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Stadtentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Bei Kriegsende waren in Karlsruhe nur etwa 11.000 von 57.000 Wohnungen unbeschädigt geblieben und die Stadt zu ca. 34 % zerstört. Bevor der Wiederaufbau beginnen konnte, musste zunächst der Schutt entfernt werden. Durch die Gründung einer Aufräumungs-Arbeitsgemeinschaft und den Bau einer speziellen Trümmerbahn konnte der Schutt in Karlsruhe bereits bis Frühjahr 1950 beseitigt werden. Zu dieser Zeit konnten dann auch umfangreiche Wohnungsbauprojekte auf den Weg gebracht werden, was zuvor wegen des Mangels an Finanzmitteln und Baumaterialien nicht möglich gewesen war. So entstanden zwischen 1950 und 1959 27.543 neue Wohnungen in der Stadt, bis 1969 kamen noch einmal 25.396 dazu.

Als beispielhaftes Projekt des Siedlungsbaus erregte der 1957 begonnene Bau der Waldstadt großes Aufsehen. Die für 15.000 Menschen geplante Trabantenstadt setzte insbesondere durch die Vielfältigkeit der Bauformen Akzente. Neben der Waldstadt entstanden in der Nachkriegszeit noch weitere vom direkten Siedlungszusammenhang mit der Stadt losgelöste Siedlungen. Zudem wurde die Bebauung freier Flächen an den Rändern der Stadt vorangetrieben, wo seit 1954 auch die ersten Hochhäuser entstanden. Neben dem Siedlungsbau war der Wiederaufbau des Stadtzentrums vordringlich. Entlang der Karl-Friedrich-Straße mit dem Marktplatz und dem Rondellplatz wurden die Weinbrenner-Bauten rekonstruiert.

Die Kaiserstraße sollte dagegen zu einer modernen Geschäftsstraße ausgebaut werden. Bis 1964 erfolgte der Wiederaufbau des Karlsruher Schlosses, das seither das Badische Landesmuseum beherbergt. Die Ruine des Hoftheaters wurde dagegen ebenso wie die Überreste des  Ständehauses beseitigt. Viel Beachtung fand die nach Plänen Erich Schellings errichtete Schwarzwaldhalle, die als erste Halle Europas ein selbsttragendes Hängedach aus Spannbeton besaß. Ein schwerer Schlag für das Selbstverständnis Karlsruhes war der Verlust der Hauptstadtfunktion an Stuttgart im Oktober 1945. Um den damit ebenfalls drohenden Verlust ihrer zentralörtlichen Funktion zu verhindern, bemühte sich die Stadt verstärkt und durchaus erfolgreich um die Ansiedlung von Bundes- und Landesbehörden.

Ein städteplanerisches Großprojekt, das deutschlandweit Aufsehen erregte, das Stadtbild nachhaltig veränderte und für reichlich Konfliktstoff sorgte, war die Sanierung des „Dörfle“. Im Zuge der über drei Jahrzehnte andauernden Arbeiten wurden dabei weite Teile des 16,6 ha großen Gebiets abgerissen und neu bebaut.

Die betroffenen Bewohner mussten, teilweise gegen ihren Willen, in neu geschaffene Wohnungen in Stadtrandgebieten umziehen. Nur ein kleiner Teil des Dörfle blieb letztlich bestehen und kann heute noch eine Vorstellung vom ursprünglichen Charakter dieses Stadtteils vermitteln.

In den 1970er-Jahren führte eine Gemeindereform zur Eingemeindung von sechs Landgemeinden nach Karlsruhe. Die Einwohnerzahl der Stadt stieg damit um 31.000 Personen und es war ein Gebietszuwachs von 40 % zu verzeichnen. Mit dem „City Park“ ist in den letzten Jahren im Südosten Karlsruhes ein völlig neuer Stadtteil mit entsprechender Infrastruktur entstanden. Die Planungen für dieses auf ehemaligem Bahngelände durchgeführte Projekt wurden mit dem Städtebaupreis „Vom Reißbrett aufs Gleisbett“ ausgezeichnet.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

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