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Zu Mythen und Monumenten

Die Forschungsreise von Konrad Theodor Preuss nach Kolumbien (1913-1919)

Im Jahre 1913 unternahm der Kustos Konrad Theodor Preuss in einer Mission des damals Königlichen Museums für Völkerkunde eine Forschungsreise nach Kolumbien, die für das archäologische Gebiet um San Agustín von großer Bedeutung sein sollte.

Das 100-jährige Jubiläum seiner Forschungen in Kolumbien war Anlass für eine erneute Beschäftigung mit Leben und Werk des Amerikanisten. Die Bewertung seiner Leistungen und Bedeutung wird heute kontrovers diskutiert.

Preuss hatte sich zum Ziel gesetzt, die rätselhaften Steinfiguren von San Agustín erstmals umfassend zu dokumentieren. Sie sind in ihrer Anzahl, Größe, Ikonographie und nicht zuletzt, was die Qualität der Steinarbeiten betrifft, für das nördliche Südamerika einzigartig.

Seine Arbeiten in San Agustín waren Ausgangspunkt für spätere systematische archäologische Grabungen und die Sicherung der Skulpturen in einem archäologischen Park, der seit 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört; 21 monumentale Skulpturen hatte Preuss für das Königliche Museum für Völkerkunde nach Berlin verschiffen lassen.

Ein bleibender wissenschaftlicher Beitrag von Preuss sind seine sehr genauen Textaufnahmen bei verschiedenen indigenen Gruppen. Diese Mythen und Gesänge hat Preuss erstmals schriftlich festgehalten. 

Die von Preuss angelegten Sammlungen befinden sich bis heute im Ethnologischen Museum in Berlin. Seine Aufzeichnungen sind historische Dokumente und zugleich eine Fundgrube unter anderem für Linguisten, Ethnologen oder Religionswissenschaftler.

Gegenstand der aktuellen Diskussion um die Rolle von Konrad Theodor Preuss sind drei Aspekte: 

Es geht um die Rechtmäßigkeit seiner Erwerbungen, die schon damals nicht unumstritten waren. Einige der archäologischen Objekte werden aktuell von der Gemeinde San Agustín als Teil ihres kulturellen Erbes zurückgefordert. 

Methodisch wird kritisch gesehen, dass Preuss, der primär an ethnologischen Zusammenhängen und Deutungen interessiert war, keine fachgerechten, präzise dokumentierten Grabungen durchgeführt hat.

Und schließlich wird seine Tätigkeit im Kontext der Diskussion um postkoloniale Beziehungen und den Umgang mit kulturellem Erbe neu bewertet.

Die virtuelle Ausstellung möchte die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild der zum Teil widersprüchlichen Facetten seiner Forschungsreise nach Kolumbien zu machen.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom
Ethnologischen Museum, Berlin

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