UEBER FRAUENNAMEN AUS BLUMEN
»die innigste vorstellung glänzender, duftender schönheit«
Im schriftlichen Nachlass der Brüder Grimm finden sich auch Texte, die sich mit alltäglichen Phänomenen beschäftigen – beispielsweise »Ueber schenken und geben«, »Ueber das Verbrennen von Leichen« oder »Ueber den Schlaf der Vögel«.
In der 1852 für die Akademie der Wissenschaften verfassten Abhandlung Ueber Frauennamen aus Blumen geht es Jacob Grimm um die etymologischen Ursprünge dieser weitverbreiteten Tradition. Dazu stellt er zunächst Pflanzen, Tiere und Menschen gegenüber und markiert die wesentlichen Unterschiede, wobei sich aus dem Grad der Bewegungsfreiheit auch eine Rangordnung ergibt.
In der Hierarchie ganz unten angesiedelt, kommt der Pflanzenwelt jedoch eine einzigartige Auszeichnung zu: »An den blumen zieht uns auszer der schönheit ihrer schlanken, schnell aufschiszenden gestalt auch die entfaltung der reinsten farbe und des süszesten duftes an«.[30]
Aus dieser Faszination des Menschen an der geheimnisvollen Pflanzenwelt ließe sich schließlich auch der Gebrauch von Blumennamen für Frauen erklären, die »ursprünglich aus dem munde liebender ihren geliebten kosend gegeben und […] welche die innigste vorstellung glänzender, duftender schönheit darlegen«[31].