Die Forschungsreise nach Kolumbien
Als Preuss im Alter von 44 Jahren nach Kolumbien reiste, war er sich bewusst, dass diese Reise wohl seine letzte mehrjährige Expedition sein würde. Mit der Wahl der Forschungsregion wollte er sich offensichtlich thematisch und regional von seinem Lehrer Eduard Seler abgrenzen, der in der Mexikanistik eine Monopolstellung beanspruchte.
Grabungen und Feldforschung
Charakteristisch für seine Arbeitsweise ist, dass Preuss archäologische Grabungen rund um San Agustín mit ethnologischen Feldforschungen kombinierte, von denen er sich auch Aufschlüsse über die Bedeutung der antiken Steinskulpturen erhoffte.
Der Ort, wo ich mit Ausgrabungen beginnen möchte, liegt in der Nähe des Dorfes San Agustin bei Timaná am oberen Magdalena. Von dort kennt man seit etwa 1850 grosse Steinfiguren bis zu 4 m Höhe, die einige mal im Vorübergehen besucht sind, ohne dass mehr als ungenaue Skizzen einzelner Monumente gewonnen wurden.Schreiben von Preuss an Minister Trott zu Solz
vom 26. November 1912
So führte ihn sein Weg zunächst vom hochgelegenen Oberlauf des Rio Magdalena in das angrenzende Amazonasbecken. Dort dokumentierte er nicht nur die materielle Kultur der Uitoto, sondern erfasste in monatelanger mühseliger Arbeit Wort für Wort ihre Sprache. Ähnliche Feldstudien führte er später bei den Kágaba (im Spanischen auch: Kogi) im küstennahen Gebirge der Sierra Nevada de Santa Marta durch.
Inzwischen war der erste Weltkrieg ausgebrochen und der zivile Schiffsverkehr unterbrochen. Deshalb konnte Preuss erst nach Kriegsende, und damit sehr viel später als geplant, nach Berlin zurückkehren. Die Wartezeit in dem Städtchen La Esperanza nutzte er zur Aufarbeitung seiner Aufzeichnungen und zur Vorbereitung der entsprechenden Publikationen.