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Gustaf Dalman hielt nicht viel von Knipsern. Wenn der deutsche Palästinakundler ab 1899 zwischen Aleppo und Alexandria unterwegs war, ließ er sich Zeit. Er beobachtete, griff zum Notizbuch und zur Kamera: sachlich, stilvoll, immer auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber, sei es nun ein Mensch oder ein Klappspaten. Bis zu seinem Tod im Jahr 1941 sammelte Dalman in Greifswald rund 20.000 eigene und fremde Fotografien einer Kulturlandschaft auf dem Sprung zur Moderne.
Dieser europaweit einmalige Bestand wird in der Ausstellung "Das gelobte Land der Moderne" erstmals verglichen mit den Aufnahmen deutscher Reisender nach 1948, nach der Gründung des Staates Israel. Manche suchten hier mit der Kamera das Altertümliche, andere die Zeichen einer neuen Zeit. Quer durch die Jahrzehnte fügen sich die Fotografien heute zur vielschichtigen Topografie einer Region, die drei Weltreligionen und ungezählten Kulturgläubigen als heilig gilt.
Triest: Die letzte Verbindung zum Festland wird gezogen.Der Düsseldorfer Georg Goldstein – Arzt, Jude und "Sportfotograf" – auf der Rückseite seiner Aufnahme der Palästina-Überfahrt von 1934
Mitte des 20. Jahrhunderts nähert man sich der Kulturlandschaft Palästina meist noch mit dem Dampfschiff. Auf Zwischenstation in Athen, Venedig, oder Zypern tauchen die Reisenden schon in die antike mediterrane Welt ein. In den 1960er Jahren treten dann die Airlines mit ihren futuristischen Flughäfen gezielt in die mondäne Tradition der Schifffahrt ein. Im El-Al-Flugzeug wird die fremde Kultur oft zum ersten Mal in Essen und Schrift greifbar: z. B. im Prospekt "Flying Kosher", den eine Israel-Reisende 1969 später in ihr Fotoalbum klebt.
In den 1970er und 1980er Jahren, als das Fliegen zur Routine wird, entscheiden sich einige Gruppen bewusst gegen den Massentourismus. Mit Zug und Schiff will man sich, vielleicht einer Pilgerreise vergleichbar, dem fernen Ziel langsam annähern. Wieder andere bringen mit dem eigenen VW-Käfer oder Bus auch ein Stückchen Heimat in die Kulturlandschaft Palästina.
Als wir von israelischer Erde abheben schwöre ich mir: so bald ich kann möchte ich dieses Land und seine Menschen wiedersehen und -erleben.Der Hamburger Architekt Friedhelm Grundmann in seinem privaten Reisebericht zum 17. März 1985
In Ermangelung sonstiger Altertümer warfen wir uns auf das Studium der Pflüge, untersuchten und photographierten sie mit Liebe und Inbrunst, als seien wir extra ihretwegen nach Palästina gekommen.Der Theologe Hugo Greßmann 1908 über seine Studienreise mit dem Palästinakundler Gustaf Dalman
Ob Pilger, Bildungsreisende oder Badegast, alle Besucher des Heiligen Lands bringen Fotos mit nach Hause. Manche dokumentieren die historischen Stätten, anderen suchen die Zeichen einer neuen Zeit. Auf vielen Bildern treffen sich alte und neue Welt. Der Illustrator Miroslav Šašek benennt diesen Kontrast in seinem Kinderbuch "This is Israel" 1962 treffend: "Bibles and Boeings, Camels and Cadillacs".
Jeder Reisende sucht in diesem Spannungsfeld auch bildhaft ein Stück Heimat. Im Ramesseum von West-Theben beispielsweise fotografiert die Judaistin Martina Strehlen 1986 ihre Füße – zwischen zwei antiken Fußpaaren. Aus einem ungewohnten Blickwinkel stellt sie ein Stück Nähe her, verortet sich für einen Moment im Alten Ägypten.
Der Beduine auf der Eisenbahn, der syrische Bauer, der zum Buttermachen einen thüringischen Milchseparator benutzt, […] alles das sind Bilder, die weder zu biblischen Erzählungen, noch zu den Märchen aus 1001 Nacht stimmen wollen.Der zionistische Autor und Verleger Davis Trietsch 1916 in seinem Band "Bilder aus Palästina"
Zum Sehen bedarf man der Zeit und Ruhe.Der Palästinakundler Gustaf Dalman 1909 in seinen Ratschlägen für Palästina-Reisende
Mit dem Tourismus kommt auch die Fotografie in die Kulturlandschaft Palästina. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt sich rasch eine professionelle Infrastruktur. Auf kunstvoll arrangierten Bildern kann sich jeder den Orient nach Hause holen. Anfangs müssen die Motive noch auf empfindliche Glasplatten gebannt werden. Später können Knipser auf flexibles Filmmaterial zurückgreifen.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg lässt sich mit der Kleinbildkamera der eine besondere Moment einfangen. Immer mehr Amateure begeistern sich für die Technik – Fotografie wird günstiger, lebendiger, persönlicher. Auf Exkursionen nutzt man die neuen Möglichkeiten für Motive aus der Bewegung heraus: über den Sattelknauf und zwei Pferdeohren hinweg.
Bisher habe ich alles gut überstanden und freue mich sehr an allem, was es zu sehen gibt, wenn man auch nicht alles sofort verkraftet.Der Theologe Alfred Jepsen im April 1955 auf einer Postkarte aus Ramallah
DIE Reise meines Lebens!Der Theologe Günter Haufe rückblickend über seine Israel-Jordanien-Reise von 1979
Bei einer Reise in die Kulturlandschaft Palästina sind die Erwartungen ebenso hoch wie die Befürchtungen: Wie steht es mit der Sicherheit? Wird man finden, was man erhofft? Diese Atmosphäre verbindet eine Gruppe oft zur intensiven Gemeinschaft. Vor Ort treffen die Besucher auf die verschiedensten religiösen und ethnischen Gruppen. In den 1980er Jahren präsentiert Israel diese spannungsreiche Vielfalt gerne als friedliches Miteinander – so auch im farbenfrohen "Heiliges Land Quartett" für Touristen.
Wieder daheim, nutzt man die Reisebilder, um Erinnerungen und Netzwerke zu formen und zu pflegen. Fotografien werden in Alben geklebt, an Dia-Abenden vorgeführt und nicht selten veröffentlicht. Spätestens in der Zusammenschau eigener Motive mit Kaufbildern und den Aufnahmen von Mitreisenden, im Vorführen und Erzählen in der Gruppe, gerät Reisefotografie dann endgültig zum Gemeinschaftsprodukt.
Tourists taken in native costumes.Werbezeile auf einer Negativ-Hülle des Jerusalemer Fotostudios Raad im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
Bedenken, die kamen, wegen der Unruhen in Israel, schob ich einfach beiseite.Elisabeth Bäcker rückblickend im Tagebuch ihrer Israel-Reise von 1981
In der Fremde sind selbst alltägliche Dinge spannend. Oft reicht schon eine fremdartige Beschriftung oder eine exotische Farbgebung, um ein Objekt interessant zu machen. Das ein oder andere Stück nimmt man mit nach Hause – und sei es nur als Foto. Hier dient es als Beleg für ein kleines Abenteuer, als Gesprächsanlass für die Urlaubsanekdote.
Manche Erinnerungsstücke bleiben ganz privat, andere werden mit Etikett und Inventarnummer zum Teil der Forschung. Vom Wasser aus dem Toten Meer bis zu (wie hier) den verschiedenen Mahlgraden von Getreide – der Palästinakundler Gustaf Dalman will mit seiner Greifswalder Sammlung ab 1920 ein möglichst umfassendes Bild der Kulturlandschaft Palästina zusammensetzen.
Mehr Bilder und Hintergrundinformationen zum Projekt "Das gelobte Land der Moderne" finden sich im Begleitbuch:
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Bildnachweis der Zwischentitel-Bilder
Quellen der Zitate (in der Reihenfolge ihres Erscheinens)
Diese Ausstellung wurde am 20.03.2020 veröffentlicht.
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