Beschreibung der modernen Tänze
In den „Goldenen Zwanziger Jahren“ genoss der Gesellschaftstanz in Deutschland eine große Beliebtheit. Vor allem die aus Amerika kommenden Tanzstile, der Charleston, Jazztänze oder der Foxtrott, hatten sich schnell etabliert. Die Tanzlokale, die in Großstädten reihenweise eröffnet wurden, boten Gelegenheit, sich diesem Vergnügen hinzugeben. Zeitschriften zeugen von der Bedeutung des Gesellschaftstanzes nach den entbehrungsreichen Jahren des Ersten Weltkriegs. Broschüren wie diese ermöglichten, sich mit der Geschichte der Tänze, den Tanzbewegungen und der Musik vertraut zu machen. Von den Tänzern wurde allerdings die Einhaltung strenger Regeln erwartet.
Die Haltung muß also stets eine aufrechte sein. Der Herr umfaßt mit dem rechten Arm und der flach ausgestreckten rechten Hand die Taille der Dame und hält dabei den rechten Oberarm nach außen etwas gehoben, so daß die linke Hand der Dame auf dem rechten Oberarm des Herrn einen Stützpunkt findet. Es ist eine Unsitte mancher Damen, ihren linken Arm direkt um den Hals des Herrn zu legen. Der linke Arm des Herrn wird in Schulterhöhe seitlich in gebogener Form gehalten; ebenso der rechte Arm der Dame. […] Der Kopf des Herrn und der der Dame ist nach links gerichtet und bleibt während des Tanzes in dieser Stellung. Das Hin- und Herpendeln des Kopfes ist durchaus zu vermeiden. Die Füße befinden sich in einer geschlossenen Parallelposition.K. Meyer:
Die Entwicklung des modernen Gesellschaftstanzes, S. 3
Die einzelnen Kapitel erläutern neben der „Entwicklung des Gesellschaftstanzes” auch „Die Ausführung der modernen Tänze”, „Alte und moderne Tanzmusik” und liefern Tanzbeschreibungen für den Fox Trot, den Blues, den Boston, den Tango und den Charleston. Die Broschüre informiert ferner über die Tanzkleidung des Herrn und der Dame, Tanzstellungen, das Grammophon sowie die neuesten Modetänze.
Wollen wir nun zu einer allgemein geordneten Gesellschaftstanzkunst kommen, so muß vor allen Dingen das tanzende Publikum einsehen, daß der moderne Tanz erlernt und dauernd gepflegt werden muß. Es genügt nicht, wenn jemand planlos im Ballsaal hin- und herschiebt oder autodidaktisch sich bemüht, die und jene schwierigere Figur nach Kräften mißzuverstehen und zu verballhornen. Die einzelnen Tänze – gleich, welcher Art – müssen eingehend studiert werden und nur bewußtes Können führt zum Ziel. K. Meyer:
Die Entwicklung des modernen Gesellschaftstanzes, S. 3