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JEROME BONAPARTE

»welche horrida tempora« [13]

 

Nach seinem Sieg über Preußen 1807 setzte Napoleon seinen jüngsten Bruder Jérôme Bonaparte als König des neu geschaffenen Königreiches Westphalen ein. Als napoleonischer Modellstaat erhielt das Königreich die erste deutsche Verfassung und das erste deutsche Parlament. In diesem Zuge wurden beispielsweise neben der Religionsfreiheit auch das Prinzip der Gewaltenteilung eingeführt und die Leibeigenschaft abgeschafft.

Dennoch wurde die französische Regentschaft in breiten Teilen der Bevölkerung als unwillkommene Besatzung empfunden – auch von den Brüdern Grimm. Aufgrund finanzieller Nöte seiner Familie trat Jacob Grimm 1808 zwar eine Stelle als »Königlicher Bibliothecar« bei Jérôme Bonaparte an, der ihm als Arbeitgeber genügend Freiraum für seine eigenen wissenschaftlichen Studien ließ. Aber als 1813 nach der Niederlage Napoleons und Jérômes Flucht der Kurfürst Wilhelm I. wieder ins Land zog, befanden sich auch die Brüder Grimm unter den Jubelnden. Wilhelm fertigte sogar Textdekor-Entwürfe für die neuen hessischen Kanonen an, die in den Befreiungskriegen gegen die napoleonischen Truppen eingesetzt werden sollten.

Diese politischen Erfahrungen haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Werke der Brüder Grimm von der Suche nach einer deutschen Identität geprägt sind und sie sich für die kulturelle und politische Einheit des Landes einsetzten.

 

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert von
Lidia Westermann

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