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Glossar

Arisierung: Bezeichnung der Nationalsozialisten für die Verdrängung der Juden aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben sowie die zwangsweise Überführung ihres Besitzes an nichtjüdische Besitzer. Seit dem 1. Januar 1939 war den Juden das Betreiben von Geschäften und Handwerksbetrieben sowie das Anbieten von Waren und Dienstleistungen offiziell verboten. Im Verlauf dieses Jahres wurden Gesetze erlassen, welche die Auflösung oder Enteignung aller jüdischen Geschäfte zur Folge hatten. Bis dahin hatten bereits zahlreiche Juden unter dem stetig wachsenden öffentlichen Druck ihre Geschäfte aufgeben. In der Regel mussten sie weit unter Wert verkaufen.

Armeekorps: Militärischer Großverband des Heeres. In Karlsruhe hatte das Generalkommando des XIV. preußischen Armeekorps seinen Sitz. In der Stadt befanden sich mehrere Einheiten dieses Verbands. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren über 5.000 Soldaten in der badischen Hauptstadt stationiert.

Brachliegen: Von einer Brache spricht man in der Landwirtschaft, wenn ein Acker unbebaut bleibt. In der Dreifelderwirtschaft, die bis ins 19. Jahrhundert betrieben wurde, wechselte man auf den Feldern im Jahresrhythmus zwischen Wintergetreide, Sommergetreide und Brache.

Burgflecken: Eine um eine Burg herum entstandene kleine, ländlich geprägte Siedlung.

Deutscher Bund: Im Zuge der Neuordnung Europas nach dem Sieg über Napoleon 1815 entstandener Zusammenschluss der deutschen Einzelstaaten unter Führung Preußens und Österreichs. Die meisten Mitgliedsstaaten des Bundes standen den zeitgleich aufkommenden freiheitlichen Ideen ablehnend gegenüber und versuchten, sie zu unterdrücken.

Dörfle, auch Klein-Karlsruhe: Im Zusammenhang mit dem Bau des Karlsruher Schlosses entstandene Siedlung von Tagelöhnern und Handwerkern, die auch nach der Stadtgründung weiterbestand und deren Einwohner zunächst direkt dem Markgrafen unterstanden. Das Dörfle erhielt 1795 den Gemeindestatus und wurde 1812 nach Karlsruhe eingemeindet.

Eiserne Front: Ende 1931 zur Verteidigung der Weimrar Republik gegründeter Zusammenschluss republiktreuer Organisationen. Die „Eiserne Front“ richtete sich zum einen gegen die kurz zuvor entstandene „Harzburger Front“, in der sich rechtsgerichtete antirepublikanische Kräfte organisiert hatten. Zum anderen war sie eine Reaktion auf die zunehmende Zahl gewalttätiger Übergriffe rechts- und linksextremistischer Zirkel.

Frankfurter Nationalversammlung: Im Zuge der Revolution von 1848 entstandenes erstes demokratisch gewähltes gesamtdeutsches Parlament, das in der Frankfurter Paulskirche tagte und eine Verfassung für ein vereintes Deutschland ausarbeitete. Diese Verfassung konnte dann aber nicht gegen die deutschen Fürsten durchgesetzt werden.

Frondienste: Leistungen, die unfreie Bauern im Rahmen des Feudalrechts für ihre Grundherren entrichten mussten. Meist handelte es sich um landwirtschaftliche Dienstleistungen auf den herrschaftlichen Gütern.

Fürstbischof: Ein Bischof im Fürstenrang, der zugleich die geistliche und weltliche Macht in einem Territorium ausübte. Solche Territorien wurden als Hochstifte bezeichnet.

Gottesgnadentum: Seit dem Frühmittelalter verbreitete Legitimation für monarchische Herrschaftsansprüche, die besagte, dass die Machtstellung der Herrscher von Gott verliehen sei.

Großherzogtum: Der Titel des Großherzogs fand erst mit Napoleon auf deutschem Gebiet Verbreitung. Im Zuge seiner Eroberungen schuf Napoleon Bonaparte (1769–1831) in Deutschland mehrere Großherzogtümer und erhob einige Fürsten, unter ihnen den Kurfürsten von Baden, zu Großherzögen. Nach Napoleons Niederlage durften sie ihre Titel aus Statusgründen behalten.

Hintersasse: Person, die von einem Grundherrn abhängig ist.

Impressionismus: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstandene Kunstrichtung, welche die Malerei nachhaltig beeinflusste. Mit neuen Techniken versuchten die Impressionisten, Farbtöne und Lichtstimmungen einzufangen. Meist arbeiteten sie im Freien. Bedeutende Vertreter dieser Kunstrichtung waren beispielsweise Claude Monet (1840–1926) und Auguste Renoir (1841–1919).

Karlsbader Beschlüsse: 1819 im tschechischen Karlsbad auf Veranlassung des österreichischen Politikers Clemens von Metternich (1773–1859) erarbeitete und von der Bundesversammlung in Frankfurt beschlossene Maßnahmen zur Überwachung und Bekämpfung liberaler und nationaler Tendenzen. Die deutschen Fürsten fühlten sich durch die freiheitlichen Forderungen der beginnenden Nationalbewegung und insbesondere der Burschenschaften bedroht. Letztere hatten auf dem Wartburgfest 1817 offen gegen die Obrigkeiten aufbegehrt. Unmittelbarer Anlass für die Karlsbader Beschlüsse war die Ermordung des als antinational und antiliberal geltenden Schriftstellers August von Kotzebue (1761–1819) durch den Burschenschaftler Karl Ludwig Sand (1795–1820). Folge der Beschlüsse waren u.a. die Wiedereinführung der Pressezensur, das Verbot der Burschenschaften und die Überwachung der Universitäten. Die entsprechenden Gesetze blieben bis 1848 in Kraft.

Klein-Karlsruhe: siehe Dörfle

Kochkiste: Wärmedämmend ausgekleidete Kiste, in die Töpfe mit erhitzten Speisen eingestellt werden, um dort ohne weitere Energiezufuhr fertig zu garen.

Konstitutionelle Monarchie: Bei dieser Staatsform wird die Macht des Monarchen durch eine Verfassung eingeschränkt. Sie ist Ausdruck des erstarkenden Einflusses des Bürgertums.

Kotzebue, August von: siehe Karlsbader Beschlüsse

Krapp: Traditionelle Färbepflanze, aus der rote Farbe gewonnen wurde.

Leibeigenschaft: Bezeichnet die in Deutschland seit dem Mittelalter verbreitete persönliche Verfügungsbefugnis eines Grundherrn über seinen Untertan.

Manufaktur: Zentralisierter Großbetrieb, in dem angestellte Arbeiter in arbeitsteiliger Tätigkeit bestimmte Produkte in Serie produzieren. Die neue Arbeitsorganisation ermöglichte eine Erhöhung der Produktion bei gleichzeitiger Kostensenkung. Mit dem Aufkommen der maschinellen Produktion entwickelten sich aus den Manufakturen Fabriken.

Neue Sachlichkeit: Eine in der Kunst und Literatur der Weimarer Republik verbreitete Strömung, deren Vertreter sich um eine objektive Darstellung der modernen Gesellschaft bemühten und vielfach Sozialkritik übten.

Pfälzischer Erbfolgekrieg: Von 1688 bis 1697 andauernder Krieg zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich, Großbritannien, Savoyen, den Niederlanden und Spanien um die Thronfolge im Kurfürstentum Pfalz. Südwestdeutschland war wegen seiner Lage an der Grenze zu Frankreich in besonderem Maße von Kämpfen und Truppendurchmärschen betroffen.

Privilegien: Vorrechte, die ein Herrscher einer einzelnen Person oder einer Personengruppe gewährt.

Realismus: Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Kunstrichtung, die sich als Gegenbewegung zur Romantik verstand und eine realistische Darstellung der Lebensumstände propagierte.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold: Auf Initiative der SPD in Reaktion auf republikfeindliche Gewalttaten und Aufstandsversuche aus dem rechten und linken politischen Spektrum 1924 zur Verteidigung der Weimarer Republik gegründet. Entwickelte sich zu einer der größten Massenorganisationen der Weimarer Republik.

Ringtennis: Bei dieser Sportart geht es darum, einen Gummiring so in das gegnerische Spielfeld zu werfen, dass der Gegner ihn nicht fangen kann. Es wird im Einzel oder Doppel über ein 155 cm hohes Netz gespielt. Ringtennis wurde zuerst als „Deck-Tennis“ auf Kreuzfahrtschiffen gespielt. Durch den Karlsruher Bürgermeister Hermann Scheider fand es in Deutschland Verbreitung. Auf dem Gelände des Ende der 1920er-Jahre in Karlsruhe entstandenen Rheinstrandbades Rappenwörth ließ Scheider 60 Spielfelder einrichten. Hier fand 1929 auch das erste große Ringtennis-Turnier statt.

Rote Armee Fraktion (RAF): 1970 gegründete linksradikale terroristische Vereinigung, die besonders in den 1970er-Jahren zahlreiche Morde und Anschläge in Deutschland verübte. Mit Christian Klar und Lutz Taufer gehörten auch zwei Karlsruher zur RAF.

Sand, Karl Ludwig: siehe Karlsbader Beschlüsse

Schultheiß: Im 18. Jahrhundert war der Schultheiß ein Gemeindevorsteher, der zugleich als Richter der niederen Gerichtsbarkeit fungierte.

Schutzbürger, auch Beisassen: Bewohner einer Stadt, die nicht im Besitz des vollen Bürgerrechts sind.

Schwurgericht: Im 19. Jahrhundert Bezeichnung für ein Geschworenengericht. Bei diesem sind vereidigte Bürger als Geschworene maßgeblich an der Urteilsfindung beteiligt.

Spätaussiedler: Die Menschen deutscher Abstammung aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa sowie dem asiatischen Teil der Sowjetunion, die aufgrund der deutschen Gesetzgebung für Flüchtlinge und Vertriebene einen besonderen Rechtsstatus erhielten wurden, ursprünglich als Aussiedler bezeichnet. Mit dem Inkrafttreten des Kriegsfolgenbereinigungsgesetzes 1993 wurde für sie die Bezeichnung Spätaussiedler geprägt.

Spanischer Erbfolgekrieg: Von 1701 bis 1714 währender Krieg um die spanische Thronfolge zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, Großbritannien und den Niederlanden auf der einen Seite und einer von Frankreich angeführten Koalition, der das Haus Savoyen, das Kurfürstentum Bayern und der Fürstbischof von Köln angehörten, auf der anderen. Südwestdeutschland war wegen seiner Lage an der Grenze zu Frankreich in besonderem Maße von Kämpfen und Truppendurchmärschen betroffen.

Stadtprivilegien von 1722: Der Privilegienbrief von 1722 bestätigte die den Karlsruhern 1715 zugestandenen Privilegien und regelte einige in diesem Zusammenhang unklare Details. Insbesondere enthielt er detaillierte Bestimmungen zur Organisation der Stadtverwaltung.

Stadtrecht 1752: Die in den Stadtprivilegien von 1722 auf 30 Jahre gewährten Sonderrechte für Karlsruher Bürger liefen 1752 aus. Daher mussten neue Regelungen getroffen werden.

Synagoge: Zentrale Einrichtung einer jüdischen Gemeinde. Die Synagoge dient nicht nur dem Gottesdienst, hier finden auch Gemeindeversammlungen, Bildungsveranstaltungen und hebräischer Sprachunterricht für die Kinder statt.

Traufständig: Im Gegensatz zur giebelständigen Ausrichtung der Häuser, bei der der Giebel eines Hauses zur Straße zeigt, bedeutet die Traufständigkeit, dass die Dachtraufe, also die breite Seite des Gebäudes, zur Straße ausgerichtet ist.

Volksfreund: Parteiorgan der Karlsruher Sozialdemokraten.

Wahlmänner: Spielen bei indirekten Wahlen eine entscheidende Rolle. In einem solchen System werden von allen Wahlberechtigten zunächst Wahlmänner bestimmt, die dann die Abgeordneten wählen.

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