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Karl (von) Drais - Erfinder des Zweirads

3D-Scan einer Laufmaschine aus dem Nachlass von Karl (von) Drais (1785-1851) im Stadtmuseum Karlsruhe

Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn (1785–1851) gilt heute als der größte Erfinder seiner Zeit und wird in einem Atemzug mit Carl Benz (1844–1929) oder den Brüdern Wright genannt. Lange Zeit blieb dem genialen Tüftler aus Karlsruhe diese Anerkennung aber verwehrt, hing ihm doch schon zu Lebzeiten und lange über seinen Tod hinaus der Ruf eines verschrobenen Sonderlings an. Dieses Bild war hauptsächlich über gezielte Fehlinformationen und Karikaturen entstanden, die von den Anhängern des Studenten Karl Sand (1795–1820) verbreitet worden waren. Sie wollten sich auf diesem Weg an Drais' Vater rächen, der als Vorsitzender des Oberhofgerichts das Todesurteil gegen den Burschenschaftler Sand wegen dessen Mordanschlag auf den Dichter August Kotzebue (1761–1819) verhängt hatte.

 

 

Seine sicherlich bedeutendste Erfindung machte Drais 1817 mit der Entwicklung einer „Laufmaschine“, bei der es sich um das erste Zweirad der Welt handelte. Dieses bildete die Grundlage für die Entwicklung des Fahrrads in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bei einer Umfrage der britischen Zeitung „Times“ aus dem Jahr 2004 zu den wichtigsten Erfindungen wurde das Fahrrad auf den ersten Platz gesetzt. Hierzu dürfte auch die Tatsache beigetragen haben, dass inzwischen gezeigt werden konnte, dass das Fahrrad und nicht die Kutsche das entscheidende Vorbild bei der Konstruktion des ersten Automobils durch Carl Benz war.

 

Als Alternative zum Reitpferd wurde die Draissche „Laufmaschine“ begeistert aufgenommen. Seine Erfindung verschaffte Drais zunächst hohes Ansehen und brachte ihm die ehrenvolle Aufnahme in zwei wissenschaftliche Gesellschaften. Zwar verbreitete sich das Zweirad anfänglich rasch in Europa und auch darüber hinaus, es konnte sich aber letztlich nicht dauerhaft durchsetzen. Dies hing wesentlich damit zusammen, dass die neuen Gefährte wegen der schlechten Straßenverhältnisse nur auf den Bürgersteigen fahren konnten. Dies führte immer wieder zu teils schweren Unfällen und zog bald überall Fahrverbote nach sich.

 

Entscheidende Impulse für die Etablierung des Zweirads als Massenfortbewegungsmittel gingen dann erst von der Entwicklung des Niederrads mit Kettenantrieb in den 1880er-Jahren aus. Neben dem Zweirad ersann Drais noch ein Reihe weiterer zukunftsweisender Erfindungen. So konstruierte er bereits 1812 einen Klavierrekorder der die auf der Klaviertastatur gespielte Musik auf Papierband aufzeichnete und dabei erstmals auch die Lautstärke festhielt. Sein „Schreibclavier“ war 1821 die erste Schreibmaschine mit Tastatur.

 

1833 ersann Karl Drais einen „Holzsparofen", den er später zu einer „Kochmaschine“ weiterentwickelte, die erstmals nach dem Prinzip der „Kochkiste" arbeitete. Unter den Draisschen Erfindungen finden sich zudem zwei vierrädrige Fahrmaschinen und eine Tandemlaufmaschine. Zuletzt konstruierte er 1843 eine vierrädrige Eisenbahndraisine mit Tretmühle. Während der Revolution von 1848/49 zeigte sich Drais als überzeugter Demokrat und legte sogar seinen Adelstitel ab. Nach dem Scheitern des Aufstands wurde die Pension des Erfinders zur Deckung seiner Schulden beschlagnahmt und so war Drais nahezu mittellos, als er am 19. Januar 1851 in Karlsruhe starb.

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Karl (von) Drais - Erfinder des Zweirads