten Handelspartner, gedeckt werden.

Siegfried Becker

Susanne Heim (Hrsg.), Autarkie und Ostexpansion. Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus (Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus 2), Göttingen 2002

Wie der Flachsbau in Kurhessen zu verbessern ist. Dringender Aufruf an den kurhessischen Landmann von dem Handels- und Gewerbs-Vereine zu Cassel, Cassel 1844



Haube zur Mädchentracht in den katholischen Dörfern um Amöneburg

textiles Gewebe, Textilkunst, um 1820/30, Amöneburg

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Kurzbeschreibung
Haube, sogenannter Schleier, für unverheiratete katholische Mädchen aus dem Amöneburger Becken
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Haube zur Mädchentracht in den kath. Dörfern um Amöneburg, um 1820. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 7338

Hut bei Schleier und Schleier bei Hut

Trachtenhauben aus der Marburger Landschaft

Gemeinsam ist den Hauben aus den katholischen und evangelischen Dörfern der reich bestickte Haubenboden. Gebunden wurden sie mit schwarzen Bändern unter dem Kinn; hinten fielen am unteren Haubenrand befestigte breite, farbige und zur Schleife gebundene Zierbänder in den Nacken.





Haube zur Tracht jungverheirateter Frauenin den evangelischen Dörfern um Marburg

textiles Gewebe, Textilkunst, um 1840/50, Amöneburg

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Kurzbeschreibung
Haube, sogenannter Schleier, für jungverheiratete Frauen in den evangelischen Dörfern um Marburg
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Haube zur Tracht ev. jungverheirateter Frauen, um 1840/50. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 7859

Wenn es in bäuerlichen Ehe- und Übergabeverträgen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts heißt, die Brautleute würden „Hut bei Schleier und Schleier bei Hut“ setzen, dann waren mit dieser alten Ehestandsformel für das nun gemeinschaftliche Vermögen die als „Schleier“ bezeichneten, aufwendig bestickten Überhauben mit halbrundem Haubenboden und im Nacken herabfallenden Schleifen gemeint, die zur festtäglichen Tracht über den Kappen (Stülpchen) getragen wurden. In den katholischen Dörfern um die Amöneburg waren die Hauben bis auf den Haubenboden mit breitem Moiréeband umhüllt, während die Schleier zur Tracht in den evangelischen Dörfern auch auf der Vorderseite bestickt waren und der Bandbesatz auf das untere Drittel der Haube beschränkt blieb. In der Farbordnung, dem Rot für Mädchen und unverheiratete junge Frauen, dem Grün für jungverheiratete und Schwarz für ältere Frauen, spiegelt sich die Bedeutung von Rang und Stand in der ständischen Gesellschaft, die auf dem Land auch noch im 19. Jahrhundert nachwirkte.





Haube zur Tracht in der späten Trauerzeit in den evangelischen Dörfern um Marburg

textiles Gewebe, Textilkunst, um 1840/50, Amöneburg

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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©Bildarchiv Foto Marburg / Foto: Scheidt, Thomas

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Kurzbeschreibung
Haube, sogenannter Schleier, für verwitwete Frauen in der späten Trauerzeit (Abtrauer)
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Haube zur ev. Tracht in der späten Trauerzeit, um 1840/50. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 7860


Die zahlreichen Trachtenhauben in der Sammlung des Geschichtsvereins gehen auf das Interesse zurück, das die Tracht der Landbevölkerung in der Zeit um 1900 fand.



Zeichnung von Ferdinand Justi

Grafik, 1876, Lohra

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesarchiv - Staatsarchiv Marburg

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Hessisches Landesarchiv - Staatsarchiv Marburg

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Kurzbeschreibung
Bild der Katharine Schorge aus Lohra, Zeichnung von Ferdinnd Justi, Lohra 1876
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Bild der Katharina Schorge aus Lohra. Zeichnung von Ferdinand Justi, Lohra 1876. Hessisches Landesarchiv - HStAM Best. 340 Justi Nr. 163


Ferdinand Justi (1837-1907), Professor für vergleichende Grammatik und germanische Philologie an der Marburger Universität, hatte die Tracht seit drei Jahrzehnten in vielen Aquarellen dokumentiert und in seinem „Hessischen Trachtenbuch“ beschrieben, das 1905 von der Historischen Kommission für Hessen herausgegeben wurde. Es zeigt das wachsende Interesse des Bürgertums an Dorf und Bauernkultur im Kontext der Heimatschutzbewegung, die ja eine Reaktion auf die Hochindustrialisierung war.



Collage "Frauen in Marburger Tracht"

Fotografie, 1890/1920, Marburg

Aus der Sammlung von

Hessisches Institut für Landesgeschichte

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©Hessisches Institut für Landesgeschichte

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Kurzbeschreibung
Fotografien von Frauen in Marburger Tracht

Die Modernisierung der Marburger Tracht drückte aber auch eine neue Formierung des bäuerlichen Selbstbildes aus. Großen Anteil daran hatte das Aufkommen der Porträtphotographie, die mit massenhaft in den Marburger Ateliers für den privaten Gebrauch produzierten Bildern im Visite- oder Cabinettformat zu den Repräsentationspraxen der Trachtträgerinnen beitrug.

Siegfried Becker

Petra Naumann-Winter, Andreas Seim, Verwandlung durchs Gewand. Trachtenbegeisterung im Marburg der Jahrhundertwende, Marburg 1996

Ferdinand Justi, Hessisches Trachtenbuch (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 1), Marburg 1905

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Ludwig Bickell



Ludwig Bickell

Fotografie, 1873, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg

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©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Porträtfotografie Ludwig Bickells auf einem Glasplattennegativ aus dem Jahr 1873
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Ludwig Bickell, Fotografie aus dem Jahr 1873, Bildarchiv Foto Marburg fm1521058


Als Sammler hessischer Altertümer, Orgelforscher, Denkmalpfleger und Fotograf erwarb sich Ludwig Bickell große Verdienste. Er galt aber auch als Sonderling, hatte zeitlebens Probleme im Umgang mit Geld und Schwierigkeiten, Angefangenes zu Ende zu bringen.

Am 13. September 1838 als Sohn eines höheren Beamten in Marburg geboren, studierte Ludwig Bickell nach dem Abitur 1860 bis 1864 in Marburg und Leipzig Kameralwissenschaften. Sein juristisches Referendariat brach er nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 jedoch ab. Nach dem Tod seiner Mutter 1868 – sein jüngerer Bruder war bereits 1858, sein Vater 1864 verstorben – reiste er über das Rheinland und Belgien nach England. Er hielt sich länger in London und anschließend in Paris auf, bevor er nach Marburg zurückkehrte. Neben seinen historischen und kunsthistorischen Interessen betrieb er auf der Reise Orgelforschungen.



Bickells Haus Kugelgasse 1.

Ludwig Bickell, Fotografie s/w, nach 1872, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg
Eigentümer: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Fotografie Ludwig Bickells, Glasplattennegativ nach 1872
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Haus Kugelgasse 1. Im „Copiefenster“, einem gläsernen Vorbau, fertigte er Abzüge von seinen Negativen an. Bildarchiv Foto Marburg fm810306a


Zwar konnte Bickell 1872 das Haus Ritterstr. 113, heute Kugelgasse 1, ersteigern, wohl mit Mitteln aus seinem Erbe. Er hatte aber nur unregelmäßige Einkünfte aus seiner Tätigkeit als Fotograf oder durch andere Aufträge und Zuwendungen. Zeit seines Lebens kämpfte er mit Schulden. In seinem Haus bewahrte Bickell Teile seiner Sammlungen auf und richtete ein Fotolaboratorium ein, vermietete aber offenbar auch an mehrere Parteien.

Seit 1866 hatte Bickell zunächst für sich, aber wohl bald in Abstimmung mit dem Hessischen Geschichtsverein, Zeugnisse des alltäglichen Lebens aus dem gerade untergegangenen Kurfürstentum Hessen gesammelt. 1875 wurde die Altertümersammlung des Marburger Zweigvereins erstmals präsentiert, Bickell fungierte als ihr Konservator. Bis zu seinem Tod trug er auf eigene und die Rechnung des Geschichtsvereins Baufragmente, Möbel, Kirchenausstattung, Keramik und andere Objekte zusammen.

Anfang 1892 wurde Ludwig Bickell für seine „litterarischen Leistungen“ auf dem Gebiet der Kunstgeschichte und seine „Verdienste um Sammlung, Erhaltung und bildliche Aufnahme“ der Kunstdenkmäler und Altertümer zum Ehrendoktor der Marburger Philosophischen Fakultät ernannt. Im April folgte die Einsetzung als Bezirkskonservator für den Regierungsbezirk Kassel. Damit hatte Bickell zum ersten Mal seit seinem Referendariat ein regelmäßiges Einkommen.



Ludwig Bickell (Altersbild)

Fotografie, um 1895, Marburg

Aus der Sammlung von

Bildarchiv Foto Marburg

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©Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Porträtfotografie Ludwig Bickells auf einem Glasplattennegativ um 1895
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Ludwig Bickell (um 1895). Bildarchiv Foto Marburg fm 810492a


In den folgenden Jahren konnte er sein Wissen und seine Kenntnisse zum Schutz von Kirchen und Rathäusern einsetzen. 1901 erschienen die Bau- und Kunstdenkmäler für Gelnhausen, Bickells wichtigste Publikation. Am 20. Oktober 1901 verstarb er plötzlich im Alter von 63 Jahren.

Ludwig Bickell vererbte seine eigene Sammlung, sein Haus mit dem Mobiliar und seine Schulden an den Marburger Geschichtsverein. Deshalb gehören auch Portraits aus der Familie Bickell dem Verein, darunter eines von Ludwig Bickell und seinem jüngeren Bruder Carl Theodor. Der Verkauf des Hauses war mit großen Schwierigkeiten verbunden und konnte erst im Juli 1914 zum Abschluss gebracht werden. Bickells private Sammlung blieb aber auf diesem Weg dem Geschichtsverein erhalten.

Katharina Schaal

Angus Fowler, Hausbesitz und Wohnungen der Familie Bickell in Marburg 1790-1901, in: Elmar Brohl, Gerhard Menk (Hrsg.), Ludwig Bickell (1838-1901). Ein Denkmalpfleger der ersten Stunde (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege 7), Stuttgart 2005, S. 226-250

Gerhard Menk, Ein „antiquitätischer Herr“. Leben und Werk des hessischen Denkmalpflegers und technischen Pioniers Ludwig Bickell (1838-1901), in: Elmar Brohl, Gerhard Menk (Hrsg.), Ludwig Bickell (1838-1901). Ein Denkmalpfleger der ersten Stunde (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege 7), Stuttgart 2005, S. 13-111



Ludwig Bickell (1838-1901) mit seinem Bruder

evt. Ludwig Christian Hach, Gemälde, um 1850, Marburg

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Eigentümer des Objekts: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, Zweigverein Marburg (Marburger Geschichtsverein e. V.)

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Quelle

Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Ölgemälde, um 1850
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Carl (1840-1858) und Ludwig Bickell (1838-1901), um 1850, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität, Inv.-Nr. 1.308

Der Sammler im Sammlungsgut

Kinderbildnis von Ludwig Bickell und seinem Bruder Carl Theodor

Das Doppelbildnis der Brüder zeigt sie in dunkler Kleidung. Nur die Kragen in Weiß und das Inkarnat der Gesichter sowie die aschblonden, schulterlangen Haare setzen helle Akzente. Carl hält in der Linken ein aufgeschlagenes Buch und zeigt mit der Rechten auf eine – offenbar bedeutsame – Stelle. Beide sind vor einem dunklen, neutralen Hintergrund dargestellt und blicken zum Betrachter. Ludwig (1838-1901) wurde in Marburg als Sohn von Carl Wilhelm Bickell (1796-1864) und Gertrude Wilhelmine geb. Giller (1803-1868), geboren. Er hatte fünf Geschwister, von denen jedoch nur noch sein zwei Jahre jüngerer Bruder Carl Theodor (1840-1858) das Kindesalter überlebte. Ihre Großmutter väterlicherseits, Anna Maria Bickell geb. Oeste (1765-1843), wurde 1835 von dem aus Hanau stammenden Ludwig Christian Hach (1799-1873) portraitiert, der seit 1829 in Marburg als Universitätszeichenlehrer wirkte. In der Marburger Bürgerschaft hatte er sich einen Namen als Portraitist gemacht. Demnach liegt es nahe, das Kinderbildnis der Brüder Bickell Hach zuzuschreiben. Es dürfte nach 1848-1850 entstanden sein. 1957 wurde es von Karl Johns, Weilburg/Lahn, restauriert.

Das Bild kam nach dem Tod Ludwig Bickells mit seinem Nachlass in den Besitz des Marburger Geschichtsvereins.

Jutta Schuchard

Samira Idrisu, Der hessische Denkmalpfleger als Kind. Ludwig Bickell mit seinem Bruder, in: Eva Bender, Ruth Fischer, Christoph Otterbeck (Hrsg.), Marburg. Stadtgeschichten 1222-2022, 2022, S. 74

Heinrich Meyer zu Ermgassen, Ludwig Bickell und seine Familie, in: Elmar Brohl, Gerhard Menk (Hrsg.), Ludwig Bickell (1838-1901). Ein Denkmalpfleger der ersten Stunde (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege 7), Stuttgart 2005, S. 113-225, hier S. 116, 126



Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Siegfried Becker, Eva Bender, Stefanie Funck, Ulrich Hussong, Ulrich Klein, Roswitha Kraatz, Karl Murk, Katharina Schaal, Konrad Schneider, Jutta Schuchard

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 19.07.2024 veröffentlicht.



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Die virtuelle Ausstellung Verborgene Schätze des Marburger Geschichtsvereins  wird veröffentlicht von:

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Biegenstraße 11
35032 Marburg


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Telefon:

06421/2822355


Fax:

06421/2822166


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museum@verwaltung.uni-marburg.de

Inhaltlich verantwortlich:

Philipps-Universität Marburg - Der Präsident
Prof. Dr. Thomas Nauss
Biegenstraße 10

35037 Marburg

Kurator*innen:

Dr. Carsten Lind, Dr. Katharina Schaal

 

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