Die „Fächerstadt“ - Bauliche Entwicklung im 18. Jahrhundert
Unter den barocken Planstädten nimmt Karlsruhe durch seinen einzigartigen fächerförmigen Grundriss eine Sonderstellung ein. Dieser erregte bereits bei den Zeitgenossen großes Interesse und bildet bis heute einen Anziehungspunkt für Besucher. Die Tatsache, dass das Karlsruher Schloss im Zentrum einer radialen Anlage errichtet wurde, dürfte seiner ursprünglichen Bestimmung als markgräflicher Jagdsitz geschuldet sein. Denn diese erinnert stark an die damals verbreiteten Jagdsterne, die mittels eines radialen Wegenetzes eine bessere Nutzung der Wälder für die Jagd ermöglichen sollten. Im Zuge der Stadtgründung wurden dann die neun vom Schloss in südliche Richtung verlaufenden Radialstraßen für eine Bebauung bestimmt. Den südlichen Abschluss des Stadtplans bildete die horizontal zu den ausgewählten Wegen verlaufende alte Verbindungsstraße zwischen Durlach und Mühlburg.
Durch die Vorgabe von Baumodellen sollte der neuen Residenzstadt ein einheitliches und wohlgeordnetes Aussehen gegeben werden. Neubürger waren daher verpflichtet, sich beim Hausbau hinsichtlich Geschosshöhe, Größe und Fassadengestaltung nach einem von zwei Modellhaustypen zu richten. Welcher der beiden zur Anwendung kam, hing dabei von Standort und Art des Bauwerks ab. Wirtshäuser, repräsentative Gebäude und solche die am Schlossplatz entstanden, mussten sich nach dem zweigeschossigen Typus richten, alle übrigen Bürgerhäuser durften nur ein Geschoss aufweisen. Das dreigeschossige Schloss mit seinem noch höheren Schlossturm überragte so alle anderen Gebäude der Stadt. Letztlich wurden die baulichen Vorgaben aus unterschiedlichen Gründen nicht immer eingehalten und mit der Zeit kam es auch durch Umbauten zu Veränderungen.
Insgesamt aber vermittelte die Bebauung, wie auch Zeitzeugenberichte belegen, doch ein recht einheitliches Bild. Kreuz und quer wurde dagegen im südlich der Stadt gelegenen sogenannten Dörfle gebaut, denn dort galten keine Bauvorschriften. Die aus einigen Hütten der am Schlossbau beteiligten Handwerker entstandene Siedlung gehörte nicht zur Stadt und wuchs seit der Stadtgründung durch den Zuzug all jener, die nicht die nötigen Mittel besaßen, um das Bürgerrecht in der benachbarten Residenz zu erwerben. Dort konnte der Fächergrundriss bis zur Jahrhundertmitte weitgehend bebaut werden und am südlichen Stadtrand war der Marktplatz entstanden. Das gegenüber dem Marktplatz gelegene und im Fachwerkstil erbaute Schloss war ebenso wie viele Nebengebäude bereits 1750 stark renovierungsbedürftig.
Dem 1746 an die Regierung gekommenen Markgraf Karl Friedrich (1728–1811) zeigte sich das Gebäude in solch desolatem Zustand, dass er zunächst einen Neubau erwog, was aber an den hohen Kosten scheiterte. So wurde 1752 nur mit einer umfangreichen Renovierung der Schlossgebäude begonnen, die lediglich einige kleinere Anbauten vorsah. Den seit dem Tod Karl Wilhelms im Jahr 1738 vernachlässigten Schlossgarten ließ Karl Friedrich der damaligen Mode entsprechend in einen englischen Landschaftsgarten umgestalten, und erstmals auch der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Da dem neuen Landesherrn auch an einem repräsentativen Ausbau der Residenz gelegen war, ordnete er an, dass künftig nur noch Häuser aus Stein gebaut werden dürften und ließ zudem neue Stadttore errichten. Weitere bauliche Maßnahmen waren die Pflasterung der Straßen, die Anlage von Bürgersteigen und die Einrichtung einer Straßenbeleuchtung. 1797 legte dann Friedrich Weinbrenner (1766–1826) seine umfassenden Pläne für eine Erweiterung und klassizistische Umgestaltung der Residenzstadt vor, die das Bild der Stadt nachhaltig verändern sollten.