Aktuelles aus dem Archiv
In den 1910er Jahren dominierten zwei filmische Formen die Präsentation von Nachrichten auf der Leinwand: Erstens berichteten Aktualitätenfilme über ein Geschehen von Neuigkeitswert, indem sie Aufnahmen beispielsweise von einem Ereignis oder von darin involvierten Persönlichkeiten zeigten und in ihrem Titel und durch eine oder mehrere Texttafeln einen Bezug zur unmittelbaren Gegenwart herstellten. Zweitens präsentierten Wochenschauen nach dem Muster einer Tageszeitung Filmberichte zu ganz unterschiedlichen Geschehnissen, wobei sie in regelmäßigen Abständen unter einem gleichbleibenden Reihentitel erschienen. Eine Wochenschau dauerte gewöhnlich nicht länger als acht, ein Aktualitätenfilm nicht länger als zwei Minuten. Allerdings existierten auch Nachrichtenfilme, die deutlich längere Laufzeiten erreichten, indem sie etwa Material aus verschiedenen Wochenschauen oder Aktualitätenfilmen zu einem bestimmten Thema kompilierten.
Dieser formale Rahmen hatte bereits die filmische Berichterstattung über frühere Kriege wie etwa den Burenkrieg (1899–1902) oder die Balkankriege (1912–1913) geprägt. Er sollte auch die Berichterstattung über den Weltkrieg prägen. Da die jeweils aktuellen Kriegsereignisse in der Regel nicht gefilmt werden konnten, zeigten Hersteller von Aktualitäten und Wochenschauen häufig ältere Aufnahmen, die sie durch die Beifügung entsprechender Titel und Texttafeln auf die unmittelbare Gegenwart bezogen. So wurde zum Beispiel ein aktuelles Schlachtereignis, in dem eine bestimmte Einheit kämpfte, durch früher entstandene Bilder eben jener Einheit illustriert. Diese Praxis der kompensatorischen Substitution aktueller Aufnahmen vom Kriegsgeschehen lässt sich auch heute noch beobachten, doch anders als das gegenwärtige Publikum kannte man zur Zeit des Weltkriegs kaum andere Formen der filmischen Kriegsberichterstattung und war daher eher bereit, ihnen einen Nachrichtenwert zuzuerkennen.