Website-Kopfzeile

Weimarer Republik

 

Die Weimarer Zeit war in Karlsruhe wie in ganz Deutschland durch anhaltende wirtschaftliche Probleme und eine politische Radikalisierung geprägt. Während die politische Lage in Baden und auch Karlsruhe durch stabile Mehrheitsverhältnisse zugunsten der republikanischen Kräfte stabilisiert wurde, waren die wirtschaftlichen Probleme hier besonders ausgeprägt. Dies hing unter anderem mit dem Verlust Elsass-Lothringens zusammen, wodurch den Karlsruher Betrieben ein wichtiger Absatzmarkt verlorenging. Danben waren auch die Auflösung der Garnison, das Verschwinden des Hofes und die zeitweilige französische Besetzung der Pfalz und des Rheinhafens für die wirtschaftlichen Probleme der badischen Landeshauptstadt verantwortlich.

 

Aus der französischen Annexion Elsass-Lothringens resultierte die Ausweisung der dort lebenden Deutschen. 6.000 von ihnen mussten von Karlsruhe aufgenommen werden, was die ohnehin herrschende Wohnungsnot weiter verschärfte. Hier versuchte die Stadt, durch eigene Bauprojekte und die Förderung genossenschaftlicher Aktivitäten besonders den Bau günstiger Kleinwohnungen voranzutreiben. Mit der nach Plänen von Walter Gropius (1883–1969) gestalteten Dammerstocksiedlung zeigte sie ihre Offenheit für architektonische Neuerungen und erregte damit großes Aufsehen. Abgesehen vom Wohnungsbau konnten aus wirtschaftlichen Gründen in den Jahren zwischen 1919 und 1933 kaum größere öffentliche Bauprojekte umgesetzt werden.

 

Eine Ausnahme bildete die große Freizeitanlage des Rheinstrandbades Rappenwörth mit der ersten deutschen Ringtennisanlage. Mit der städtischen Vogelschutzwarte entstand hier auch ein weiteres Beispiel für den Bauhausstil in Karlsruhe. Aber nicht nur im Bereich der Architektur, auch auf dem Gebiet der Kunst setzten sich in der Fächerstadt nun zunehmend die Strömungen der Moderne durch. Dies hing auch damit zusammen, dass der starke konservative Einfluss des Hofes nun weggefallen war. An der aus der Akademie der Bildenden Künste und der Kunstgewerbeschule entstandenen Landeskunstschule lehrten mit  Wilhelm Schnarrenberger (1892–1966) oder Karl Hubbuch (1891–1979) wichtige Vertreter der Neuen Sachlichkeit; die Kunsthalle erwarb in dieser Zeit wichtige Werke des deutschen Impressionismus und des Realismus.

 

 

Im Zuge der Wahlen zur badischen Nationalversammlung am 5. Januar 1919 durften die Frauen erstmals in Deutschland ihr neu erworbenes Wahlrecht ausüben. In Karlsruhe hatten sie schon zuvor gleichberechtigt in den Gemeindeausschüssen der Kommunalveraltung mitgearbeitet, wo sie sich vorrangig im Bereich des Fürsorgewesens engagierten. Auf diesem Gebiet sah sich die Stadtverwaltung nun vor besondere Herausforderungen gestellt. So verursachte die anhaltend schlechte wirtschaftliche Lage in Karlsruhe während der Weimarer Zeit eine vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit, der man mit Notstandsarbeiten zu begegnen suchte.

 

Die durch die Inflation geprägten Nachkriegsjahre und dann wieder die 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise führten zur Verelendung weiter Bevölkerungskreise. Insgesamt 22 % der Stadtbevölkerung waren beispielsweise Ende 1932 auf Unterstützungsleistungen angewiesen. Auch in Karlsruhe konnten die Nationalsozialisten von der schlechten Gesamtlage politisch profitieren und aus den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung im November 1930 als stärkste Fraktion hervorgehen. Betrachtet man dazu noch die Land- und Reichstagswahlergebnisse, so wird deutlich, dass die Nationalsozialisten in Karlsruhe bereits Anfang der 1930er-Jahre eine große Anhängerschaft besaßen.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom

exihibition banner