Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Mit einem Fackelzug feierten die Karlsruher Anhänger der NSDAP am Abend des 30. Januar 1933 die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Zwar stellten die demokratischen Kräfte im Landtag ebenso wie im Karlsruher Rathaus zu dieser Zeit noch die Mehrheit, mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten auf Reichsebene war aber auch in Baden das Schicksal des demokratischen Rechtsstaats besiegelt. Die neuen Machthaber begannen sogleich mit der Ausschaltung ihrer politischen Gegner. Vereine wurden verboten, die Gewerkschaften zerschlagen und die Vertreter demokratischer Parteien verhaftet, inhaftiert und vielfach misshandelt.
Die Verschleppung sieben führender Sozialdemokraten in das Konzentrationslager Kislau am 17. Mai 1933 inszenierten die Nationalsozialisten, indem sie die Politiker in einem offenen Wagen durch Karlsruhe fuhren. Unter ihnen befand sich auch der jüdische Karlsruher Rechtsanwalt Ludwig Marum (1882–1934), der sich als Reichs- und Landtagsabgeordneter gegen die Nationalsozialisten engagiert hatte. In der Nacht vom 28. auf den 29. März 1934 wurde er in Kislau von SA-Männern ermordet und war damit das erste Karlsruher Todesopfer des nationalsozialistischen Terrors.
Zu antisemitischen Ausschreitungen war es in Karlsruhe bereits am 13. März 1933 gekommen, am 1. April 1933 folgte der reichsweit koordinierte Boykott jüdischer Geschäfte, Rechtsanwälte und Ärzte. Juden wurden in der Folgezeit entlassen, aus den Vereinen ausgeschlossen, zahlreiche jüdische Geschäfte wurden „arisiert“. Die Nürnberger Gesetze trugen 1935 zu einer Verstärkung der gesellschaftlichen Stigmatisierung der jüdischen Bevölkerung bei und im Zuge der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden bis zu 500 Karlsruher Juden verhaftet und nach Dachau deportiert. Diejenigen von ihnen, die nachweisen konnten, dass sie binnen kürzester Zeit auswandern würden, wurden wieder freigelassen.
Beide Karlsruher Synagogen wurden damals niedergebrannt, wobei das jüdische Gotteshaus in der Kronenstraße wieder gelöscht wurde, da sich ein Benzinlager in der Nähe befand. Die jüdische Gemeinde musste ihr Gotteshaus dann auf eigene Kosten abreißen lassen. Am 22. Oktober 1940 erfolgte die Deportation aller verbliebenen Juden aus Baden und der Pfalz, darunter 945 aus Karlsruhe, in ein Internierungslager im südfranzösischen Gurs. 210 Karlsruher Juden fanden in Südfrankreich den Tod, etwa 350 wurden zwischen 1942 und 1944 in den Vernichtungslagern im Osten ermordet.
Die ebenfalls aus rassischen Gründen verfolgten ca. 200 Karlsruher Sinti und Roma waren schon 1940 in polnische Ghettos, Arbeits- und Konzentrationslager gebracht worden. Nur wenige Karlsruher hatten den Mut, sich dem nationalsozialistischen Terrorregime entgegenzustellen. Einer von ihnen war der Rechtsanwalt Reinhold Frank (1896–1945), der wegen seiner Zugehörigkeit zur Widerstandsgruppe des 20. Juli am 23. Januar 1945 in Berlin hingerichtet wurde. Organisierter Widerstand kam in Karlsruhe aus den Kreisen der SPD und KPD sowie der Zeugen Jehovas.
Im Zweiten Weltkrieg gehörte Karlsruhe zu den ersten Städten, die Flächenangriffen der Alliierten ausgesetzt waren, erstmals markierten hier Leuchtbomben die Ziele. Insgesamt sind 135 Luftangriffe auf Karlsruhe belegt, wobei die schwersten in das Jahr 1944 fielen. 1.745 der rund 12.000 Karlsruher Kriegsopfer starben bei Luftangriffen. Als die Franzosen in die Stadt einmarschierten, lebten hier nur noch 60.000 Personen, darunter mehrere Tausend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.