Filmstars im Kriegseinsatz
In den 1910er Jahren gelangten Filmschauspieler und -schauspielerinnen erstmals zu Star-Ruhm. Eher als in Europa erkannten amerikanische Produktionsgesellschaften darin eine Möglichkeit zur wirkungsvolleren Vermarktung ihrer Filmprodukte und bauten Schauspieler und Schauspielerinnen systematisch zu Stars auf. In den Kriegsjahren hatte sich das Star-System in den Vereinigten Staaten bereits etabliert, während es in Europa noch in den Kinderschuhen steckte. (Dass man sich bald nach Kriegsende auch in Europa für die Stars des amerikanischen Kinos interessierte, zeigt die niederländische Vertriebsfassung einer amerikanischen Kurzdokumentation von 1919: Onze filmsterren)
Im Kontext des Kriegs traten amerikanische Filmstars vor allem 1918 prominent in Erscheinung: Da die Erlöse aus Kriegsanleihen, den Liberty bonds, zunächst hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, initiierte Finanzminister McAdoo für die Ausgabe der dritten Kriegsanleihe im Frühjahr eine aufwändige Werbekampagne. Bekannte Leinwandgrößen wie Marie Dressler, Theda Bara oder Charles Chaplin priesen die Anleihe dafür in öffentlichen Ansprachen an. Viele Stars traten darüber hinaus in einigen der rund drei Dutzend Werbefilme auf, die die US-Notenbank in diesem Zusammenhang produzieren ließ. Darin zogen etwa der bekannte Western-Darsteller William S. Hart als Cowboy (A Bullet for Berlin), die exzentrische Alla Nazimova als französische Untergrundaktivistin (A Woman of France) und der Dramenheld Sessue Hayakawa als General (Banzai) gegen die Deutschen zu Felde. In besonderem Maße engagierten sich Douglas Fairbanks und Mary Pickford, die 1917 bereits mit einer episodischen Reihe von „All Star“-Filmen für die zweite Kriegsanleihe geworben hatten. Charles Chaplin produzierte mit The Bond einen eigenen Film dieser Art, der für die europäischen Verbündeten in einer alternativen, für britische Anleihen werbenden Fassung verbreitet wurde.