Filmen an und hinter der Front
Die Zahl der Kameramänner, die während des Weltkriegs in Frontnähe arbeiteten, ist unbekannt. In Anbetracht der restriktiven Zugangsbeschränkungen, mit denen die kriegsteilnehmenden Staaten die Entstehung von Filmaufnahmen des Kampfgeschehens zu kontrollieren, zu begrenzen oder auch zu verhindern suchten, blieb sie aber wohl weit hinter der von späteren Kriegen zurück. Deutschland etwa erteilte im Ersten Weltkrieg nur eine Handvoll Drehgenehmigungen für Aufnahmen in Frontnähe, während es im Zweiten Weltkrieg zu Propagandazwecken Hunderte offizielle Kameramänner an die Kampfschauplätze entsandte.
Namentlich bekannt sind im Fall des Ersten Weltkriegs vor allem diejenigen Kameramänner, die schon zu ihrer Zeit als herausragende Könner ihres Fachs galten – was im zeitgenössischen Verständnis bedeutete, dass ihre Filme eindrucksvoll die Illusion heraufbeschworen, einer Schlacht beizuwohnen. Zu diesen Männern zählen insbesondere der Italiener Luca Comerio sowie die Briten John McDowell und Geoffrey Malins; letzterer hat sein Wirken auch in einem autobiographischen Bericht beschrieben. Für den deutschen Fall ist neben dem im Folgenden vorgestellten Wolfgang Filzinger etwa der Münchner Martin Kopp namentlich bekannt; letzterer drehte für die „Messter Woche“ an der Westfront.
Mitunter stellten die Produzenten von Nachrichtenfilmen Männer wie Kopp in Zwischentiteln oder auch im Bild dem Publikum vor. Damit etablierten solche Filme Rahmen- oder Suberzählungen über die gefahrvolle Arbeit ihrer Hersteller, die zusätzliche Spannung generieren sollten. Bis heute lebt diese Praxis in dem Vorgehen fort, in Fernsehnachrichten Korrespondenten vor der Kamera auftreten zu lassen und so als Persönlichkeiten mit Wiedererkennungswert zu inszenieren.