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Friedrich Weinbrenner

 

Der Karlsruher Architekt Johann Jacob Friedrich Weinbrenner gehört mit Leo von Klenze (1784–1864) und Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) zu den bedeutendsten deutschen Vertretern des klassizistischen Baustils. Sein Wirken hat in Karlsruhe deutliche Spuren hinterlassen und prägt das Stadtbild bis heute. So verdankt ihm die Stadt den einzigen klassizistischen Marktplatz Europas mit einer Pyramide im Zentrum, die zugleich die Grabstätte des Stadtgründers ist. Der 1766 in Karlsruhe geborene Weinbrenner trat 1801 in Nachfolge von Wilhelm Jeremias Müller (1725–1801) das Amt des badischen Baudirektors an, das er dann bis zu seinem Tod 1826 inne hatte. Bereits im Jahr 1800 hatte er zudem eine private Bauschule in Karlsruhe gegründet, die 1825 zusammen mit der Ingenieurschule Johann Gottfried Tullas (1770–1828) die Basis der neu gegründeten Polytechnischen Schule bildete.

 

 

Zu Weinbrenners Schülern gehörte neben Karl Joseph Berckmüller (1800–1879), Friedrich Eisenlohr (1805–1854) und Friedrich Arnold (1786–1854) auch Heinrich Hübsch (1795–1863), Weinbrenners Nachfolger als badischer Baudirektor. Unter der Leitung Friedrich Weinbrenners vollzog sich dann Anfang des 19. Jahrhunderts die erste große Bauphase in der Residenz seit der Stadtgründung. Die Erschließung neuer Wohngebiete war damals dringend notwendig, da die Bevölkerung der Residenzstadt insbesondere auf Grund der 1771 erfolgten Vereinigung des Landes mit der Markgrafschaft Baden-Baden stetig zunahm. 1802 legte Weinbrenner daher einen Plan „zur Vergrößerung der hiesigen Fürstlichen Residenz“ vor.

 

 

 

Auf dieser Grundlage sollte der von Markgraf Karl Friedrich (1728–1811) angestrebte repräsentative Umbau des Stadtzentrums erfolgen und die spätere Stadterweiterung Richtung Westen eingeleitet werden. Das Herzstück der 1807 in Angriff genommenen klassizistischen Umgestaltung des Stadtzentrums bildete die vom Schloss bis zum südlichen Stadtrand reichende Schlossstraße, die 1844 in Karl-Friedrich-Straße umbenannt wurde und später zudem den Beinamen „Via triumphalis“ erhielt.

 

 

Am Schlossplatz beginnend durchlief sie mit dem Marktplatz, dem kreisrunden Rondellplatz und dem Ettlinger-Tor-Platz drei weitere klassizistische Platzanlagen. Um diese Abfolge möglich zu machen, musste die den bestehenden Marktplatz nach Süden abschließende Konkordienkirche entfernt werden. Das darin untergebrachte Grab des Stadtgründers überbaute Weinbrenner mit einer Pyramide, die bis heute zu den Wahrzeichen Karlsruhes zählt. Der als bürgerlicher Gegenpol zum Schlossplatz gestaltete Marktplatz wurde im breiteren nördlichen Teil mit Wohnhäusern bebaut.

 

 

Im südlichen Abschnitt entstanden mit  der evangelischen Stadtkirche und dem gegenüberliegenden neuen Rathaus klassizistische Monumentalbauten. Auch abseits der „Via triumphalis“ wurden zahlreiche weitere Gebäude nach Plänen Weinbrenners gebaut. Hier seien insbesondere die 1870 bei einem Brandunglück zerstörte jüdische Synagoge, die katholische Stadtkirche St. Stephan und die Münze erwähnt. Um ein möglichst einheitlich klassizistisches Stadtbild zu erreichen, entwarf Weinbrenner 1804 auch neue Modellpläne für zwei-, drei- und viergeschossige Steinhäuser, an die sich die Karlsruher Bauherren künftig halten mussten.

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